bergstolz

Tourenskifell richtig zuschneiden

BD Pro Jochen Reiser erklärt, wies geht

Du hast ein neues Skitourenfell, musst es aber erst an deinen Ski anpassen? In diesem Video gibt dir BD Freeride-Profi Jochen Reiser alle Infos, die du dafür brauchst.

Jochen Reiser ist Gründer und Inhaber der snowacademy und veranstaltet die Freetouring Days für Black Diamond. Als staatlich geprüfter Skiführer und Skilehrer hat er sich bereits in seinem Studium der Geografie und Sportwissenschaft intensiv mit Schnee- und Lawinenkunde auseinandergesetzt.

www.blackdiamondequipment.com

snowacademy.de
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Bergstolz fragt nach: Jochen Reiser, Black Diamond Europe/Snowacademy

Heute unterhalten wir uns in unserer täglichen interview-Reihe anlässlich der momentan herausfordernden Corona-Situation mit Jochen Reiser, Athlet & Sportsmarketing bei Black Diamond Europe & Gründer/Guide der snowacademy.

20200407 Snow Saftey Garmisch 6835SportsMedien: Servus Jochen, wie geht es Dir aktuell?
Servus Ralf, na eigentlich geht’s mir ganz gut und im Gegensatz zu vielen anderen darf ich auf gar keinen Fall jammern. Hier daheim in Garmisch habe ich die Berge direkt vor der Haustüre und kann somit zumindest zum Trainieren jeden Tag immer wieder in einer tollen Bergkulisse an die frische Luft... wenn auch leider nicht mit Ski.

SportsMedien: Kannst Du uns die Situation bei Dir beschreiben?
Hier vor Ort kommt es mir noch recht ruhig vor bzw. ich selbst bekomme nicht allzu viel von den eskalierenden Verhältnissen im medizinischen Sektor mit.

Unsere Saison wurde, wie bei jedem, nur sehr abrupt beendet. Das bedeutet leider nicht nur das Ende des eigenen Skifahrens und das über Bord werfen sämtlicher Trips und Fotoshootings, die genau jetzt geplant gewesen wären. Vielmehr bedeutet es leider auch ein dickes Loch in der Kasse, da wir etliche unser jetzt noch geplanten Freeride- & Skitouren Camps nicht mehr durchführen können.

Aber einmal abgesehen von den ökonomischen Faktoren - denn Geld ist ja nicht alles und allein das sagen zu können ist im Moment ist schon purer Luxus - denke ich, dass jede Krise auch neue Chancen mit sich bringt. Ich persönlich wurde bereits so oft abrupt durch Verletzungen aus einer Saison gerissen und im Vergleich dazu geht es mir jetzt (noch) sehr gut. Ich konzentriere mich im Homeoffice auf die Vorbereitung des neuen Winters, kann jeden Tag vor der Haustüre eine Runde in den Bergen laufen gehen und habe Zeit für Dinge, zu denen ich in einem normalen Winter gar nicht komme. Außerdem erfahre ich etwas komplett Neues: Ich kann den Frühling seit 20 Jahren wohl zum ersten Mal wirklich erleben. Ansonsten verpasse ich diesen fast immer komplett, da ich so lange auf dem Ski stehe, bis es eigentlich in den Tälern schon Sommer ist. Insofern versuche ich eher schöne Begleiterscheinungen wie diese zu sehen, als mich von Sorgen erdrücken zu lassen.

20200407 Jochen Reiser Schlick 9296SportsMedien: Was hättest Du diese Saison eigentlich noch am Plan gehabt?
Na ja, jetzt wäre die beste Zeit meines Winters gekommen und ich hätte verstärkt Zeit für mein eigenes Skifahren gehabt. Vorne weg ist natürlich das FreerideTestival und der Freeride Skitest auch für mich ins Wasser gefallen - ich hoffe schwer, dass wir dies nachholen können - aber auch etliche Trips sind nicht mehr möglich. Ich wäre aktuell gerade im Wallis anstatt im Homeoffice und ein längerer Skitourentrip nach Island würde Ende April anstehen. Außerdem wollten wir eigentlich ab Ende März/April alle neuen Bilder und Aufnahmen für Black Diamond für die nächste Saison produzieren. Stattdessen beschäftige ich mich jetzt mit Buchhaltung. ;-)

So sehr wir uns aber jetzt alle über verpasste Powderabfahrten ärgern, denke ich doch, dass es Wichtigeres gibt. Nichts von dem, was wir jetzt glauben zu verpassen ist verloren und wir werden noch genügend Zeit haben es in den nächsten Wintern nachzuholen. Viel entscheidender in meinen Augen ist es gerade, uns bewusst zu machen wie oder ob wir uns in dieser Krise entwickeln. Denn wenn ich eines aus meinen diversen Verletzungen und Season-Endern gelernt habe, dann dass jeder erzwungene Rückschritt einen auch einen Schritt an anderer Stelle nach vorne bringen kann.

SportsMedien: Was ist für Dich persönlich gerade die größte Herausforderung?
Um ehrlich zu sein kann ich persönlich gar nicht groß von Herausforderungen sprechen. Nach jeder „normalen“ Saison bin ich ehrlich gesagt sehr müde und hatte über den ganzen Winter enorm viel sozialen Kontakt mit meinen Gruppen und der ganzen Skiszene, weswegen ich mich normalerweise anschließend eh eher kurz zurückziehe. Somit kommt mir der Lockdown fast normal vor, nur dass er für mich jetzt zwei Monate zu früh einsetzte.

