Bergstolz Issue No. 87

20 POWDERCHASE Bergstolz Ski & Bike Magazin • 1 1 | 2019 Ein Blick auf dieses Jahrhundert Schnee-Wochen- ende aus drei Perspektiven: Ricarda Schneegass , Powderchase Ich schaue aus dem Fenster im Münchner Süden. Es schneit. Seit Tagen. Das morgendliche Programm star- tet 1,5 Stunden früher, denn ohne Schneeschaufeln ist an Alltag oder die üblichen Fortbewegungsformen selbst im städtischen Umfeld gar nicht zu denken. Das Telefon reißt mich aus meinen Gedanken, die sich um die Orga des ersten Powderchase Wochenendes drehen. „Hi, da ist die Anne. Sag mal – fahrt Ihr am Wochenende eigentlich los?!“. Das ist der gefühlt 100ste Anruf in den letzten zwei Tagen. Alle wollen wissen ob, wohin und vor allem mit welcher „Moral“ ein kleines Unternehmen wie Powderchase an diesem Wochenende zum Freeriden loszieht. Klaus Gruber , zertifizierter UIAGM Bergführer Als Bergführer bin ich vor allem imWinter in den hei- matlichen Bergen unterwegs. Und das aus gutem Grund: durch meine Lage am Alpenhauptkamm kann ich sowohl den Schnee aus dem Süden als auch aus dem Norden abgreifen. Und wer Obertauern und Zau- chensee kennt weiß, dass es im Nordstau immer Über- raschungen gibt, was die prognostizierte Schneemenge betrifft. Meist gibt es mehr Schnee als vorhergesagt. Als mich Ricarda knapp fünf Tage im Vorfeld des Powderchase im Januar kontaktiert, weiß sie natürlich schon, was auf uns zukommt. Die letzten Wochen ist schon viel Schnee gefallen und für die kommenden Tage ist nochmal ordentlich Schnee ge- meldet. Mit der Chance auf Sonne, aber eben auch sehr große Lawinengefahr. Prognostiziert sind in den Hohen Tauern und Nordalpen Stufe 5 unter 2000m und im Süden 4 bzw. 3. Christian Obermayr , langjähriger Powder- chase Teilnehmer: Ich fahre jetzt schon ein paar Jahre bei Powderchase mit. Zum einen, weil sich so der Wunsch nach Tief- schnee und die Planungsbedürfnisse eines Familien- vaters am besten unter einen Hut bringen lassen. Zum anderen, weil das Team und die immer wieder neu zu- sammengewürfelte Truppe Gleichgesinnter ein groß- artiges Erlebnis garantiert. Das Konzept funktioniert, weil alle verstehen, dass das Powderchase Team sein Bestes gibt, um innerhalb weniger Tage einen Trip in den versprochenen Tiefschnee zu organisieren. Jedes Powderchase läuft zwar gleich ab, hat aber immer einen ganz eigenen Charakter. Als ich heute aus dem Haus gehe, wird schnell klar: das kommende Wochenende kann man sicher als außergewöhnlich einstufen. Nicht nur wegen der Mengen an Schnee, sondern vor allem durch die mediale Berichterstattung die gerade stattfindet. Selbst im eigenen Umfeld gibt es Kopfschütteln ob meines - nennen wir es mal posi- tiv - Optimismus. Auf Facebook versuche ich meine Po- sition dem erweiterten Freundeskreis darzustellen, was allerdings nur teilweise erfolgreich ist. Ricarda Schneegass , Powderchase Nach einer schlaflosen Nacht und unzähligen Telefo- naten mit vielen unserer Bergführer Kontakte aus den verschiedenen Gebieten steht für mich trotz allen Me- dienrummels fest: wir lassen das Wochenende statt- finden und fahren Richtung Zauchensee. Jetzt heißt es „nur noch“ Unterkünfte für gut 20 Personen reservie- ren, Emails schreiben, weitere Bergführer finden. Ei- gentlich der normale Wahnsinn im Vorfeld eines Powderchase Wochenendes. Dieses Mal wird aber so gut wie jeder Arbeitsschritt unterbrochen:Weitere An- rufe von unsicheren Teilnehmern, mehrere spontane Buchungen eines Lawinenrucksacks. Alles noch gar keine große Sache. Ein Anruf bringt mich dann aber Darf man da überhaupt noch dem Schnee hin- terherjagen? [ ]

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