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Seite 14 | BERGSTOLZ Bike Magazin April 2012
COLORADO
Vail, Telluride, Keystone und Winterpark – wer jetzt an Wintersport denkt, liegt falsch. Colorados superfeine Resorts
werden erst wenn der Schnee geschmolzen ist richtig interessant. Dann zeigen die Amis, was ihre wahre
Leidenschaft ist und übertreffen sich gegenseitig mit perfekt geshapten und vielseitigen Bikeparks. Mit dem ambi-
tionierten Ziel, den besten Bikepark Colorados zu finden, fliegen wir von München mit Sack und Pack nach Denver.
Die Entscheidung, die Räder nicht mitzuschleppen, sondern statt der Gepäckgebühr lieber vor Ort Bikes zu leihen,
haben wir definitiv nicht bereut. Ein Mietauto ist in dem fast 270.000 km² großen Bundesstaat allerdings unent-
behrlich, die Preise sind aber wirklich fair und unser Anbieter, Alamo, legt sogar noch ein gratis Navi drauf, das uns
auf der Reise des Öfteren vor Irrfahrten bewahrt.
ColoRADo
BIKETRÄUME WERDEN WAHR IM HÖCHSTGELEGENEN BUNDESSTAAT DER USA
Nach der ersten Nacht in einem einfachen, aber günstigen und sauberen Motel im Süden von Denver,
fahren wir früh am nächsten Tag raus aus der Stadt, nach Boulder. Im Trek Bicycle Store lassen wir uns
mit Leihrädern ausstatten und nehmen gleich noch ein paar Tipps vom supernetten Personal mit und
sogar Mark Eller, der Kommunikationschef von IMBA, der International Mountain Bicycling
Association, schaut vorbei und klärt uns über die neusten Trails auf.Weiter geht’s gen Westen ins zwei
Stunden entfernte Keystone, wo unser Guide, Lloyd, schon auf uns wartet. Auf dem Weg nach oben
erzählt uns Lloyd, der seit 17 Jahren hier lebt und arbeitet, dass jeden Tag ein anderer Teil der über
160 km an Trails überarbeitet wird und ständig neue Features eingebaut werden. Und tatsächlich glei-
ten wir die geschmeidigen Flow-Trails entlang, ohne einmal zu oft die Bremse betätigen zu müssen.
Obwohl wir keine Sekunde mit unnötigen Pausen verschwenden, schaffen wir nur einen Bruchteil der
Strecken zu befahren. Highlights sind definitiv die lichten Wäldchen, durch die man in perfekten
Anliegern durchcruist und keine Sekunde an Bremswellen oder sonstige unangenehme
Nebensächlichkeiten verschwenden muss. Bis wir uns am nächsten Tag losreißen können ist es schon
nach Mittag und wir hinken in unserem Zeitplan hinterher. Vail ist das nächste Ziel und wir sind uns
fast sicher, dass es nicht noch besser werden kann. Tatsächlich sind wir erst einmal irritiert von der
Unzugänglichkeit des Nobelskiortes, denn man kommt nur zu Fuß zur Gondel und muss das Auto,
ganz untypisch amerikanisch, am Ortseingang abstellen. Auf demWeg zu unserem Treffpunkt mit dem
ortsansässigen Guide wundern wir uns über die Architektur Vails, die an Frankreich und Österreich
erinnert und so gar nicht an Amerika. Tatsächlich wurde eine gesamte Straße identisch nach einem
österreichischen Skiort nachgebaut. Anfängliches Fremdeln mit Vail vergeht uns allerdings schnell, als
wir uns mit Jack (dem Guide) im höchsten Pump Track der Welt, auf 3145 m, aufwärmen. Die Höhenluft
macht sich bemerkbar und wir sind nach wenigen Runden schon platt. Dann geht es aber erst los, von
gemütlichen Fahrten mit herrlichem Ausblick über das Tal bis zu den anspruchsvollen Double Black
Diamond Trails. Ein nagelneuer acht Meilen langer Flow-Trail führt uns durch einen lichten Espenwald,
in dem wir uns wie in einer künstlichen Welt fühlen. Zur Stärkung kehren wir, auf Empfehlung unseres
Guides, im Eagle’s Nest an der Bergstation ein. Das Wildwood Smoked Pork Shoulder Sandwich voll-
endet den ohnehin schon perfekten Tag. Abends checken wir in das Vail Cascade Resort & Spa ein, da
uns Vails Luxus ein bisschen zu Kopf gestiegen ist. Das Hotel bietet wirklich alle Annehmlichkeiten, die
man sich als erschöpfter Biker nur so wünschen kann: Swimmingpool- und Jacuzzi-Landschaft mit
Feuerstellen und Schaukelstühlen zum Entspannen und, wie immer und überall seit wir in Colorado
gelandet sind, entspannte, nette Menschen. Nach zwei Tagen Lotterleben in Vail trennen wir uns
schweren Herzens davon und treten den Roadtrip ins Herz der Berge, nach Telluride an. Ein kurzer
Stopp in Grand Junction, von dem wir auf dem Weg schon viel gehört haben, macht uns klar, dass wir
hier eigentlich auch einen Tag einplanen hätten sollen.
_Winterpark