KRONPLATZ - ITALIEN

Text: Günter Scholz | Fotos: Daniel Niederkofler & Matteo Mangano
"Drei Tage im Bikeparadies Kronplatz – Flow,
Abenteuer und Südtiroler Gastfreundschaft"
Der Kronplatz – weithin bekannt als eines der beliebtesten Skigebiete Südtirols – verwandelt sich im Sommer in ein Mekka für Mountainbiker. Wer glaubt, dass der Berg nur im Winter seine Reize hat, wird in der warmen Jahreszeit eines Besseren belehrt. Die Skirama Kronplatz hatte uns im Namen des Bikeparks Kronplatz eingeladen, zwei Tage lang die Region rund um den Kronplatz zu erkunden. Unsere Erfahrungen auf den Trails, in der Natur und mit der Südtiroler Gastlichkeit waren weit mehr als nur eine sportliche Herausforderung – sie waren ein unvergessliches Erlebnis.
Ankunft in Olang
Bereits bei unserer Ankunft im malerischen Ort Olang wussten wir, dass der Ausflug etwas Besonderes werden würde. Im Hotel Keil bezogen wir unser Zimmer – stilvoll eingerichtet, komfortabel und mit einem atemberaubenden Ausblick auf den Kronplatz. Die Vorfreude auf die bevorstehenden Bike-Abenteuer stieg beim Anblick der imposanten Bergkulisse ins Unermessliche. Am Bikepark Kronplatz hat man zwei Möglichkeit auf das Kronplatz Plateau zu kommen. Entweder von Reischach aus, oder wie wir aus Olang.
Tag 1 – Der Einstieg über den Gassl-Trail
Nach erholsamen Schlaf im Hotel Keil mit einem sensationellen Frühstück, schwingen wir uns auf unsere Bikes und machten uns auf den Weg zur Bergbahn in Olang. Diese bringt einen bequem und schnell auf das Kronplatzplateau – perfekt für den Einstieg, denn die Trails hier beginnen alle auf dem Hochplateau. Unser Ziel für den ersten Ride: der Gassl-Trail. Mit seinen 8 Kilometern Länge ist er der längste Trail im Bikepark Kronplatz. Mit sehr flüssigem Verlauf ist der Gassl-Trail der perfekte Einstiegstrail. Oben am Kronplatz angekommen, sind wir erstmal von der atemberaubenden Aussicht überwältigt. Um die Bahn herum geht es in den oberen Teil des Trails. Man fährt über die Skipisten über weite, langgezogene Anliegerkurven die ideal geshapt sind. Diese Art von Kurven sind perfekt, zum erlernen der richtigen Kurventechnik. Nach den schnellen Turns und leichten Sprüngen biegen wir in das lichte Waldstück ein. Dort wird der Trail etwas enger auch die Kurven werden etwas enger, aber nie wirklich schwierig. Was sofort auffällt: Die Kurvenradien sind großzügig, die Linienführung durchdacht und der Untergrund griffig. Wer will, kann es laufen lassen – wer es gemütlicher mag, nimmt Tempo raus und rollt durch die herrliche Landschaft. Ein Highlight ist der 360° North Shore Holzverbau, der wie ein hölzerner Achterbahnabschnitt wirkt. Auch wenn man ihn optional umfahren kann, ist er ein echter Hingucker und ein spaßiger Abschnitt für alle Könnenerstufen. Insgesamt bietet der Gassl-Trail eine gelungene Mischung aus Flow, Geschwindigkeit und leichten technischen Herausforderungen – ideal für Familien mit älteren Kindern ebenso wie für ambitionierte Fahrerinnen und Fahrer.
