Bergstolz Issue No. 73

Pro Kategorie darf jeweils nur ein Bild pro Team eingereicht werden. Es wurde zwischen Pro Team (Professionellen Rider/Fotografen) und Wannabe Team (Amateure) unterschieden. Das BOT-Team startete unter der Wannabe-Flagge. Bei einem späteren get together wurde die Marschroute für den kommenden Tag besprochen. Auf Grund der Schneelage, die wie bereits erwähnt doch sehr zu wünschen übrigließ, musste improvisiert werden und das Ganze auch noch in einem für uns vollkommen unbekannten Gebiet. Das Ziel für den morgigen Tag war also fixiert, ein Secret Spot mit massig Schnee musste gefunden werden, um die ersten guten Shots in den Kasten zu bekommen… das kann ja nur schiefgehen! So begann der Freitag wie der Donnerstag geendet hatte: etwas überfordert und verplant. In aller Herrgottsfrühe versuchten wir beim gemeinsamen Frühstück die Gegend zu kartographieren und einen unserer Ansicht nach fotogenen Spot ausfindig zu machen. Das südlich von San Martino di Castrozza gelegene Val Canali wurde dabei ins Auge gefasst. Nach gut eineinhalbstündigem Zustieg in das Tal ging es ans Eingemachte und wir holten das bestmögliche aus den bescheidenen Verhältnissen heraus. Nach anstrengenden dreizehn Stunden auf den Beinen und gefühlten 3.000 geschossenen Bildern ließen wir den Tag bei Pizza, Pasta, Insalata Mista und zwei, drei Gläschen Vino Rossa gemütlich ausklingen. Die Ausbeute war überschaubar, ein paar nette Bilder waren schon dabei, aber mit „nett“ gewinnt man eben keinen King of Dolomites. Frau Holle hatte Erbarmen und schenkte uns über Nacht gute 10 cm frischen Powder. Der Samstag startete mit Bluebird, was für Bombenstimmung im gesamten Team sorgte. Da im Tal kaum Schnee lag, konzentrierten wir uns auf die höheren gelegenen Gefilde. Somit war der Gang zur Gondelbahn Colverde obligatorisch. Der Gebirgsstock, der sich aus Cimon della Pala, Vezzana, Rosetta und Sass Maor zusammensetzt, thront eindrücklich vor dem kleinen Dörfchen und gehört zum UNESCOWeltkulturebe, wie wir später erfuhren. Nach einem schnellen Espresso in der Mittelstation und der Auffahrt zur Cima Rosetta auf über 2.700 Meter, nahm Stefan das Gebiet mit seiner Kamera unter Beschuss und wir sorgten mit unseren Brettern für reichlichAction in der sonst so stillenWinterlandschaft. Um ehrlich zu sein, es war ein schmaler Grat zwischen fetten Powderturns und der totalen Zerstörung unserer Sportgeräte. Unter der dünnen Schnee- decke warteten die hungrigen Sharks, um zuzubeißen. Doch die eindrückliche Szenerie und der unver- kennliche Dolomitenflair ließen jeden Gedanken an Materialschäden als nichtig erscheinen. Zu Mittag zog eine Schlechtwetterfront auf und die meisten Teams, die denselben Spot wie wir aus- erkoren hatten, zog es talwärts. Die ersten Schneeflocken drangen durch den Nebel und die Stimmung am Berg wurde ganz speziell. Bereits bei der vorherigen Auffahrt zur Cima Rosetta fiel mir eine markante Schneise neben der Bergstation auf. Nach einer kurzen Klettereinlage befanden wir uns in der besagten Bergschneise, die durch den eingesetzten Schneefall mit demensprechend viel Wind eine surreale Umgebung bot. Der styroporartige Schnee klebte wie Zuckerwatte an den dunklen Felswänden und sorgte für Übermotivation beim ganzen Team. Wir fackelten nicht lange und setzen einige Turns in die engeVerschneidung, immer im Fokus der Kamera. Eine Stunde später waren die ersten Hammerbilder im Kasten und wir waren froh, dass wir nicht ins Tal zurückgefahren waren oder anders ausgedrückt: zur richtigen Zeit am richtigen Ort waren! Immer noch unter Strom und mit noch genug Zeit – beziehungsweise Tageslicht –übrig, um noch das eine oder andere Bild zu schießen, entschieden wir einstimmig weiterzumachen. Bei der anschließenden Talfahrt kam uns der Passo Rolle, der uns schon bei der Anfahrt mit seiner Lage und Weitläufigkeit schwer beeindruckt hatte, wieder in den Sinn. Andi holte nochmals alles aus der Berta raus und wir erreichten knapp vor Sonnenuntergang den Alpenpass. Nach ein paar Minuten Aufstieg und einem Puls weit über 180 musste es jetzt aber sehr schnell gehen, der Sunset setzte ein und die letzten Sonnenstrahlen ließen den Spot schon fast kitschig erstrahlen. Nach einem einzigen Turn war der Spuk auch schon vorbei und mit ihm auch das letzte Tageslicht, die Nacht legte sich über das verschlafene italienische Tal hinweg. Was für eine Stimmung! Zurück in San Martino di Castrozza kümmerten sich Andi, Benji und meine Wenigkeit um die Ver- nichtung des restlichen Biervorrates. Stefan hingegen gab den Bildern am Mac noch den letzten Schliff. Mit der Abgabe der Bilder zur Deadline fiel uns ein Stein vom Herzen und man merkte allen Beteiligten die Erleichterung an. Jetzt hieß es „Party on“ Skihose und Jacke wurden gegen Jeans und T-Shirt getauscht. Bei bestem Italodiscosound im Club Iceberg dancten wir nach dem Motto „how low can you go“ noch bis in die frühen Morgenstunden. Seite 20 | BERGSTOLZ Ski Magazin JANUAR 2018 KING OF

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