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Norwegen - Troms


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SIEBEN TAGE IN TROMS

Irgendwo zwischen Bierpreisen, die die Vorstellungskraft Münchner Szeneclubs überschreiten und Autos denen eine rote Umweltplakette noch schmeicheln würde, irgendwo zwischen einer Arbeitslosenquote von unter 3,5 Prozent und durch Schlaglöcher zerfressene Hauptstraßen, scheint der plötzliche Reichtum durch die steigende Ölnachfrage Norwegen ein wenig überrumpelt zu haben.

Ebenso vielfältig wie der äußere Schein, ist Norwegen auch für uns Wintersportler. Beim Gedanken an den Polarkreis, tauchen in unseren Köpfen sofort die 24 Stunden Dunkelheit im Hochwinter und 24 Stunden Tageslicht zum Ausklang der Saison auf. Mit dem klischeehaften Bild Norwegens, mit Powderhängen unter blauem Himmel, von der Gletscherzunge hinab bis ans Ufer des Fjordes werden wir aber der Vielfältigkeit des Geländes nicht gerecht. Denn neben diesen, ohne Frage berauschenden Abfahrten, muss eine Schlechtwetterfront noch lange keinen Rasttag in den Pubs Tromsøs bedeuten…

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Egal, ob von einer Lodge, einem Boot im Fjord oder dem einfachen Zelt - Norwegen ist die optimale Destination.

Welche Möglichkeiten gibt es, die Wintersaison in Europa ein wenig in die Länge zu ziehen? In den Alpen bleibt nur die Flucht in die Höhe der Gletscher. Im Norden Norwegens laden die vielen Sonnenstunden zu ausgedehnten Touren ein. Egal, ob von einer Lodge, einem Boot im Fjord oder dem einfachen Zelt - Norwegen ist die optimale Destination, um die Wintersaison im Schnee und unter der flachen Sonne des hohen Nordens ausklingen zu lassen.

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Tromsø! Im Herzen der Nordnorwegischen Region Troms liegend: Durch zwei große Brücken mit dem Festland verbunden, wirkt die kleine Insel, auf der Tromsø liegt, fast wie eine kleine Exklave. Wie ein kleiner Fleck Zivilisation, der irgendwann vom Himmel in den Fjord gefallen ist… Für viele Freerider ist dieser Ort im hohen Norden Norwegens mittlerweile eine Metropole als Ausgangsort für Trips zwischen Ende März und Anfang Mai geworden. Genau dann, wenn es an der Zeit ist, dem Alpenraum für kurze Zeit den Rücken zu kehren. Durch die tief stehende Sonne nördlich des Polarkreises bleibt die Schneequalität den ganzen Tag über nahezu unverändert und ohne den extrem tageszeitlich abhängigen Anstieg der Lawinengefahr, wie wir es bei den Frühjahrstouren aus dem Alpenraum kennen. Dazu beginnen ab Mai die Tage mit nahezu 24 Stunden Helligkeit. Die Verbindung könnte kaum besser sein. Für uns Alpenländler entpuppt sich der Flughafen München immer wieder als optimaler Startplatz. Die Verbindung nach Tromsø mit Zwischenstopp in Oslo ist geradezu perfekt. Am Flughafen Oslo treffe ich den Snowboarder Havård Margeli, mit dem ich die Reise zu unserem Guide Torgrim Soleng in Tromsø fortsetzte. Von der mit knapp 70.000 Einwohnern größten Nordnorwegischen Stadt aus, erstreckt sich das Freeride Eldorado in alle Himmelsrichtungen, geprägt von den so typischen steilen Bergflanken, die aus den Weiten der eisigen Fjorde empor stechen. Zugverbindungen gibt es nicht in dieser durch das Wasser zerklüfteten Region. Dafür unzählige Kurzstreckenflüge. Kein Wunder, dass der Flughafen dementsprechend am Morgen eher einem Ruhrgebietsbahnhof gefüllt von Berufspendlern ähnelt. Dennoch, bei unserer Landung am Abend hat das Publikum gewechselt. Nun dominieren nicht mehr die Aktentaschen, sondern die großen Boardbags, nicht mehr die Anzüge sondern die Daunenjacken. Die Dämmerung setzt ein… Spät… Viel später als die Vorfreude auf das, was in den folgenden Tagen auf uns warten wird.

