Bergstolz Issue No. 89
52 KOLUMNE LORRAINE HUBER Ich hatte soeben den besten Run meiner Karriere beim renommierten Finale des Xtreme Verbier hingelegt, kurz davor den FreerideWorld Tour Stopp in Fie- berbrunn gewonnen, dennoch entschied ich mich nach der Saison 2018, meine Wettkampfkarriere auf den Nagel zu hängen.Warum eigentlich? Ich spürte in- nerlich, dass es Zeit für mich war, meine Energie in etwas Neues zu stecken. Was das genau sein soll, wusste ich aber noch nicht. Das war nicht immer ein- fach und verlangte mir viel Mut und Vertrauen ab. Ich hatte vor allem Angst, dass das was jetzt kommt, nicht so erfüllend sein würde als das, was ich bisher als Leistungssportlerin und FWT-Athletin erleben durfte. Nach und nach kristallisiert es sich heraus, dass ich den richtigen Zeitpunkt er- wischt habe, um auf der FWT aufzuhören. Erstens bin ich gerade dabei, mein Ma- sterstudium in Mentalcoaching an der Universität Salzburg abzuschließen. Zweitens habe ich kürzlich ein Jobangebot als (erste weibliche) Kommentatorin der FWT angenommen. Drittens, und das ist dasWichtigste, bin ich der neue Coach von Hedvig Wessel, ein junges und aufstrebendes Talent auf der FWT. Hedvig Wessel ist zweifache Olympionikin aus Norwegen und nahm sieben Jahre lang am Mogul-Weltcup teil. Nach den Olympischen Spielen in Pyeongchang be- schloss sie, sich neue Ziele und Herausforderungen zu setzen: Sie möchte Free- ride-Weltmeisterin werden. Der Wechsel der Norwegerin von der Buckelpiste zum Freeriden ging blitzschnell vonstatten. Als FWT-Wildcard stürmte Wessel 2019 in die Freeride-Szene, wo sie riesige und perfekt ausgeführte Backflips zeigte - etwas, was es im FWT-Damenfeld noch nie gegeben hat. Trotz ihres skifahrerischen Kön- nens fehlt Hedvig das spezifische Know-How, das Freerider nach jahrelanger Be- obachtung und dem Befahren von Big Mountain Lines aufbauen. Ganz anders als Hedvig hatte ich nie einen Trainer oder Coach. Als eine der aller- ersten professionellen Freeride-Skifahrerinnen in Österreich hatte ich auch kaum Mentoren oder Vorbilder, von denen ich lernen oder zu denen ich aufschauen konnte. Eine Besonderheit ist auch, dass ich in meiner Kindheit und frühen Ado- leszenz nie Zugang zu professionellem Skicoaching hatte. Mein „Training“ fand im Gruppenunterricht der Skischule Lech statt. Mein Weg zum Weltmeistertitel war ein langer und manchmal zermürbender Weg, der vom Lernen aus Versuch und Irrtum geprägt war. Er brachte auch wertvolle Erfahrung sowie Know-how und teils teure Lektionen mit sich. Ich verspüre jedenfalls den starkenWunsch, dieses Know-how an die nächste Ge- neration weiterzugeben. Und dann kam Hedvig Wessel und bat mich um Hilfe, ihre Ziele und Träume auf der FWT verwirklichen zu können. Eine Fügung, die genau so hätte sein sollen? Ich glaube schon! Ihr dürft gespannt sein auf Hedvig’s Entwicklung auf der FWT, ich kann es jedenfalls kaum erwarten. Lorraine’s Sponsoren: Spyder, Lech Zürs, Kästle, Audi, Dalbello, Roeckl Sports, Scott www.lorrainehuber.com // @lorrainehuber Foto:Anton Brey // COACH von Lorraine Huber Foto: Jeremy Bernard Bergstolz Ski & Bike Magazin • 01 | 2020
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