Bergstolz Issue No. 74
ARIZONA BERGSTOLZ BikeMagazin APRIL 2018 | Seite 23 Roter Staub wirbelt durch die Luft und verschleiert mir für einen kurzen Augenblick die Sicht. Immer wieder fahren Tobi und Joe in einer atemberaubenden Geschwindigkeit steile Stufen hi- nunter, springen über kleine Felsvorsprünge und biegen im nächsten Moment um enge Kurven in ein Labyrinth aus Trails, das sich durch die großen roten Steinmonumente schlängelt. Nach über 12 Stunden Autofahrt konnten Tobias Woggon und ich es kaum erwarten, die berühmt berüchtigten Trails von Sedona mit unseren Mountainbikes zu erkunden. Nur an wenigen Orten in den USA kann man schon im Februar so gut Mountainbiken wie hier im Verde Valley im Norden Arizonas. Die kleine Stadt Sedona liegt knapp 50 Kilometer südlich von Flagstaff, am Ausgang des Oak Creek Canyon, nicht weit vom Grand Canyon entfernt. Schon als wir das Ortsschild passieren ist die indianische Vorgeschichte dieses Fleckchens Erde zu spüren. Die malerische Kulisse und das einmalig schöne Licht von Sedona ziehen eine künstlerische Ge- meinschaft an, die stark von individuellen Ausdrucksformen geprägt ist. Man findet alles. Mit Ge- genwartskunst gestaltete Nobel-Restaurants, aus surrealen Werken gebaute Cafés, bis hin zu aus indianischer Kunst gestalteten kleinen Läden. Nach unserer Ankunft in Kalifornien, ereignen sich mehrere Zufälle nacheinander. RÜCKBLENDE: Die Phil-Wood-Naben surren laut in den schnellrotierenden Laufrädern, die breiten Ketten scheppern gegen die hartgelöteten Stahlrahmen, der Geruch von heißen Bremsen steht in der Luft. Eine Horde von Mountainbikern jagt in einer unglaublichen Geschwindigkeit den Berg hinab und die Fahrer versuchen sich gegenseitig auf den schmalen Trails zu überholen. Eindeutig: Ein Rennen! Handgeschriebene Startnummern sind an breiten, geschwungenen Lenkern befestigt. Die Fahrer beugen sich tief über die langen Vorbauten und versuchen die Stöße des ruppigen Untergrunds mit Armen und Beinen abzufedern. Weder mit Federgabeln oder Dämpfern, noch mit Helm oder jeglicher Art von Protektoren fahren die Jungs, während sie in Angriffsposition die Abfahrten am Mount Tamailpas herunter preschen. Ich wäre vor Angst schon längst abgesprungen, doch sie haben vollstes Vertrauen in ihre MAFAC Bremsen, die sich mit voller Kraft in die Seitenwände der Araya-Felgen beißen. Genau so habe ich es mir vorgestellt, damals, als alles anfing. Nun stehen wir hier im neu eröffneten Mountainbike Museum in Fairfax, dem kleinen Ort in Marin County, nicht weit von San Francisco entfernt und lauschen den Geschichten der Entstehung des Mountainbikes.
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