SCURRARI - INTERVIEW
Eine Geschichte über Freundschaft, Humor und Freeride-Abenteuer
Text: Sophie Oettl // Fotos: Evelin Buhmann
Der Winter bringt nicht nur Schnee, sondern auch die ewige Frage: Skifahrer oder Snowboarder?
Diese Rivalität ist so alt wie die ersten Spuren im Pulverschnee und sorgt bis heute für spannende Duelle.
In ihrem neuesten Film haben sich die beiden besten Freunde, der Freeride-Profi Dino Flatz und der
Pro-Snowboarder Timmy Schröder, zusammengetan, um die klassische Rivalität zwischen Skifahrern und Snowboardern auf humorvolle und mitreißende Weise zu inszenieren. Wir haben uns die beiden für ein Interview geschnappt, bei dem vor allem Dino unsere Fragen beantwortet hat – doch auch Timmy hat sich eine Antwort nicht nehmen lassen.
Wie entstand die Idee für „Scurrari“? Was war eure Vision für den Film?
Timmy und ich sind seit mehreren Jahren beste Freunde. Seit wir uns am Hintertuxer Gletscher kennengelernt haben, ist er ein paar Tage später bei mir eingezogen, um die Wintersaison bei mir zu verbringen. Wir sind seitdem viel gemeinsam unterwegs – sowohl im Freeride-Bereich als auch privat.
Wir waren beide an mehreren Filmprojekten beteiligt, zum Beispiel
„Arlberg-Effekt“, „Innsbruck Powder
People“, „Svaneti The Hidden Paradise“ und
„A Ski Movie about Ski Movies“. Allerdings haben Timmy und ich noch nie ein Projekt gemacht, das nur von uns beiden stammt. Das war jedoch schon länger unser Wunsch und Plan.
Letzte Saison waren Timmy und ich beide von Anon Optics gesponsert. Als Anon uns grünes Licht für ein eigenes Projekt gab, haben wir überlegt, was lustig wäre und uns am besten repräsentieren würde.
So kamen wir auf die Idee, einen humorvollen Ski- und Snowboardfilm zu machen.
Unser „SCU“ ist ein Schlachtruf und Running Gag, den wir bei jeder Gelegenheit – sei es aus Freude oder zum Jubeln – verwenden. (Scu symbolisiert das quietschende Reifen Geräusch, wenn man schnell beschleunigt bzw. driftet)
Daraus entstand die Idee, im Film einen Ferrari zu „entwenden“ und einfach jede Menge Spaß zu haben. Aus dem Mix von SKC und Ferrari hat sich dann Stück für Stück das SCU-rrari Projekt entwickelt.
Die Rivalität zwischen Skifahrern und Snowboardern wird humorvoll dargestellt. Gab es bestimmte Momente, in denen ihr selbst als Rivalen erlebt wurdet?
Jeder in der Szene kennt die Rivalität zwischen Skifahrern und Snowboardern. In vielen Shred-Gruppen ist das ein Running-Gag, und deshalb können sich viele gut in diese Situation hineinversetzen. Wir machen uns bewusst viel Spaß über dieses Thema und spielen mit der Rivalität.
Es gab tatsächlich Momente, in denen wir uns beide sehr in das Thema hineingesteigert haben. Ich erinnere mich an einen Filmtag, an dem wir fast angefangen hätten zu streiten, weil wir ernsthaft darüber diskutierten, ob Skifahren oder Snowboarden schwieriger ist. Manchmal bin ich mir sicher, dass Außenstehende, die uns beobachten, denken könnten, wir wären wirklich am Streiten.
Da wir aber beste Freunde sind, kann man sich natürlich mehr erlauben und auch ein bisschen frecher zueinander sein. Trotzdem glaube ich, dass Außenstehende, die uns nicht gut kennen, gelegentlich wirklich den Eindruck bekommen könnten, dass wir uns nicht ausstehen können.
Aber unterm Strich und am Ende des Tages ist alles immer mit viel Humor gemeint.
Und ganz ehrlich: Ich glaube, hinter jedem guten Snowboarder steht ein Skifahrer. ;)
Was war der herausforderndste Moment während der Dreharbeiten?
Die Dreharbeiten waren natürlich immer super lustig und voller positiver Vibes. Allerdings gab es auch einige Herausforderungen. Eine davon war, dass Timmy in der vergangenen Saison sein Debüt bei der Freeride World Tour gefeiert hat und für Wettkämpfe rund um den Globus unterwegs war. Gleichzeitig war ich als Skiführer stark eingespannt und habe an mehreren kleineren Projekten mitgearbeitet. Zeitlich war es daher nicht einfach, die Drehtage zu koordinieren.
Die größte Herausforderung war jedoch das Big-Mountain-Segment im Film. Dort fahren wir eine große Freeride-Line auf einem 2700 Meter hohen Berg. Der perfekte Hang für die Aufnahmen war ein Osthang, auf dem das Licht am Morgen optimal war. Allerdings hatten wir nur ein sehr kurzes Zeitfenster: Die Sonne schien dort nur von etwa 8:30 bis 9:30 Uhr. Um den perfekten Shot zu bekommen, mussten wir bereits um 9 Uhr am Gipfel stehen, bereit zum Drop-In.
