34 FREEDOM Bergstolz Ski & Bike Magazin • 07/2025 Die Idee zu seinem Film Freedom entstand in einer Zeit, in der das Wort „Freiheit“ plötzlich Gewicht bekam. Es war während der Covid 19 Lockdowns. Grenzen schlossen, Straßen leerten sich, der Alltag kam zum Stillstand. „Ich habe damals erkannt, dass Freiheit nichts Selbstverständliches ist“, erzählt Kostelić. „Erst wenn dir etwas genommen wird, begreifst du seinen wahren Wert.“ Während viele Menschen keine Möglichkeit hatten, die eigenen vier Wände zu verlassen, zog es ihn hinaus in die Berge, ans Meer, dorthin, wo Bewegung noch möglich war. Er begann, andere Athleten zu fragen, was Freiheit für sie bedeutet. Aus diesen Gesprächen wuchs die Idee für einen Film, der weit mehr sein sollte als eine Hommage ans Freeriden. Freedom wurde zu einer Suche nach dem, was wir wirklich mit dem Begriff “Freiheit” verbinden. Vom Skirennläufer zum Freerider Schon als Kind, erzählt Ivica, habe er sich manchmal davongeschlichen, wenn die Trainings zu streng wurden. Statt Slalomstangen fuhr er lieber durch unberührten Schnee. „Tief in mir wusste ich immer: Freeriding ist die Essenz des Skifahrens, während alpines Skifahren die zivilisierte Form davon ist“, sagt Kostelić. Als er 2017 endgültig die Rennski in die Ecke stellte, war das kein Bruch mit dem Skifahren, sondern ein neuer Anfang. In Freedom zeigt er, wie er in den Bergen von Obertauern eine neue Art von Linien zieht – nicht mehr gegen die Uhr, sondern mit sich selbst im Einklang. Der Ort, an dem Freiheit beginnt Gedreht wurde der Film vollständig in Obertauern. Eigentlich war der Dreh gar nicht geplant. Es war ein spontanes Projekt. Obertauern hatte ihn als Gast eingeladen, und bald wurde daraus eine Freundschaft mit der lokalen Freeride Community. „Die Gastfreundschaft dort hat mich tief beeindruckt“, erinnert sich Kostelić. „Ich wollte etwas zurückgeben, etwas schaffen, das bleibt.“ Die Region, ohnehin ein Hotspot für Tourengeher und Freerider, wurde zur Bühne seiner Reise. Dabei verzichtete das Team weitgehend auf mechanische Aufstiegshilfen. Die meisten Schwünge wurden ehrlich erarbeitet. „Es gab Momente, in denen Ausdauer gefragt war, wo jeder Höhenmeter schmerzte“, erzählt er. „Aber genau das machte es lohnend. Wir haben uns jeden Turn verdient.“ Athleten, die einander verstehen Für Freedom holte Kostelić sich alte Weggefährten vor die Kamera, darunter Daron Rahlves und Akira Sasaki, beide frühere Konkurrenten aus dem Weltcup. Es war eine Art Wiedersehen auf anderer Ebene. „Wir haben uns als Racer immer respektiert, aber diesmal ging es um etwas Tieferes“, sagt Kostelić. „Freiheit betrifft uns alle, egal aus welchem Land wir kommen oder wie viele Rennen wir gewonnen haben.“ Für seinen Film wollte Ivica Stimmen aus aller Welt einfangen und das bewusst in den Muttersprachen seiner Protagonisten. „Ich wollte, dass sie sich vollkommen ausdrücken können, ohne Übersetzungsfilter“, erklärt er. Besonders fasziniert habe ihn die Perspektive des Japaners Sasaki, „diese Mischung aus Abstraktion und fernöstlicher Spiritualität“. Zwischen Körper, Geist und Schnee Der Film ist kein klassischer Action-Streifen, sondern eine meditative Erkundung. Die Kamera bleibt oft ruhig, lässt Raum für Stille. Doch die physische Herausforderung war enorm. Ohne Helikopter, meist mit Tourenski unterwegs, wurden viele Szenen unter härtesten Bedingungen gedreht. „Ich war an meine Grenzen gekommen, körperlich, aber auch mental“, erzählt Kostelić. „Doch es war eine Belohnung, keine Belastung.“ Eine Szene bleibt ihm besonders im Gedächtnis: der lange Zoom-Out an der Windschaufel. „Eigentlich sollte jemand anderer diese Line fahren“, sagt er. „Aber dann tat ich es und das wurde zum Herzstück des Films. Vielleicht war das Schicksal.“ Ein Leben für den Schnee Dass Kostelić überhaupt diesen Weg finden konnte, hat viel mit seiner Vergangenheit zu tun. Geboren 1979 in Zagreb, aufgewachsen in den jugoslawischen Alpen, war er von klein auf Teil eines Ausnahmeprojekts: Vater Ante formte ihn und seine
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