Bergstolz Issue No. 73

LINES BERGSTOLZ Ski Magazin JANUAR 2018 | Seite 53 „Welcome on Board to Flight AC 846 to Munich,“ dröhnt es aus den Lautsprechern, als wir gerade unsere Skischuhe in die Gepäckablage über uns stopfen. Die Stimmung könnte eigentlich besser nicht sein. Wir hatten in den letzten zweieinhalb Wochen die besten Tage auf zwei Bret- tern, seitdem uns unsere Eltern als kleine Knirpse draufgestellt hatten, und doch ist irgendwie ein mulmiges Gefühl dabei. Nach einem schneemäßig äußerst lausigen Start in die Saison, sahen wir un- seren einzigen Ausweg, um unseren Durst nach Powder zu stillen, in Form von einem Flugticket nach Kanada. Die 2,5 Wochen dort waren der absolute Hammer. Man hätte es nicht besser erwischen können. Dann sollte man doch meinen, dass man vielleicht irgendwann mit dem zufrieden ist, was man be- kommen hat. Im Gegenteil: Wir konnten es noch lange nicht sein lassen. Zuhause angekommen, schlug uns erstmal die nasse Faust der Ernüchterung ins Gesicht. Es war mittlerweile Mitte März und wir konnten uns weder an den Blick hinterm Schreibtisch hervor gewöhnen, noch waren die Aussichten in den Bergen wirklich besser. Für das erste Wochenende zurück in heimi- schen Gefilden wären wohl Gummistiefel mehr angebracht gewesen als Ski- schuhe: Es regnete bis auf knapp 3000m. „Das war‘s dann also für diese Saison,“ dachten wir uns. Doch irgendwie wollten wir das noch nicht so richtig wahrhaben. Also befragten wir noch einmal das World Wide Web und durchforsteten diverse Messstationen und Lageberichte nach Schneehöhen und Bedingungen. Wie sich schnell rauss- tellte, war der Rückzug in höhere Lagen die einzige sinnvolle Option. Genau wie vor unserer Abreise nach Kanada ging’s also wieder einmal rauf auf die Gletscher Tirols. Dort angekommen, waren wir doch positiv überrascht: Hier oben hatte sich über die Saison doch eine ordentliche Menge an Neuschnee gesammelt und auch das Altschneeproblem des Frühwinters schien sich, durch die teils sehr warmen Temperaturen und die damit verbundene Setzung des Schneede- ckenaufbaus im Hochwinter, erledigt zu haben. Es war sicher kein Hochge- nuss; und auch weit und breit kein Powder bis zu den Knien in Sicht. Unsere Blicke schweiften schnell zu den Rinnen, die uns schon früher aufgefallen Foto: Simon Beizaee Foto: Simon Beizaee

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