Bergstolz Issue No. 48 - page 18

Seite 18 | BERGSTOLZ Ski Magazin Oktober 2014
X7
Band of Brothers, es war unglaublich, Teil eines solch internationalen
Teams zu sein: Deutsche, Österreicher, Schweizer, Italiener, Spanier und
Kanadier. Jeder Teilnehmer hatte eine eigene Perspektive und eine
Menge Erfahrung.
Auch ein Supportteam hinter uns zu wissen, war eine neue Erfahrung
für mich. Die Pflege der Ausrüstung, Logistik und der Transport haben
uns sehr geholfen. Es fühlte sich an wie eine perfekt organisierteVeran-
staltung. An alles war gedacht, alles war erstklassig.
Der tägliche Wahnsinn: In der Regel zwischen 1 und 3 Uhr aufstehen.
Essen, Ausrüstung vorbereiten und sich dem Berg nähern …! Der Auf-
stieg und die Abfahrt. Finish Skiing, essen und was trinken. Rein in die
Autos. Ankunft am neuen Standor t. Auspacken und so gut es geht,
trocknen lassen.Wieder einpacken, essen, das tägliche Treffen für den
nächstenTag, erneut essen, schlafen (meist nur vier Stunden), essen, Ski-
fahren…. und dann geht es wieder von vorne los.
Beim fünftenVersuch auf die Dufourspitze habe ich auf der Patellasehne
Schmerzen verspürt, weil ich vor zwei Jahren eine Operation hatte. Lei-
der war die Dufourspitze für uns nicht zu erreichen. Sturm und Schnee-
fall machten uns einen Strich durch die Rechnung. In der ganzen Zeit
in Zermatt war es uns nicht möglich, das Matterhorn zu sehen.
Am nächsten Tag haben wir den Gran Pardaso bezwungen. Unter
Schmerzen musste ich meine Geschwindigkeit verringern und konnte
so nicht mehr mit den anderen mithalten. Die ganze Tour mit der Er-
kenntnis im Kopf zu laufen, die X7 nicht zu schaffen – das fand ich ab-
artig. Ich war total frustriert. Auch meine Kollegen haben nicht an mich
geglaubt.Trotzdem habe ich es dann doch irgendwie geschafft. Ein wenig
erschöpft war ich allerdings schon.
Am späten Nachmittag sind wir in Chamonix angekommen und haben
den Sonnenuntergang hinter den Bergen genossen. Der nächsteTag hat
sehr gut begonnen. Zusammen mit einem Tourguide konnte ich früh-
zeitig losgehen, damit ich einen kleinen Vorsprung auf die
anderen hatte. Um 13 Uhr erreichten wir denTunnel des Mont Blanc.
Vom Tunnel ging es erst in Schuhen bis zur alten Zughaltestelle. Von
dort sind wir auf die Ski umgestiegen. Meine Verletzung machte es auf
jeden Fall nicht leichter.
Wir sind in die Dunkelheit hinein geklettert, und das Eis kam uns entgegen.
An einem bestimmten Punkt, so dachte ich, flacht es ab.Aber ich täuschte
mich. Es war weiterhin absolut finster und brutal steil. Sogar das Camp
konnte nicht aufgebaut werden, es war einfach zu kalt. Der gute Start in
denTag war dann endgültig vorbei, als wir den Rest desTeams hinter uns
erblickten. Der kalte Hauch im Nacken der Kollegen war, ohne zu über-
treiben, klar zu spüren. Jedoch konnte ich überraschend meine Geschwin-
digkeit halten, und der Abstand verringerte sich nicht.
Als wir die alte Mittelstation Plan de l´Aiguille erreichten, war ich mit
einer schwierigen Entscheidung konfrontiert. Rückzug mit einem Führer
oder versuchen, die X7 bis zum Ende durchzuziehen. Meine Motivation
war riesig, und ich musste deswegen auch gar nicht lange hin und her
überlegen.Trotz Bedenken der Führer habe ich beschlossen, nicht um-
zudrehen und die Tour fortzusetzen.
Als wir endlich unser Nachtlager aufgebaut hatten, kamen auch schon
die anderen am Camp an. Ich wollte am nächstenTag erneut früher als
die anderen los, doch die Guides haben keinen Grund dafür gesehen.
Nicht weil ich so gut mithalten konnte, sondern weil der Rest der
Gruppe uns auf jeden Fall einholen würde.
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