Bergstolz Issue No. 89
36 SPITZBERGEN Bergstolz Ski & Bike Magazin • 01 | 2020 und nachdem wir die Gewehre geladen haben marschieren wir los. Zu- nächst alle zusammen, später machen wir zwei Gruppen und gegenMittag erreichen wir über den Gletscher namens Graffelbreen eine unbenannte, knapp 800 m hohe Spitze. Zurück auf dem Schiff erwartet uns Gabriela, unsere Köchin, bereits mit heißer Suppe und frisch gebackenem Brot. Während wir unsere Suppe genießen hat der Captain schon den Anker lichten lassen und wir nehmen wieder Fahrt auf gegen Norden.Wir nut- zen die Zeit, um mit dem Fernglas das Ufer nach irgendwelchen Zeichen von Eisbären abzusuchen.Trotz der Gefahr, die eine unerwartete Begeg- nung mit diesemTier mit sich bringt, hofft natürlich jeder, dass wir einen Bären zu Gesicht bekommen. Von der Engelskbukta nach Ny-Alesund Mit dem Zodic setzen wir über ans flache Ufer. Wir werden heute die Überschreitung von der Engelskbukta bis in den Kongsfjorden nach Ny- Alesund machen. Auch wenn die Sichtverhältnisse nicht ganz optimal sind ist die Tour kein Problem, weil erstens unser Polarexperte Chris diese Tour schon häufiger unternommen hat und zweitens das Gelände den Weg ziemlich klar vorgibt. In Ny -Alesund angekommen haben wir noch Zeit, das Museum und einige der Forschungsstationen zu besichtigen, bevor es uns zu Gabrielas Après-Ski-Suppe zieht, oder steht heute viel- leicht frisch gebackener Kuchen auf dem Plan? Magdalenenfjord – Keine Menschenseele Erneut muss der Steuermann sein Abendessen stehend am Ruder ein- nehmen, denn wir haben einen weiten Weg vor uns. Noch vor Mitternacht wollen wir den Magdalenenfjord erreichen.Dieser Fjord gilt als einer der schönsten in ganz Spitzbergen und wird vor allem im Som- mer viel von Ausflugsbooten besucht.Wir sind ganz allein hier unterwegs und überhaupt sollten wir die ganze Reise hier oben die einzigen sein.Der Hafen in Longyearbyen war leer, die anderen Skitourenschiffe kommen erst einen Monat später. Die Fahrt hier hoch ist ein Traum. Es ist kälter geworden, die Luft ist klar und die Sicht ist unglaublich. Wir sind jetzt schon weit über dem 79° Breitengrat und es wird gar nicht mehr dunkel. Und so segeln wir mit Motorunterstützung bei vollem Licht kurz nach Mitternacht in den Fjord ein und gehen auf seiner Nordseite vor Anker. Überschreitung zum Smeerenburgfjord Und weil es den Tag zuvor so gut geklappt hat, nehmen wir uns heute gleich wieder die Überschreitung einer Landzunge vor und lassen das Schiff alleine außen herumfahren. Ganz so sicher sind wir unserer Sache jedoch nicht und deshalb werden wir per Funk dem Captain mitteilen, wo er uns wieder aufsammeln darf. Die Tour führt zunächst über den Salzburgbreen fast 1.000 m hoch hinauf, bevor wir in die Scheibukta abfahren. Ein besonders schönes Erlebnis war danach die Fahrt durch das Treibeis im Bjørnfjorden, leider war auch hier der Bär heute nicht zu Hause und wir ankern am Ausgang der Bucht. Für den nächsten Tag haben wir nochmals eine Tour weiter nördlich geplant, wollen aber hier die Wetterentwicklung abwarten. In dieser Ecke Spitzbergens waren Ende 16., Anfang 17. Jahrhundert die Walfänger aktiv und es gibt einige historische Plätze, die Zeugnis die Zeit sind. So findet man auf mehreren flachen Landzungen Spuren der Tranöfen, wo das Öl aus den erlegten Tieren gewonnen wurde, um dann am Ende des Sommers nach Europa verschifft zu werden. Besuch der Walfangstation Danskeneset Am nächsten Morgen hängen dichte Wolkenbänke über den Bergen und wir fahren auf eine alte Walfangstation. Es gibt keinen Wal mehr, dafür aber einWalross. Auch nicht schlecht. Nachdem uns Chris unter Einhal- tung aller Vorschriften über das Gelände und dasWalross geführt hat, ver- lassen wir diesen magischen Ort und gleichzeitig sind wir hier am nördlichsten Punkt unserer Reise angelangt.Wir sind zwar noch ein gutes Stück vom 80. Breitengrat entfernt, jedoch ist es schon ein besonderes Ge- fühl, so weit nördlich Ski zu fahren und fast auf 1.000 km an den Nordpol
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