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Das maritime Wetter hat den Norden Norwegens fest im Griff. Geprägt von ständigem Schneefall, gemischt mit ein paar Regentropfen und Temperaturen zwischen 0 und 4 Grad, ist derzeit an längere Touren in exponiertem Gelände nicht zu denken. Das graue Wetter muss aber nicht bedeuten, dass die Berge im hohen Norden Europas ihren Reiz verlieren. Nicht unbedingt berühmt für Pillow Lines, können einzelne Wälder in Norwegen dennoch mit netten Treeruns aufwarten. ‚Tromsø Mini Zoo‘ heißt ein kleiner Platz, der mit drei Pferden wohl tatsächlich die Beschreibung „Mini“ verdient. Oberhalb dieses Zoos erstreckt sich ein breiter Waldhang, der sicher spannender ist, als der Zoo selbst. Der „Gipfel“ mit 274m des Hügels heißt Hundbergan, von dem aus man einen wunderbaren Blick auf den Ramfjord hat und die dahinter liegenden 1000er um den Torstinden. Unerwartet steil und mit einigen netten Absätzen und kupierten Waldteilen ist dies ein perfekter Spielplatz für Downdays. Mit den kurzen Hikes kommt man zu vielen Runs und kann rückseitig noch weitere interessante, kurze Abfahrten bis hinunter an den Fjord finden. Nachdem die Wettervorhersage ein kleines Zwischenhoch verspricht, ist für uns die Zeit gekommen, den Standort zu wechseln. Die Lyngen Alpes sollen unser Ziel sein, um die ersten Tage ohne Niederschlag in den wohl bekanntesten Bergen Nordnorwegens zu verbringen. Mit der Magic Mountain Lodge (gefällt mir bei facebook.com) liegt in Lyngseidet zudem die erste Anlaufstelle für Freerider, die in dieser Region nach einer entspannten Unterkunft mit vielen Gleichgesinnten suchen. Und die Magic Mountain Lodge hielt, was uns die Gerüchte um sie versprachen. Sie ist in der Region Troms DER Treffpunkt der Freeride und Guide Szene.

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Wer jemals hier in der Nähe unterwegs ist, sollte in jedem Fall zumindest für einen Drink einkehren und die entspannte Atmosphäre genießen. Wie alle Lokalitäten in Norwegen ist der Lounge Bereich der Lodge – bestehend aus einem Sofa und ein paar Sesseln – nicht mit den Dimensionen Österreichs Aprés Ski Destinationen zu vergleichen, aber wer sucht das bei dem Gedanken an unberührte Powderhänge rings herum auch schon. Wer also ein paar Insider Informationen zu den Lyngener Alpen sucht oder einfach nur einen entspannten Plausch unter Freeridern, ist hier genau an der Richtigen Adresse. Auch als Unterkunft bietet die Lodge alle Möglichkeiten, vom günstigen Selbstversorger Leben bis zur Vollpension. Direkt von der Lodge aus sind ein paar sehr interessante Varianten zu erreichen und lässt die Gäste auch ohne fahrbaren Untersatz auskommen.

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Ein paar Kilometer nördlich in der Nähe Fastdalens liegt mit der Fastdalshytta in Mitten der Lyngener Alpen eine wunderschöne Selbstversorgerhütte. Mit Gasherd, Ofen und Platz für bis zu 8 Personen ist sie eine super Basis, um ein paar Tage in der Einsamkeit zu verbringen. Nachdem Torgrim uns mit seinem 20 Jahre alten Gefährt für zwei Tage nicht begleiten kann, entscheiden wir uns für die Möglichkeit, die Hütte direkt von

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Lyngseidet mit einer 1300 Höhenmeter Tour über den Fastdalstinden zu „erhiken“. Vom Gipfel aus reicht der Blick in die eine Richtung hinunter zu den Fjorden, die sich durch die Granitriesen ziehen und in die andere, zu den massiven Gletscherzungen des Landesinneren. Wieder schießt mir dieser Gedanke der Vielseitigkeit in den Kopf. Wie gut sich doch diese unwirtliche und raue Gletscherwelt in die friedliche Natur einfügt... Belohnt mit einem traumhaften Nordseitigen Face vom Gipfel erreichen wir die Hütte im von Rentieren bevölkerten Fastdalselva. Die schier endlosen Möglichkeiten allein in diesem kleinen Tal, lassen einem bewusst werden, wie nichtig klein wir doch sind in dieser alpinen Weite des Nordens. Mit dem Einzug des nächsten Tiefdruck Gebietes verabschieden wir uns von der wilden Einsamkeit und machen uns auf den Weg zurück in die Zivilisation nach Tromsö. Einen großen Schritt sind uns die Norweger mit ihrem online verfügbaren Kartenmaterial voraus. Unter www.norgeskart.no sind die Norwegischen Gebirgszüge topographisch perfekt erschlossen. Auf der Suche nach weiteren Schlechtwetter Alternativen fällt unser Blick auf zwei Straßen westlich von Tromsö, die jeweils, untypisch für die Region, die Inseln durchqueren und nicht am Fjordufer entlangführen. Das Höhenlinien Profil vom Mannhausdalsjellet oder dem südlicheren Durmalstinden versprachen schon im Voraus nette Couloirs, die von der Straße aus zu sichten sein sollten. Also heißt es wieder einmal hinein ins Auto und sich von der Spontaneität treiben zu lassen. Wir entscheiden uns für die nördliche der beiden Straßen und unsere Erwartungen werden mehr als erfüllt. Es liegen die Rinnen entlang der Straße auf dem sprichwörtlichen Präsentierteller nebeneinander. So als wolle sich Troms von uns mit einem Wink des Zaunpfahls verabschieden, um uns für eine Wiederkehr zu überzeugen. ‚Seht her! Soviel habe ich euch noch zu bieten…!‘ Als hätten wir das in den vergangen 6 Tagen nicht ohnehin schon bemerkt…

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Viele Argumente gibt es, die Wintersaison entspannt in Nordnorwegen ausklingen zu lassen. Die beeindruckende Vielfältigkeit des Geländes und nicht zuletzt die stressfreie Zeiteinteilung, da man bei Tageslicht jenseits der 20 Stunden jegliche Hektik am Morgen ad acta legen kann… Til neste år!

Text: Bastian Bäumer Fotos: Havård Margeli, Bastian Bäumer




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