Bergstolz Issue No. 95
WI LDER KAISER 55 Bergstolz Ski & Bike Magazin • 12 | 2020 Da stehen wir also wieder einmal an der Fritz-Pflaum-Hütte im Griesner Kar – der Wind pfeift uns um die Ohren, es ist frisch und es schneit seit Stunden. Nach Skifahren schaut es heute mal so gar nicht aus. Wir machen es uns also erstmal in der kleinen, wohlvertrauten Stube der Schutzhütte ge- mütlich, trinken Kaffee und schaufeln die Fensterläden frei. Schnell werden Erinnerungen wach: Nicht erst seitdem meine Freundin Kathi und ich auf der anderen Seite des Wilden Kaisers in Kufstein wohnen und diesen kleinen, aber äußerst feinen Gebirgszug, von der Haustüre aus er- kunden, verschlägt es uns regelmäßig hier her. Eine unse- rer allerersten gemeinsamen Touren führte uns auf die Westliche Hochgrubachspitze, deren Abfahrt vom Schön- wetterfensterl auch zugleich meine erste „ernstzuneh- mende“ skialpinistische Unternehmung darstellte. Losgelassen hat mich seitdem weder die Faszination fürs Skibergsteigen, noch die diversen Rinnen im Kaiser, noch die Freundin. [DA KOASA] Der Kaiser, oder im einheimischen Idiom „da Koasa“, be- ziehungsweise genauer noch der Wilde Kaiser – das sind die markanten und imposanten Felsgipfel, die sich im Inn- tal linkerhand erheben wenn man die A93 von Rosenheim in Richtung Kufstein fährt. Vorgelagert im Norden befindet sich sein zahmer Bruder, der sich von Kufstein bis nach Walchsee zieht. Zwischen diesen beiden Gebirgszügen er- öffnet sich das Kaisertal, das 2016 zum „schönsten Platz Österreichs“ gewählt wurde. Als Wander- und anspruchsvolles Kletterziel hat sich der Kaiser schon lange einen Namen gemacht. Totenkirchl, Fleischbank oder Predigtstuhl lockten bereits Ende des 19. Jahrhunderts die Crème de la Crème der Kletterer in die Kalkwände des Wilden Kaisers. Aber Skifahren? Bereits 1963 wurde das gesamte Kaisergebirge – also sämtliche Gipfel desWilden und Zahmen Kaisers und alles,
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