Bergstolz Issue No. 103

44 TRAUMBERUF HEL IGUI DE Bergstolz Ski & Bike Magazin • 01 | 2022 Was willst du mal werden? Diese Frage stellen Erwachsene oft Jugendlichen. Die Antworten ähneln sich häufig. Bei den Jungs: Feuerwehrmann, Polizist, Agent. Bei den Mädels: Tierärztin, Krankenschwester oder Model. Falsche Antwort, oder? Wir sind schließlich Skifahrer. Daher ist es naheliegend sich für Berufe in diesem Genre zu entscheiden. Skilehrer, Prorider oder, na klar Heliskiguide! Deshalb meine Frage an Jordan Stiefvater: „Warum bist du Heliskiguide? Ist es nicht langweilig ständig betuchte Kunden auf irgendwelche tief verschneite Abfahrten zu elevieren? Und wie bist du aufs professionelle Skifahren gekommen?“ Auf meine Fragen reagiert er fast entsetzt. „Nun, mit drei Jahren habe ich bereits mit dem Skifahren begonnen. Wie damals üblich ging es weiter auf konventionelle Art. Rennen, Slalom, Super G. Später Freestyle und Slopestyle im Park. Ich wollte beruflich unbedingt etwas mit Skifahren machen. Irgendwann ging mir ein Licht auf. Selbst wenn ich es an die Spitze schaffen würde und ich im Moment gut davon leben könnte was mach ich, wenn ich älter werde und die Knochen nicht mehr so hundertprozentig an der Stelle sitzen? Schnell erwachte in mir die Idee, Heli- bzw. Skiguide zu werden. Hier hätte ich regelmäßiges Einkommen und trotzdem ein andauerndes Tiefschnee Perpetuum Mobile. Daher landete ich bereits im zarten Alter von 20 Jahren beim Heliskipapst Mike Wiegele im kanadischen British Columbia. Hier lernte ich alles was zum Skikönnen an Alpinwissen noch dazu gehört.“ Nun sitzen wir hier. In dem großzügig geschnittenen, aber urgemütlichen Log Chalets des Wiegele Imperiums und trinken deutsches Weißbier. Die Mauern sind aus dicken geschälten Baumstämmen gefertigt. Jeder einzelne würde einen prächtigen Maibaum am Münchener Viktualienmarkt abgeben. Die ersten Hotelgäste mäandern bereits neugierig ans reichhaltige Buffet. In der Hochsaison zählt das Unternehmen 35 Guides zu je zwei auf zehn Hubschrauber verteilt. Wenn jede Gruppe gut zehn Gäste umfasst und das Fluggerät ununterbrochen Skifahrer nach oben bugsiert, kann es das Ressort locker mit einem Alpinimperium in Kitzbühel oder St. Moritz aufnehmen. Sowohl vom Standard als auch von der Gästeauslastung. Zuwachs eher steigend. Und das obwohl Umweltbewusste die Rolex-Aufstiegsvariante eher ablehnen. Vielleicht ist das wie mit den SUV´s. Da steigt die Nachfrage ebenfalls nach wie vor. Nach einem kurzen Schluck holt der Vierunddreißigjährige weiter aus: „Mir taugt es hier. Die Mitarbeiter und die Unterstützung sind einzigartig. Am liebsten würde ich bis zu meiner Rente dableiben.“ Auf die Frage wie viele Skitage bei ihm pro Saison zusammenkommen muss ich neidisch schlucken: „Rechne es dir aus: Achtzehn Wochen mal sechs Tage. Gut, ein paar Downdays musst du abziehen…“ Das tue ich sogleich: „Abgerundet wären Foto & Text: Franz Faltermaier Traumberuf Feuerwehrmann? Heliguide in Kanada

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