Furcia-Trail
Kaum waren wir unten angekommen und hatten unsere erste Abfahrt beendet, fuhren wir erneut mit der Bahn hinauf – diesmal mit dem Ziel, den Furcia-Trail unter die Stollenreifen zu nehmen. Dieser Trail zweigt Richtung Südwesten ab und hebt das Level in Sachen Airtime und Fahrdynamik spürbar an. Der Furcia-Trail ist mit 4,9 Kilometern Länge und 583 Tiefenmetern zwar etwas kürzer, aber deutlich sprunghafter als der Gassl-Trail. Im oberen baumfreien Bereich gibt es eine Jumpline (die aber auch umfahren werden kann). Mit abwechslungsreichen Tables, Doubles und Step-Ups sorgen sie für viel Abwechslung und Spaß. Dann folgen schnelle, weite, hohe Anliegerkurven, die für viel Schwung sorgen. Die Anlieger sind perfekt geshapet und laden zum Spielen mit der Linie ein. Hier kommt richtig Freude auf, egal ob man mit der Familie unterwegs ist oder sich als geübter Biker an die eigenen Grenzen herantastet. Am Ende wartet noch eine ruppigere Passage in der man den Federweg seins Bikes voll ausnutzen kann. So spuckt einen der Furcia Trail unten aus und es geht wieder hoch zum Kronplatz.
Kulturpause: Das Messner Mountain Museum am Kronplatz
Nach zwei intensiven Abfahrten machten wir eine längere Pause – und zwar nicht irgendwo, sondern im beeindruckenden Messner Mountain Museum am Gipfel des Kronplatz. Das Museum, gestaltet vom Stararchitektin Zaha Hadid (bekannt für Ihr futuristischen Bauwerke) und initiiert von Reinhold Messner selbst, ist nicht nur architektonisch ein Erlebnis, sondern auch inhaltlich äußerst inspirierend. Im Inneren finden sich zahlreiche Exponate aus dem Leben und den Expeditionen Messners – alte Ausrüstungen, Tagebücher, Fotos und Geschichten aus aller Welt. Gerade für Naturliebhaber und Abenteurer ist das Museum ein Ort der Reflexion und Inspiration. Die Kombination aus moderner Architektur, alpiner Geschichte und grandioser Aussicht macht diesen Ort absolut sehenswert.
Mittagessen mit Aussicht: Corones Hütte
Mittags kehrten wir in die Corones Hütte ein – eine Berghütte, die Südtiroler Küche auf hohem Niveau bietet. Die Aussicht ist hier ebenso grandios wie das Essen. Wir entschieden uns für Pappardelle mit Wildschwein-Ragout, eine Gaumenfreude und herzhafte Spezialität, die nicht nur geschmacklich überzeugte, sondern uns auch die nötige Energie für den anspruchsvollsten Trail des Tages lieferte: den Herrensteig.
Der Herrensteig – der König der Trails
Gut gestärkt ging es auf den Herrensteig, den bekanntesten und anspruchsvollsten Trail am Kronplatz. Mit seinen 7,2 Kilometern Länge und satten 1349 Tiefenmetern führt er hinunter nach Reischach und verlangt sowohl Konzentration als auch fahrerisches Können. Der obere Abschnitt führt im baumfreien Gelände über engere Anliegerkurven und kleine Sprünge und etwas ruppiger Abschnitte in den Wald hinein. Hier kann man zwischen einer leichteren (Telle Line) Variante und des schwereren Freerideabschnitt wählen. Die schwere Variante führt über Wurzeln und Felsen mit steilen Geländekanten und echtes Endurofeeling lässt unser Herz etwas schneller schlagen. Nun kommt der Mittelteil im Wald, er hält ein paar enge Anliegerkurven mit Wurzeln und Felsen parat. Die Experten können hier wieder auf verschiedene Naturtrails abzweigen. Die da heißen: Franz, Christian, Hanstrail technisch anspruchsvoll: lose Steine, Wurzelpassagen und enge Kurven wechseln sich ab, dazu kommen einige anspruchsvolle Sprünge und Drops und meistens ist es wegen der nordseitigen Exposition oft Feucht. Wer hier sicher unterwegs sein will, sollte sein Bike im Griff haben. Die besagten Trails führen alle wieder auf den Herrensteig zurück, wo es weiter geht von einer Kurve in die Nächste. Der Herrensteig ist nicht nur technisch – er ist auch wunderschön in die Landschaft integriert. Immer wieder bieten sich Panoramablicke auf das Pustertal und die umliegenden Dolomiten. Im unteren Teil werden die Kurven wieder weiter und schneller, der Flow nimmt zu, und man kann richtig „Gas geben“. Doch auch hier bleibt der Charakter etwas anspruchsvoller. Ein Drop wartet mit drei verschiedenen Absprungvarianten. Hier kann sich jeder nach seinem Fahrkönnen den richtigen Drop aussuchen, oder umfährt die ganze Passage einfach. Am Ende wartet noch ein letztes kurviges Finale, bevor man in Reischach ausrollt – erschöpft, glücklich und mit einem breiten Grinsen im Gesicht.
