Bergstolz Issue No. 95
58 WI LDER KAISER Bergstolz Ski & Bike Magazin • 12 | 2020 Doch heute ist er gutmütig mit uns, da Koasa: Die Stapferei ist zwar immer noch wahnsinnig anstrengend, der Schnee jedoch größtenteils unverbunden. Eine Befahrung des Schönwetterfensterls bei perfekten Bedingungen wartet auf uns und macht uns die Schritte bergauf leichter. Die Belohnung ist zum Greifen nahe: Tatsächlich haben wir all die letzten Jahre nie so viel Schnee hier gesehen und ge- rade der obere Teil, der sonst oftmals eine ausgefahrene, harte und enge Rinne ist, gibt sich heute als breites Couloir und lädt zum Fetzen ein. Während wir uns in der kleinen Scharte bereit zur Abfahrt machen und hinunterblicken ins Kar, nähern sich die ersten Skitourengeher aus dem Tal der Fritz-Pflaum-Hütte. Ein Grinsen können wir uns da wirklich nicht verkneifen, im- merhin ist die First Line fest in unserer Hand. 3,2,1 – go! Die Mischung aus Adrenalin, Endorphin und purer Freude, die in uns munter werkelt und uns das Grinsen ins Gesicht betoniert, müssen wir wohl keinem Skifahrer erklären.Was für eine Sensation! Eine derart traumhafte Linie bei derart unwiderstehlichen Bedingungen quasi vom Wohnzimmer aus zu befahren ist der absolute Wahnsinn! Mit dem Blick auf unsere Spuren entscheiden wir als ein- gespieltes Team, ohne auch nur ein Wort miteinander ge- sprochen zu haben, was wir als nächstes tun werden: Auffellen und den nächsten Hang anspuren. Es gibt noch viel zu tun heute, fertig sind wir noch lange nicht… Ski Local? Ski Local! Max Draeger unterstützt die Ortovox-Kampa- gne Ski Local.Wir haben ihm dazu noch ein paar Fragen gestellt. Hi Max! Ski Local – was heißt das für Dich? Ski Local bedeutet für mich, dass ich mir meine Tourenziele bewusst auswähle und besonders in diesem Winter schaue, was es vor der Haustüre noch alles zu entdecken gibt. Es klingt so simpel, aber es gibt so viel zu entdecken fern der Trend- Gipfel und Must-Do-Listen. Bewusstes Skitouren- gehen bedeutet für mich aber auch mal Verzicht, sehr frühes Aufstehen oder eine Anreise mit Rad oder Linienbus. Und was möchte Ortovox mit diesemAufruf er- reichen? Ski Local ist mehr als eine Marketing-Kampagne. Es geht um den gemeinschaftlichen Aufruf dazu, sich reflektiert und umsichtig in den Bergen zu be- wegen, um das zu bewahren, was wir lieben. Ski Local heißt, den eigenen „Konsum“ der Berge zu reflektieren und Rücksicht zu nehmen. Auf die Berge, indem ich Schutzgebiete und -zeiten respektiere und keinen Müll hinterlasse, auf andere Sportlerinnen und Sportler in diesem Corona-Win- ter, indem ich zum Beispiel Stoßzeiten meide, auf die Menschen vor Ort, indem ich die ausgewiesene Infrastruktur nutze.Auch wird sich der lokale Gast- hof über eine Einkehr nach der Tour freuen. Wie schaffe ich es, ein lohnendes Bergabenteuer mit dem Anspruch „Ski Local“ unter einen Hut zu bringen? Das ist gar nicht so schwer (lacht): Statt mit dem Auto kann ich sehr empfehlen die Anfahrt zum Ausgangspunkt einer Tour mal mit dem Zug, Bus oder demMountainbike zu machen. Das mag viel- leicht zunächst etwas ungewohnt sein, hat aber auch den Reiz etwas Neues auszuprobieren. Außerdem kann ich empfehlen einmal eine Karte aufzuschlagen und eigenständig Touren zu recher- chieren. Der unbekannte Gipfel neben der Mode- Tour steht vielleicht nicht im Tourenportal. Wer in den Alpen wohnt, tut sich relativ leicht mit „Ski Local“. Wie kann auch jemand mit weiter entferntem Wohnort Verantwortung übernehmen? Ski Local funktioniert auch mit einer weiteren An- reise mit öffentlichenVerkehrsmitteln. Damit spart man sich lästige Staus und überfüllte Parkplätze und schont die Umwelt. Auch gibt es Portale für Mitfahrgelegenheiten. Und auch bei derWahl des Reiseziels lohnt sich das Entdecken von meist zu Unrecht weniger bekannten Regionen. Und wenn kein Schnee liegt? Dann heißt Verantwortung übernehmen vielleicht auch mal Verzicht. Was kann ich, was kann jede und jeder Einzelne tun, um unsere direkte Umwelt zu erhalten? Nutze die regionale Infrastruktur, passe deine Tou- renplanung den Bedingungen an, hinterlasse kei- nen Müll am Berg, respektiere Schutzzonen, umgehe Futterstellen und jungen Baumbestand. Und freue dich bewusst über die wunderschönen Möglichkeiten, die uns die Berge bieten! Vielen Dank für deine Tipps und Deine Zeit!
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