Bergstolz Issue No. 95
K O S O V O 40 Bergstolz Ski & Bike Magazin • 12 | 2020 bevor wir unsere Felle auf Splitboards und Ski kleben, meldet sich Fis: Dane müsse heute ein paar Cat-Tracks spuren und wir können gerne mitfahren. Bis die Cat freigeschaufelt ist und es losgeht gibt’s, na klar, Slivo! Mühsam fräst sich der alte Pistenbulli seinen Weg durch den tiefen Schnee. An der Waldgrenze steigen wir aus, oberhalb war der Wind. Fis lotst uns in eine Waldschneise. Mit den ersten Schwüngen wissen wir, was wir die letzten Jahre ach so oft vermisst hatten. Euphorie. Punktlan- dung. Alles staubt. Und wir stehen schneidig auf den Latten und Brettl’n, feels just like a Pro. Nach ein paar Runs und den ersten koso- varischen Stärkungen die Erkenntnis: Der Kosovo ist ein Land auf dem südlichen Balkan, feuchte Adrialuft presst meterdicken Powder an die Hänge der bis zu 2.600 Meter hohen Berge und wir sind hier gerade vermutlich die einzigen Rider. Darauf ein Bier. Es war der Abend, an dem die stolze, rastabewachsene Krone einer deutschen Eiche im Eingangsbereich unserer Wohnung Wurzeln schlug. Am nächsten Morgen startet Timo von der Poleposition. Die Snowboardboots, Goggle, Jacke und Hose noch am Mann. Einsatz- bereit für einen weiteren Tag im tiefen Balkanpowder. Langsam legte sich der Schneefall, am Nachmittag zeigte sich sogar die Sonne und der Frost am Abend besorgte dem Powder einen leich- ten Harschdeckel. Im Sonnenuntergang stiegen wir zusammen mit Fis auf einen waldfreien Gipfel oberhalb von Brezovica. Der Vollmond zeigte sich und der Moment wurde fast romantisch. White Pearl, die Schöne Aber doch wurde uns klar, dass die fetten Tage im Powder erst einmal gezählt waren. Wir beschlossen einen wenig aussagekräftigen Sight- seeing Trip nach Skopje in Nordmazedonien. Mit der Wetterbesserung öffnete sich in unserem Reisebuch ein neues Kapitel. Danes Cat brachte uns in die Gipfelregionen oberhalb Bre- zovicas. Was dort oben vor uns lag, war der Traum jedes Freeriders: freies kupiertes Gelände, hier und da ein steiles Couloir, unverspurte Bowls und Powder wohin das Auge reichte. Wir hätten uns gut und gerne ein paar Tage im Cat-Gebiet austoben können, aber Fis hatte mit uns andere Pläne. Unser Ziel war die „White Pearl“, eine Schön- heit, die Freerider im Alpenraum in Scharen anlocken würde. Hier in- teressiert es nur Fis – und uns. Nach einer kurzen Abfahrt klebten wir die Felle unters Gehölz, folgten Fis durch ein paar Lawinenhänge, die nur wir verweichlichten Zentraleuropäer als kritisch erachteten und
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