Kronplatz ist mehr als nur ein Bikepark
Unsere drei Tage am Kronplatz vergingen wie im Flug. Jeder einzelne Trail hatte seinen eigenen Charakter, von einsteigerfreundlich über verspielt bis hin zu technisch fordernd. Der Bikepark Kronplatz überzeugt mit einer durchdachten Trailarchitektur, modernen Liftanlagen, einem vielfältigen kulinarischen Angebot und einem kulturellen Rahmenprogramm, das man so nicht in jedem Bikepark findet. Besonders positiv ist die Zugänglichkeit für verschiedene Fahrlevel. Egal ob Familien mit Kindern, Bike-Neulinge oder Enduro-Cracks – hier kommt jeder auf seine Kosten. Die Trails sind sehr gut gepflegt, deutlich beschildert und machen einfach Spaß. Das Panorama, die herzliche Gastfreundschaft und die zahlreichen Möglichkeiten abseits des Trails – vom Museum bis zur regionalen Küche – machen Kronplatz zu einem rundum gelungenen Bike-Reiseziel. Wir werden mit Sicherheit wiederkommen – nicht nur wegen der Trails, sondern auch wegen der besonderen Atmosphäre, die diesen Ort ausmacht. Wer das Mountainbiken liebt und gleichzeitig die Kultur und Gastfreundschaft Südtirols erleben will, ist am Kronplatz genau richtig.
„Es ist der schönste Knochenjob der Welt.“
Ein Gespräch mit Trailbauer Markus Irschara
Wie sieht dein Arbeitstag aus?
Ich arbeite auf der Nordseite des Kronplatz – auf dem Herrnsteig und seinen Varianten. Um 7 Uhr starten wir mit einer Kontrollfahrt, besonders nach Regen. Dann heißt es Schäden ausbessern, Kurven und Sprünge shapen, Holzelemente checken oder lose Steine entfernen. Und ja – auch Weidezäune stellen wir auf, damit keine Kühe auf die Trails laufen.
Was macht dir an deinem Job am meisten Spaß?
Draußen zu sein – und Menschen mit sauberen, gut gebauten Trails happy zu machen.
Wie kamst du zum Trailbau?
Vor über 15 Jahren wollten wir einfach coole Trails vor der Haustür fahren. Ich war damals beim Forstamt, habe mit Grundbesitzern, Tourismusverein und Seilbahnen gesprochen. So entstand zuerst der Umbau des Wanderwegs zum Herrnsteig – später kamen viele weitere Trails dazu. Heute arbeite ich fix für die Seilbahnen.
Welche Skills braucht ein guter Shaper?
Schaufel, Harke, Laubrechen, der Multirechen von Dörte Tools, Motorsäge. Und es hilft enorm, wenn man das Handwerk richtig gelernt hat – etwa in Kursen oder, wie ich, beim Forstamt. Du musst körperlich arbeiten wollen, handwerklich geschickt sein – Schwielen an den Händen und Dreck unter den Fingernägeln gehören dazu.
Wie läuft ein neuer Trailbau ab?
Erst wird das Gelände gecheckt, dann klären wir die Eigentumsverhältnisse. Wenn alle zustimmen, holen die Seilbahnen die Genehmigungen – und dann legen wir los, manchmal mit, oft ohne Bagger.
Gibt es Trails, auf die du besonders stolz bist?
Andreas, Franz und CC Top – die sind komplett handgebaut. Viele sagten, das geht in dem Gelände nicht. Aber sie halten selbst nach Endurorennen noch top.
Dein verrücktestes Erlebnis beim Shapen?
Ein Auerhahn hat mich mal angegriffen – da war ich schneller aus dem Wald als je zuvor!
Wie siehst du die Zukunft am Kronplatz?
Es tut sich viel, vor allem in Olang mit neuen Jumps von Velosolution. Auch bestehende Trails wie Piz de Plaies und Furcia wurden frisch gereshaped. Und für die Nordseite hab ich noch tausend Ideen im Kopf…