Bergstolz Issue No. 89

ENGELBERG 21 Ein Bier bitte! [ ] Endlich da! Eigentlich hab ich mir fest vorgenommen in der Schweiz nicht mehr Auto zu fahren. Man fährt zwei Stunden auf der Autobahn, aber das Ziel will und will nicht näher rücken. Und dieser Trip hat schon besonders schlecht angefangen: Beim Zusam- menwerfen meines Equipments, werfe ich noch einen schnellen Blick auf die Einladung und die „Packliste“: Klettergurt, Prusik, Abseilgerät, Steigeisen, Eisgerät. Zefix! Was haben die denn vor und wo liegt das Zeug? In der Gewissheit, dass das meiste eh schon alt ist und die Suche die Abreise noch weiter verzögern würde, ist der erste Stopp die Bergzeit Filiale in Großhartpenning. Zwei Minuten nach Betreten des Geschäfts hänge ich schon an einem Querbalken und bekomme eine schnelle, fachkundige Ein- weisung ins neu erstandene Abseilequipment. Next Stop: München, meinen Mitfahrer abholen. Eigentlich ne fahrt von 40 min, aber an dem Tag haben sich die Verkehrsgötter scheinbar alle gegen mich verschworen. Unfall auf der A8, kurz nach der Auffahrt Holz- kirchen. Ein Glück, dass ich hier jede auch noch so kleine Straße vom Rennradln kenne! Beherzt wende ich den Hymer und biege in eine kleine Versorgungsstraße, die parallel zur Autobahn verläuft. Leider ist aber genau diese Straße die, die die Feuerwehr und die Polizei für einen Notzugang zur Unfallstelle nutzen. Also wieder wenden und auf die „normale“ Umleitung zurück. Bloß da geht natürlich gar nix. Eine WhatsApp an Roman, verlegen den Treffpunkt immer weiter nach hinten, die Laune fällt dement- sprechend von Nachricht zu Nachricht – besonders, weil das Navi noch satte 422km bis zum Ziel ausweist und ich für die letzten 500m schon 30min gebraucht hab – bis die Götter dann doch ein Einsehen haben und die Zufahrt zu einem Feldweg in Sicht kommt. Kurz überlegt und schon düse in mit meinem WoMo durchs Unterholz. Wäre doch gelacht sich von ein bisschen Stau ausbremsen zu lassen! Und schließlich sind wir Freerider!! Einen Autotausch-Stopp und diverse Schweizer Geschwindigkeitsbe- schränkungen später laufen wir nach acht Stunden durstig an der Bar der Ski Lodge ein: „Ein Bier bitte!“ Welches darfs denn sein? „Egal, Hauptsache groß!!!“ Am nächsten Morgen ist die Welt schon wieder in Ordnung. Unser Bergführer Matthias begrüßt uns auf gewohnt gelassene Schweizer Art beim Frühstück und erklärt uns den Tagesplan: Die Engelberg Rundtour. Auffahrt auf den Titlis, kurzer Hike zur ersten Ab- seilstelle, eine Abfahrt, ein zweites Seilstück, längere Abfahrt, langer Aufstieg und noch längere Abfahrt! Leider werden wir den ersten Tag noch ohne den Skigott aus den USA bestreiten müssen, haben aber mit Lorraine Huber auch eine ehemalige Freeride World- tour Siegerin, Spyder Athletin und nicht minder wichtig, eine geschätzte Bergstolz-

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