Gesundheitliche Bedenken habe ich für mich selbst auch eher weniger und wir können uns mehr als glücklich schätzen in einem der besten medizinischen Systeme der Welt leben zu dürfen. Viel eher mache ich mir Gedanken um meine älteren Familienmitglieder und vor allem darum welche Auswirkungen diese Krise in Regionen mit geringerer medizinischer Infrastruktur anrichten wird. Als Guide in den Bergen versucht man stetig das Unkontrollierbare zu kontrollieren aber in diesem Fall muss ich mir eingestehen, dass ich es von meiner Warte aus nicht kontrollieren kann. Alles was wir tun können ist #staythefuckathome, alleine zum Laufen gehen und kein Klopapier zu horten.

Die größere Herausforderung als gesundheitliche Aspekte und die soziale Isolation ist, für mich selbst, wohl viel mehr der Ausblick in die Zukunft. Denn ökonomisch gesehen muss auch ich schauen was der nächste Winter bringt. Ich bin mir sicher, dass es ein „nach Corona“ geben wird und dass dieses „danach" etliche Chancen bietet, wenn man sich clever aufstellt und flexibel ist. Die entscheidende strategische Frage ist allerdings (nicht nur für uns Skifahrer) wie dieses „danach“ ausschauen wird und ab wann es möglich ist.

20200407 Jochen Reiser Alpspitze 4SportsMedien: Wie verbringst Du gerade Deine Tage?
Na, so wie hoffentlich die meisten: daheim!!!!

Ein geregelter Tagesablauf im Homeoffice ist jetzt nicht so die große Herausforderung für mich, da ja mein Büro eh ausschließlich im Homeoffice existiert. Und genügend zu tun gibt es gerade auch: Der aktuelle Winter muss abgeschlossen und die neue Saison neu geplant werden. Besser ich mache jetzt so viel wie möglich im Lockdown und habe dann mehr Zeit im Sommer für mich, wenn/falls wir wieder raus dürfen.

Ansonsten bin ich mit meinem Wohnort Garmisch recht gesegnet. Direkt hinter dem Haus fangen eine Vielzahl von Trails zum Laufen an und ich darf jeden Morgen die noch verschneiten Berge sehen. Das ist bei weitem besser, als sie ganz aus den Augen zu verlieren. Das einzige auf was ich wirklich bewusst verzichte sind ausgesetztere Bergabenteuer und selbstverständlich jegliche Unternehmungen im Schnee. Die heimische Bergwacht ist eh schon an ihren Grenzen und jetzt vermeidbare Risiken dennoch einzugehen wäre mehr als unverantwortlich. Ansonsten bleibt viel Zeit zum Trainieren auf dem Balkon und meinen alten Knochen tut morgendliches Yoga auch mal ganz gut. Denn nach #staythefuckathome kommt hoffentlich #bikinifigur2020...

SportsMedien: Wagst Du einen Ausblick? Hast Du schon Pläne für 2020/21? Wo wirst Du heute in einem Jahr sein?
Nach dem ich kein Virologe oder Mediziner bin, fällt mir ein qualitativer Ausblick recht schwer. Aber natürlich mache ich mir viele Gedanken um zukünftige Entwicklungen und versuche mich bestmöglich auf denkbare Szenarien einzustellen. Was eine Veränderung unserer gesellschaftlichen Sozialstruktur anbelangt liegt definitiv nicht in meiner Expertise, deswegen bezieh ich mich hier mal lieber ausschließlich auf unseren Skisport: Wann und wie der Alpenraum wieder zugänglich sein wird müssen wir tatsächlich abwarten, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass alle Alpenländer eine Schließung aller Liftanlagen auch im nächsten Winter durchziehen können. Insofern gehe ich davon aus, dass wir uns auf eine neue Saison 20/21 freuen dürfen. Vielleicht in einer weniger frequentierten Art und Weise und mit Einbußen im Massentourismus. Auch könnte es sein, dass wir das ein oder andere Mal mehr auf unsere Felle zurückgreifen müssen als gewohnt. Mit etwas Glück könnte es unserer Bergen und der Natur sogar mehr Ruhe, weniger Durchdringung und etwas mehr Erholung bringen. Auch hätte ich persönlich gegen einen eingeschränkten Aprés-Ski-Tourismus nichts einzuwenden. Dies glaube ich aber erst, wenn es soweit ist. Was dies aber wiederum für die Skiindustrie bedeuten würde ist kritisch zu sehen und bleibt leider nur abzuwarten. Denn um ehrlich zu sein müssen wir uns alle auch eingestehen, dass wir mit und in der Skiindustrie leben und von dieser abhängig sind.

Wo ich mich also in einem Jahr sehe? Na, hoffentlich genau da wo ich noch vor einem Monat war: Oben am Berg mit frischer Motivation, neuen Ideen im Gepäck und vor allem jeder Menge Hoffnung!

SportsMedien: Vielen Dank für das ausführliche Gespräch Jochen! Wir wünschen Dir und Deiner Familie, dass Ihr weiterhin so gut und gesund durch dieses außergewöhnliche Zeit kommt!

www.jochenreiser.com
www.snowacademy.de
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