Bergstolz Issue No. 102

56 K I R G I S TA N GO Bergstolz Ski & Bike Magazin • 12 | 2021 Kirgistan Kirgistan oder Kirgisistan ist ein knapp 200.000 km² großer Binnenstaat in Zentralasien mit rund 6,5 Millionen Einwohnern. Er grenzt im Norden an Kasachstan, im Osten an China, im Süden an Tadschikistan und im Westen an Usbekistan. Hauptstadt und mit rund 1 Million Einwohnern größte Stadt der ehemaligen Sowjetrepublik ist Bischkek. Das Tian Shan Gebirge Der Tian Shan, das „himmlische Gebirge“, zieht sich auf ca. 2.500 Kilometern Länge und 400 Kilometern Breite durch fünf Länder: Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan, Usbekistan und China. Der höchste Berg des Tian Shan ist der Jengish Chokusu, der mit seinen 7.439 Metern gleichzeitig auch der höchste Gipfel Kirgisistans ist. 2013 wurde der chinesische Teil des Tian Shans zum UNESCOWeltkulturerbe erklärt, 2016 folgte dann der westliche Tian Shan. Ala-Archa Nationalpark Der rund 200 km² große Hochgebirgs-Nationalpark befindet sich im KirgisischenAlatau, einemTeil des Tian Shan, rund 40 km südlich der Hauptstadt Bischkek im Gebiet Tschüi. Anreise Flüge von München nach Bischkek gibt es ab ca. 500 Euro.Von dort nimmt man am einfachsten ein Taxi in den rund 40 Kilometer entfernten Ala-Arche Nationalpark. Guiding AK-SAI Travel ist ein Reiseanbieter, der sich auf Zentralasien spezialisiert hat und nicht nur Berg- und Abenteuertouren anbietet, sondern auch Kulturreisen.Wenn sich jemand auskennt, dann sind sie das. www.ak-sai.com Basislager Die Ratcek Hütte bildet das Basecamp für die meisten Abenteurer in dieser Gegend und liegt auf ca. 3.200 Metern Seehöhe. Sie bildet den Ausgangspunkt für den weiteren Aufstieg zum Korona Refuge, liebevoll auch „Hotel Korona“ genannt, auf 3.700 Metern. I N F O B O X Jurte mit Sauna Das Gelände um die berüchtigte Kumtor-Goldmine sah skifahrerisch wirklich vielversprechend aus. Diese Mine, die auf 4.000 Metern liegt und sich 590 Meter tief in den Berg gräbt, birgt noch immer einige Geheimnisse. Jährlich werden hier zwischen 15 und 23 Tonnen reines Gold abgebaut, und wie man sich denken kann, glänzen einige dieser Geheimnisse nicht wie Gold, sondern sind eher ziemlich schmutzig - ganz zu schweigen von den Auswirkungen, die die Mine auf die Umwelt hat. Unser Ziel war es allerdings nicht, in Kirgistan die Welt zu retten, sondern Ski zu fahren. So kam uns die Straße der Bergleute recht gelegen, und wir konnten mit dem Auto bis auf ein Plateau auf ca. 4.000 Metern Seehöhe fahren. Und oh Mann! Das Gelände sah nicht nur auf den Karten gut aus! Im Süden wird das Plateau von einer Bergkette mit kleinen Gletschern und Tälern begrenzt. Es stellte sich heraus, dass einheimische Skifahrer ihr Lager am Fuße eines der Täler aufgeschlagen hatten. Das Lager bestand aus Jurten, der Proviant wurde mit Skidoos oder Quads herangeschafft, und diese werden auch als motorisiertes Transportmittel genutzt, um zu den Skigebieten tief in den Tälern zu gelangen. Da die Betreiber des Camps das Gelände wie ihre Westentasche kennen, bieten sie auch geführte Skitouren an. Ein kasachischer Guide hatte uns das Camp empfohlen, und als wir ankamen war uns klar, dass wir es nicht besser hätten treffen können: Unser Gastgeber war superfreundlich. Und unsere Jurten hatten Sauna! Jeden Tag, den wir uns aus dem Lager herauswagten, waren wir von der Größe des Geländes und den unendlichen Möglichkeiten absolut eingeschüchtert. Unser Gastgeber überredete uns, auch das zweite Basislager, das er in der Nähe der Stadt Karakol betreibt, an der südöstlichen Ecke des Issyk-kul-Sees zu besuchen. Auch hier durften wir feststellen, dass das Jyrgalan-Tal mit Skilinien regelrecht gespickt ist. Wer vom Skitouren die Nase voll hat, kann auch mit der Cat nach oben oder auf ein Skidoo aufspringen. Hier gäbe es auch ein Jurtencamp, das wir allerdings nicht ausprobiert haben, denn die Schneeverhältnisse waren alles andere als begeisternd. Trotzdem erkundeten wir die Gegend – aber nicht auf Ski, sondern auf Pferden – eine ausgezeichnete Möglichkeit übrigens, um Land und Leute kennenzulernen. Der fast einmonatige Aufenthalt in Kirgistan hat mich eines gelehrt: Wenn man ein ambitionierter Skifahrer ist, der das Abenteuer sucht, sind die Möglichkeiten in diesem Land absolut unbegrenzt. Dazu eine Prise der lokalen Kultur und der großen Freundlichkeit der Einheimischen, und man bekommt ein großartiges Abenteuer. Ein Abenteuer, das einen nicht nur nicht in den finanziellen Ruin treibt, sondern auch zum Ergebnis haben wird, dass man so schnell wie möglich wiederkommen möchte. Oder, wie unser einheimischer Freund Alexey sagt: „Uwidimsja na lyżach!" Wir sehen uns auf Skiern!

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