Bergstolz Issue No. 76
Seite 24 | BERGSTOLZ BikeMagazin JUNI 2018 REGION heutiges Ziel ist der Krstac Pass.Wir starten gegen 10 Uhr in Kotor. Die Auffahrt erfolgt anfangs über eine sehr viel befahrene Asphaltstraße, bis wir ein paar Kilometer später links Richtung Passhöhe auffahren und es ruhiger wird. Immer wieder winken uns Leute aus den Autos, grüßen freundlich und feuern uns an. Es ist sehr heiß, meine Beine schwerfällig und die Auffahrt über die 30 Kehren will nicht enden. Doch irgendwann erreichen wir dann die Passhöhe und fahren noch ein Stück Richtung Loven Nationalpark weiter. Dort finden wir ein schönes Plätzchen im Grünen, setzen uns in die Wiese und genießen die Aussicht. Gestärkt von der Jause beginnt nun das Vergnügen. Von der Passstraße rollen wir circa einen Kilometer auf der Asphaltstrasse retour und biegen dann rechts in denWald. Knappe 1000 Höhenmeter bergab erwarten uns. Der Trail beginnt technisch anspruchsvoll, im Wald wird es spielerisch, macht Spaß. Mitten im Wald steht eine Holzrampe. Mary möchte springen, ich verweigere, irgendwie schaut für mich die Rampe nicht einladend aus. Sie zögert ein wenig, springt letztendlich aber doch, landet, stürzt im Auslauf und verletzt sich am Hand- gelenk. Oh nein! So ein Pech! Sie versucht noch weiter zu fahren, doch schnell wird klar, dass sie nicht weiterfahren kann. Somit heißt es für sie knappe 800 Höhenmeter das Bike den Berg hinunterschieben. Ich warte immer wieder auf sie und natürlich ärgert sie sich über ihr Malheur. Aber mei, kann passieren! Gut, dass nichts Schlimmeres passiert ist. Für mich ist es weiterhin ein Flowtrail mit Traumausblick auf das Meer. Der letzte Abschnitt wird fordernd, denn es liegt viel Geröll am Trail. Es geht vorbei an einer idyllisch, kleinen Hütte, mit vielen grasenden Ziegen. Der Schaf- hirte grüßt freundlich. Die Stadtmauern von Kotor sieht man nun sehr gut.Wie eindrücklich, was früher hier gebaut wurde. Am Ende des Trails warten drei Franzosen, die mich bei der Ankunft filmen und applaudieren. „Are you profes- sional?“ fragen sie mich. Ich grinse und verneine. Für sie ist es unvorstellbar hier mit dem Bike hinunter zu fahren, für mich ein Vergnügen. So unterschiedlich sind die Wahrnehmungen von uns Menschen. Ich warte auf Mary und es geht ab ins Krankenhaus. Im Krankenhaus von Kotor gibt es leider kein Röntgengerät.Wir werden weiter in die Nachbarstadt Risan, eine halbe Stunde von Kotor entfernt geschickt. Es dauert, bis wir zum Krankenhaus finden, denn es ist bereits dunkel, die Beschil- derung spärlich und Englisch spricht hier fast niemand. Während ich das Auto parke geht Mary ins Krankenhaus. Ich folge ihr und lande zuerst in der Neurologie. Okay, falscher Stock. Ich suche weiter und finde im Keller die Röntgenabteilung. Dort ist Mary. Sie muss warten, das Krankenhaus ist sehr spärlich ausgestattet. Fern von unseren österreichischen Standards. Da sind wir zuhause wirklich sehr verwöhnt! Diagnose: Bruch des Handgelenks, laut ausführendemArzt.Wer allerdings hier der Arzt ist, ist nicht ganz so sicher. Der Gipser scheint auch Arzt sein zu wollen und möchte ihr einen Gips anpassen. Doch Mary lässt sich keinen Gips auf- brummen, möchte schnellstmöglich nach Hause. Sie bezahlt die Arztrechnung, 33 Euro fürs Röntgen inklusive handgeschriebenemArztbrief.Wir verlassen das Krankenhaus und somit heißt es leider bereits am nächsten Tag Abschied neh- men. Wir sind beide wehmütig, aber was soll’s. Wir kommen wieder. In dieses wunderschöne Land, mit so vielen netten, freundlichen Menschen, schön ist es hier! Und ich bin mir sicher es gibt noch jede Menge Trails zu entdecken.
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