Bergstolz Issue No. 95

46 CHAMONIX Bergstolz Ski & Bike Magazin • 12 | 2020 AT HOME Zuhause, das ist Chamonix Text: Salewa // Foto: Damiano Levati Jeder Vater weiß, dass es nur einen Weg gibt, spät abends oder früh morgens aus dem Kinderzimmer zu kommen: Auf Zehenspitzen. Schritt für Schritt und ohne das geringste Geräusch zu machen. Yannick Boissenot, französischer Skibergsteiger und Freerider, ist dieser Moment sehr vertraut. Fast täglich schleicht er am frühen Morgen in das Kinderzimmer, bevor er sich auf die Suche nach steilen Hängen, unberührtem Powder und langen Lines macht. Das Knarzen der Holzdielen und die Versuche, anmutig wie eine Katze zu schleichen, sind sein tägliches Spiel. Die raue Bergwelt rund um Chamonix, der berühmte Ort für Alpinisten und Bergführer in den französischen Alpen, fordert das Gegenteil von ihm. Dort lebt er als Filme- macher, Kameramann und Skibergsteiger. Sein „Arbeitsplatz“ sind die Berge, wo ihn Mut und Ausdauer fordern. Das Lebensereignis, Vater zu werden, hat seinen Zugang zum Freeriden und zu seiner Arbeit in vielfältiger Weise verändert: Um diesen neuen, intensiven Lebensabschnitt nicht zu verpassen, entschied sich Yannick für die Heimat und gegen das Reisen. Für den 36-jährigen Skibergsteiger ein Novum, er verbrachte die letzten Jahre unterwegs auf der ganzen Welt – dort wo der Winter und die besten Lines zu finden waren. Mit dem Entschluss zuhause zu bleiben, entstand das Projekt HOME. Yannick erzählt in Bildern von seinemWinter zuhause, neuen Lines und Projekten mit Basecamp in seiner Heimat Chamonix. Aufgrund des frühen Saisonendes – Corona traf Frankreich be- kanntlich hart – blieben etliche Gipfel für das Projekt bisher unerreicht. Bisher – denn imWinter 2020/21 wird Yannick zusammen mit seinem Freund Julien Herry, ebenfalls Vater, HOME weiterstricken. Was sich aber ebenfalls verändert hat, ist seine Herangehensweise an Freeride-pro- jekte. „Die Ziele, Gipfel und Lines sind dieselben wie vor der Geburt meines Sohnes“, erzählt er im Gespräch, „was sich aber verändert hat ist meine Vorbereitung. Ich habe natürlich schon vorher versucht, sicher unterwegs zu sein. Jetzt reduziere ich das Risiko so stark wie möglich. Und eines ist klar: Ich denke sehr viel an meinen Sohn, wenn ich draußen bin.“

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