Bergstolz Issue No. 94
KOLUMNE 13 BERGABFÜHRER KOLUMNE PATRICK RIBIS Corona hat mir, wie vielen, die letzte Skisaison ordentlich vermasselt. Ich bin immer noch sauer. Das sind verlorene Meter, die man nicht mehr auf- holt. Die Anfänge der Pandemie haben wir alle er- lebt und nun hat jeder dazu eine Meinung und so mancher tut diese lautstark in den Sozialen Medien kund. Das bringt uns aber kaum weiter. Bei uns gehts jetzt gerade auf den Gletschern los und der Wetter Gott meint es gut mit uns. Ungewöhnlich viel Schnee liegt bereits und somit steht einem ge- waltigen Theater nichts mehr im Weg. Skifahren und Corona, ein gefundenes Fressen für die Medien. Ich persönlich habe aber keinen Bock auf Theater. Lasst uns bitte die Problematik auf das wesentliche redu- zieren: Es gilt Infektionen zu vermeiden. Die bekannten Maßnahmen sollten auch mit Eigen- verantwortung von vielen getragen werden, damit man uns die Lifte nicht wieder zusperrt. Ein Blick nach Japan ist dabei hilfreich, dort läuft das mit dem An- stehen alles etwas relaxter ab. Megacities wie Tokio sind dort per Shinkansen direkt mit den Skigebieten verbunden. Ich konnte dieses Schauspiel gut drei Wochen vor Ausbruch der Pandemie bei uns direkt in Honshu beobachten. Die Princess Diamond lag damals schon im Hafen und am Flughafen wurden wir bereits bei der Anreise Mitte Januar schon auf Temperatur überprüft. Höflich und unaufgeregt. Die Kultur der Japaner be- inhaltet ein ausgeprägtes Hygienebewusstsein und auch schon vor Corona haben die Japaner im Winter Schutzmasken getragen. Hände werden regelmäßig gewaschen und nicht geschüttelt. Man verneigt sich und gurgelt Desinfektionsmittel. Diese Maßnahmen haben in Japan recht erfolgreich funktioniert. Dortige Cluster fanden vermehrt in den Karaoke Bars statt, wen wunderts? Bei uns gehts jetzt um die Wurst. Der Tourismus ist der am schwersten getroffene Wirtschaftszweig, und nach Ischgl steht besonders der Wintertourismus teils zu recht auf dem Prüfstand. Meiner Meinung nach kann man das Infektionsgeschehen aber nicht direkt dem Sport selbst zurechnen, sondern dem drum herum. Hoffentlich kapiert man das und lässt uns die Freiheit, den schönsten Sport der Welt in seiner reins- ten Form zu genießen. Auf vieles kann ich verzichten, auf Skifahren niemals. Bitte reißt´s euch alle zsamm, gemeinsam können wir uns mit der Situation arran- gieren und das Beste daraus machen. Ride on Patrick Ribis / Bergabführer The Freeridecenter Stubai
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