Bergstolz Issue No. 132

39 ALBAN I EN Nach einer Nacht im Hostel brechen wir Richtung Süd-Westen auf. Unser Ziel: die Accursed Mountains – zu Deutsch „die verfluchten Berge“. Der Name klingt düster, doch die Erklärung ist einfach: Jahrhunderte lang war die Region so unzugänglich, dass selbst Hirten sie mieden. Heute erstrecken sich hier unberührte Täler an der Grenze zwischen Kosovo, Albanien und Montenegro. Die Accursed Mountains sind nicht nur ein Freeride-Paradies, sondern auch ein Stück europäische Geschichte. Die Region ist nicht nur landschaftlich beeindruckend – Jahrzehntelang war sie politisch aufgeladen: Kriege, Grenzkonflikte, Isolation. Heute öffnet sich der Balkan dem Tourismus – langsam, aber herzlich. Freeride Albania ist einer der Pioniere, die dieses unerschlossene Terrain zugänglich machen. Ihr Ziel: nachhaltiger Tourismus, der lokale Communities einbindet und Skifahrerinnen und Skifahrer dorthin bringt, wo sonst nur Bergziegen hinkommen. Warum die Gegend schwer zugänglich ist, wird uns bald klar. Wenn der Allrad an seine Grenzen stößt Die Straße in die Berge endet, wo das Abenteuer beginnt: Asphalt wird zu Schotter, Schotter zu Felsbrocken, dann übernehmen Schnee und Matsch. Irgendwann bleibt unser Allradmobil stecken – zu weit weg von der Lodge, um einfach „ein bisschen zu Fuß zu gehen“. Doch unsere Guides sind vorbereitet: Transportmittel Nummer zwei sind Pferde. Sie tragen unsere Skibags durch den Schnee, während wir zu Fuß folgen. Nach einer halben Stunde Marsch stehen wir vor Transportmittel Nummer drei: ein Pistengerät, unser künftiges Taxi in die Powderhänge, mit einer Kabine hinten dran, in der bis zu 12 Personen Platz haben – theoretisch. Wir steigen ein, die Pferde werden entladen, die Skibags auf das Dach geladen und los geht’s. Doch schon die erste Fahrt zeigt, dass im Balkan manches anders läuft.

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