Das Problem: Das Skigebiet öffnet erst um 9 Uhr, was uns theoretisch fast 1000 Höhenmeter Anstieg erspart hätte. Da das aber keine Option war, mussten wir in der Nacht bzw. sehr früh am Morgen aufbrechen. Beim ersten Versuch starteten wir um 4 Uhr morgens von zuhause. Leider waren wir etwas zu spät dran und haben das Sonnenlicht um etwa 40 Minuten verpasst – der Hang lag bereits im Schatten.
Zwei Tage später sind wir dann zwei Stunden früher gestartet. Ich erinnere mich noch genau: Der Wecker klingelte um 2:30 Uhr, und obwohl der frühe Start hart war, hat es sich absolut gelohnt. Kurz vor 9 Uhr standen wir perfekt getimed auf dem Gipfel, bereit für den Drop-In.
Physisch war dies definitiv die größte Herausforderung. Innerhalb von drei Tagen haben wir den Anstieg zweimal gemacht, jeweils über 1800 Höhenmeter. Das war eine echte Belastung, aber die Big-Mountain-Mission war es absolut wert!
Ihr habt kreative Tricks und Sprünge in „Scurrari“ gezeigt. Welche dieser Szenen war für euch die spannendste oder lustigste?
Für Scurrari haben wir versucht, möglichst viele kreative und unterschiedliche Aspekte des Skifahrens und Snowboardens in den Film einzubringen. Unter anderem gibt es ein Urban-Segment, bei dem wir uns mit einem Golfcart nachziehen lassen. Außerdem haben wir bei Dino zuhause im Garten einen kleinen Park gebaut, um möglichst viel „out of the box“ zu gestalten.
Das Highlight war wahrscheinlich unsere Aktion, bei der wir vom Vordach der Kirche in Lech gedroppt sind. Allein der Weg dorthin war eine Herausforderung, da man nur über den Friedhof Zugang hatte. Es war definitiv eine spannende Erfahrung, dies umzusetzen. Glücklicherweise hatten wir dabei keine Probleme, und da meine Großeltern ebenfalls dort begraben liegen, habe ich vor dem Drop-in kurz bei ihnen vorbeigeschaut. Ich bin sicher, dass wir ihren Segen für diese Aktion hatten.
Wie wichtig war der richtige Zeitpunkt für die Dreharbeiten?
Natürlich ist der Zeitpunkt bei Freeride-Filmen, besonders wenn man im Gelände und in den Bergen filmt, entscheidend, ebenso wie die jeweiligen Bedingungen. In unserem Fall haben wir größtenteils mit den Gegebenheiten gearbeitet, die uns zur Verfügung standen. Wie bereits erwähnt, war Timmy auf der Freeride World Tour, und ich war mit Guiding sowie anderen Shootings stark eingespannt. Daher haben wir einfach jeden freien Tag genutzt, um zu filmen.
Manchmal sind wir auch bei weniger idealen Bedingungen gefahren. In einer perfekten Welt hätten wir sicherlich den idealen Zeitpunkt für jede Aufnahme erwischen können, aber da wir beide viel unterwegs waren, haben wir mit dem
gearbeitet, was wir hatten.
Einzige Ausnahme war die Big-
Mountain- Mission. Timmy hat sich extra Zeit genommen und ist mehrere Stunden angereist, und obwohl ich an diesem Tag eine Buchung hatte, habe ich einen Ersatz organisiert, um gemeinsam die super
Bedingungen nutzen zu können.
Wie habt ihr euch auf den Film vorbereitet? Gab es spezielle Trainings oder Übungen?
Für den Film haben wir uns nicht direkt vorbereitet oder speziell dafür geübt. Natürlich gehört jedoch viel Sommertraining dazu, wie Konditionstraining und Maximalkraftaufbau, die generell für einen Sportler, besonders einen Free- ride-Athleten, wichtig sind. Timmy und ich bereiten uns daher jeden Sommer auf den Winter vor, halten uns fit, gehen in Trampolinparks und machen ähnliche Dinge.
Timmy, wie war es für dich, als Snowboarder auf einmal auf die Skier zu steigen? Und Dino, wie hast du dich auf dem Snowboard gefühlt?
Timmy: Ich fahre Ski und Snowboard schon seitdem ich laufen kann, aber seitdem ich 15 bin und Competitions mitfahre, hat sich das Skifahren meist auf höchstens 1-2 Tage pro Saison reduziert. Ich muss sagen, ich habe schon immer kriminell viel Spaß auf dem Ski und komme auch recht schnell wieder hinein, ist dann doch wie Radl fahren. Am meisten hat’s mich aber gefreut Dino mal auf dem Board zu erleben. Das war ein erstes Mal für mich und ich muss sagen, er hat mich doch sehr positiv überrascht dafür, dass er normal ja nur das einfachere Sportgerät benutzt.
