Bergstolz Issue No. 87
doch ein wenig aus dem Konzept und ins Grübeln: Ein Teilnehmer schreibt mir eine „juristisch – klingende“ Email mit seinem Wunsch, das Wochenende abzusa- gen und den Preis zurückerstattet zu bekommen. Das gab´s noch nie. Ich lasse den Teilnehmer kostenfrei stornieren. Mit einem schlechten Gefühl soll nun wirk- lich niemand in ein Wochenende ziehen müssen. Klaus Gruber , zertifizierter UIAGM Bergführer Ricarda hat viel Erfahrung und beobachtet die Ge- schehnisse über die ganze Saison. Auch dieses Mal ist mir klar, dass sie die Situation bereits gut eingeschätzt hat. Natürlich liegt es trotzdem nun noch an mir und meinem Bergführer Team zu entscheiden, ob eine Durchführung möglich ist. Ich ruf mich mit meinen Kol- legen und Freunden Clemens und Heli zusammen und nachdem wir uns ausführlich besprochen haben ist für uns klar: mit defensivem Fahrverhalten und entspre- chender (Gruppen)Disziplin steht einem lässigen Wo- chenende nichts im Weg. Die mediale Unruhe kommt in den Gebieten und vor allem bei entsprechender Fachkenntnis nicht zum Zug: entscheidend sind jetzt vielmehr perfekte Gebietskenntnisse, das Wissen um den lokalen Schneedeckenaufbau und dann die exakte Linienwahl mit den Gruppen. Christian Obermayr , langjähriger Powder- chase Teilnehmer: Auf dem Weg zur Arbeit denke ich nochmal über das Wochenende nach. Trotz LWS 4 und teilweise auch 5, steht es für mich aber nicht zur Debatte, mein Powder- chase Wochenende zu canceln. Denn mir ist klar – das Konzept geht auch dieses Mal auf. Weil Powderchase eben nicht einfach dorthin fährt, wo der meiste Schnee liegt, sondern dorthin, wo die besten Bedin- gungen herrschen. Darüber hinaus hab ich als Schnee- sportlehrer im DSLV einige Fortbildungen zum Thema Lawinenkunde hinter mir, weiß also schon auch auf was ich mich da einlasse. Und: ich weiß ich kann nicht nur dem Powderchase Team vertrauen, sondern auch den immer handverlesenen UIAGM zertifizierten Berg- führern, die Teil des Powderchase Konzeptes sind. Im Gegenteil - ich bin jetzt eher neugierig zu welcher Ent- scheidung die Organisatoren gelangen! Ricarda Schneegass , Powderchase Als ich dann Testski und Lawinenrucksäcke ins Auto lade, während alle anderen mit besorgten und müden Gesichtern ihre Dächer und Ausfahrten freischaufeln stelle ich mir schon nochmal die Frage: „Was ist ei- gentlich verrückter? Bei diesem Schneefall losfahren oder daheimbleiben?“ Die Fahrt nach Zauchensee wird dann zur Expedition. Unzählige steckengebliebene LKW´s und Unfälle ver- langsamen die Reisegeschwindigkeit ins unermessli- che, trotzdem kommen wir irgendwann wohlbehalten an. Und verbringen dann eines der großartigsten Free- ride-Wochenenden, die ich je erlebt habe. Und dies nicht eine Sekunde mit dem Gefühl, etwas Verrücktes oder über die „normalen Freeride Verhältnisse“ hinaus Unsicheres zu tun. Klaus Gruber , zertifizierter UIAGM Bergführer Als es dann endlich losgeht, treffen wir uns mit den Teilnehmern und der Orga nochmal, um alle auf die Bedingungen und die nötige Disziplin einzuschwören, Was dann kommt lässt sich kaum inWorte fassen. Sol- che Tage sind nicht nur für die Powderchaser, sondern auch für uns Bergführer Highlights! Unglaubliche Ver- hältnisse – man könnte sie mit Japan oder Kanada vergleichen – erwarten uns. Im Sinn der Sicherheit bleiben wir unter der Waldgrenze und finden ca. 70 Zentimeter lockersten kalten Pulverschnee. Und das bei blauem Himmel. Wir gleiten durch den Tiefschnee POWDERCHASE 21 Starker Schneefall – Vier bayrische Landkreise rufen Katastrophen- alarm aus (www.spiegel.de ) [ ]
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