Seite 28 - Bergstolz Issue No. 39

Basic HTML-Version

Seite 28 | BERGSTOLZ Ski Magazin Januar 2013
ZILLERTAL
folgten lange Diskussionen und die Entscheidung,
mit dem Bus zum zweitmöglichen Einstiegspunkt zu
fahren. Denn in Vorderlanersbach gibt es eine
Tourengeherkarte für nur 12
. Und wir brauchten ja
nur einen Lift. Ein Glück, dass wir zwei Locals dabei
hatten, denn welcher Bus im Zillertal an welcher
Haltestelle hält und wohin fährt, erschließt sich auch
nicht nach längerem Studium der Fahrpläne.
Natürlich waren wir trotz der beiden im falschen Bus,
aber der Fahrer war großzügig und ließ uns netter-
weise direkt am Lift und ohne Haltestelle aussteigen.
Die Tourengeherkarte gilt für die Rastkogelbahn und
den 8er Horbergjoch. Gleich hinter der Gipfelstation
des Lifts auf 2500m beginnt der Anstieg zum
Rastkoglgipfl. Die gut 250hm ziehen sich a bisserl
und man sollte 1 1/2 Stunden einplanen.
Leider kam hier die zweite böse Überraschung: Tobi
hatte seine Felle im anderen Rucksack. Entschied
sich aber trotzdem die Tour in Angriff zu nehmen,
zumindest bis zum Rastkogl, und schnallte seine Ski
tapfer auf den Rücken und stapfte uns hinterher.
Es hatte einiges an Neuschnee gegeben und der
Wind blies böse aus Süden über die Tuxer Alpen.
Auch wir hatten mit den breiten Ski ordentlich zu
kämpfen und kamen nicht im geplanten Tempo
voran. Zudem verhießen die Windlippen nichts
Gutes. Als wir den Gipfelhang erreicht hatten gab es
zwei, bzw. drei Möglichkeiten. Weiter auf der geplan-
ten Route, den Gipfelhang traversieren und mit den
Ski zum Gipfel. Die Ski abschnallen und eine kleine
Kletterei auf der Direttissima. Oder Abbruch der Tour.
Alle waren motiviert und heiß auf die Tour. Die
Diskussion war aber trotzdem erstaunlich kurz: 3er
Lawinenwarnstufe, extrem starker Südwind seit zwei
Tagen der allen Neuschnee direkt in den Nordhang
befördert hatte, der als nächste und einzige Abfahrt
ins Sidantal zu befahren wäre. „Burschen, ich
befürchte des macht keinen Sinn“ meinte Xaver und
Tobi setzte der Diskussion endgültig ein Ende „Des
ist viel zu heiß! Des bringt heut nix. Und habts Ihr die
Südhänge gseng, an denen wir seid oaner Stund vor-
beilaufen?“. Die Entscheidung stand fest! Abbruch!
Für uns natürlich doppelt blöd: Man organisiert den
Guide, Rider, Fotografen und kündigt die Story natür-
lich bei den Tourismusverbänden an. Und dann,
Abbruch noch vor der ersten Abfahrt. Fuck. Aber
natürlich die einzig richtige Entscheidung. Auch wir als
Magazin können nicht immer den Finger heben und
predigen, dass die Sicherheit immer vor geht und dann
genau anders handeln. Auch wenn es vor Ort noch so
schwierig und enttäuschend ist. Safety rules!
Und dann waren dann ja immer noch die Südhänge!
Schöne Hänge! Ganz ohne Spuren drin! Ok, scheiß
drauf. Felle runter, Bindung zu, Helm auf und „Hurra
die Gams“. Xaver und Tobi – unsere Wahl-Zillertaler
– mit Ortskenntnis und super Gespür für schöne
Hänge vorne weg. Es folgte eine Hammerabfahrt auf
der Südseite des Rastkogls – Rinnen, freie Hänge,
Pillows, Trees. Alles dabei. Freerider was willst Du
mehr.
Da wir jetzt eh Zeit hatten, beschlossen wir, den
Flüssigkeitshaushalt erst mal wieder auszugleichen
bevor wir uns noch „an netten Hang an der
Grüblispitz anschauen müssen“.
Skier: Tobias Hagn