Dino: Der Switch-Up-Tag, war mitunter der lustigste Tag. Wir haben sicherlich am meisten gelacht, und es war generell wirklich cool, weil wir schon sehr in dem Rhythmus waren, ständig Blödsinn über die jeweils andere Sportart zu machen. Als wir dann beide in das andere Sportgerät gesteckt wurden, wurde mir ganz klar, welches hohe Skill-Level Timmy besitzt. Das war mir natürlich schon bewusst, aber speziell, als ich auf dem Snowboard stand und merkte, dass selbst eine einfache Traversierung für mich eine echte Herausforderung war, habe ich viel Respekt bekommen.
Es hat unglaublich viel Spaß gemacht, einfach mal neue Herausforderungen zu erleben. Der Tag hat uns gegenseitig viel Respekt für die jeweils andere Sportart gebracht. Wir sind auch Cliffs gesprungen und haben Tricks gemacht. Ich habe richtig Lust bekommen, in Zukunft auch wieder öfter Snowboard zu fahren.
Gibt es bestimmte „Behind-the-scenes“-Momente, in denen ihr besonders gelacht oder euch gegenseitig unterstützt habt?
Ich würde sagen, am meisten haben wir uns gegenseitig am Switch-Up-Tag unterstützt. Natürlich hat Timmy mir viele Tipps zum Snowboarden gegeben, und ich ihm viele Skitipps. An dem Tag, an dem wir die Interviews aufgenommen haben, war es auch hinter den Kulissen sehr lustig, weil die Stimmung schon ziemlich aufgeheizt war und viele scherzhafte Fragen in den Raum geworfen wurden. Daher war der Interviewtag besonders lustig, vor allem hinter den Kulissen.
Doomaniac hat den Soundtrack zu „Scurrari“ beigesteuert. Wie hat die Musik den Film und eure Erlebnisse unterstützt?
Doomaniac war ein absoluter Glücksgriff. Wir sind beide überzeugt, dass sein Soundtrack den Film enorm aufgewertet und ihm einen ganz persönlichen Touch verliehen hat. Doomaniac ist in der Szene allgemein als Shred Rapper bekannt. Seit Jahren macht er immer wieder Banger-Songs über Skifahren und Bergthemen. Daher war es uns ein großes Anliegen, ihn in den Film einzubauen. Er ist ein enger Freund von uns. Als wir ihn gefragt haben, ob er motiviert ist, sagte er sofort: „Auf jeden Fall!“
Besonders der Song, den Doomaniac über eure Freundschaft geschrieben hat, scheint eine emotionale Komponente zu haben. Was bedeutet dieser Song für euch?
Doomaniac, die Legende, hat für unseren Film einen Track über Timmy und mich geschrieben. Dieser Song heißt „MVG“.
In dem Song rappt er über die beiden Hauptdarsteller, also über uns. Für uns persönlich ist das eine riesige Ehre, und es ist immer wieder lustig, den Song zu hören. Auch das Feedback der Zuschauer war sehr positiv. Es wertet den Film enorm auf, wenn in der Musik über die beiden Hauptdarsteller gesprochen bzw. gerappt wird.
Was steht als nächstes auf dem Plan für „Scurrari“ oder für eure Freeride- Abenteuer insgesamt?
Jetzt, wo der Winter vor der Tür steht, haben wir alle Film-Festivals abgeschlossen. Wir waren unter anderem beim Freeride Film Festival auf einer großen Tour durch den deutschsprachigen Raum. Weitere Projekte, die wir geplant bzw. schon gefilmt haben: Anfang Mai waren wir gemeinsam in Island und haben dort ein Projekt gefilmt, das den Titel ‚Scuhorn‘ tragen wird. Dort sind wir das Matterhorn von Island gefahren – der Berg heißt original Skesuhorn.
Zudem waren wir im Herbst dieses Jahres im Oman, sind ins Empty Quater gereist und haben die höchste Sanddüne der Welt auf Ski und Snowboard geshredet. Dieses Projekt wird ebenfalls bald auf unserem YouTube-Account veröffentlicht und den Titel ‚Scurabian Sends‘ tragen. Mit der Anlehnung auf das fantastische Buch ‚Arabian Sends’ von Wilfred Thesinger. Außerdem haben Timmy und ich während der Saison vor, mehrere einzelne YouTube-Videos zu produzieren, hauptsächlich von Berg-Missionen, die wir an einem Tag durchführen und dann in einem Video festhalten. Im April 2025 haben wir außerdem vor, nach Georgien zu reisen, um dort mehrere hohe Berge im Kaukasus zu shredden. Für mich persönlich wäre der Mount Ushba das Hauptziel.
Last but not least: Wo kann man Film „Scurrari“ anschauen?
Das Veröffentlichungsdatum für unseren Film Scurrari auf unserem YouTube- Account SCUVENTURE steht bereits fest. Wir werden ihn am 20. Dezember um 16:20 Uhr online stellen. Deshalb an alle Leser: Scu-Scribet euch zu unserem YouTube-Account, damit ihr erstens den Film Scurrari und zweitens viele weitere Action-Videos nicht verpasst. Scu-Scriben, Scu-bonieren! See you on Scutube!