20 ALASKA Bergstolz Ski & Bike Magazin • 06/2025 nowhere“ zu sein, trägt vermutlich einen großen Teil dazu bei. Wir schnallen die Ski direkt am Gipfel an und können den „Acapulco“ über die steile Ostflanke befahren. Die Schneebedingungen sind ok und wir können unserem Schwungdesign freien Lauf lassen. Wir cruisen über den Gletscher zurück zum Camper und es geht vom Pass hinunter zum Hafen von Valdez. Die Sonne geht unter, wir beobachten die Fischer, wie sie ihre Boote für den nächsten Tag vorbereiten, Seeotter spielen im Wasser und ein Weißkopfseeadler beobachtet neugierig das Geschehen. Im Restaurant „The Fat Mermaid“ steht heute King Salmon und ein kühles Blondes der Alaskan Brewery auf dem Menü. Alles fühlt sich gerade unwirklich an. Was für ein Tag im 49. Bundesstaat der Vereinigten Staaten. Irgendwie können wir es noch immer nicht glauben, dass wir gerade den „Alaska Ski Dream“ leben. Drei weitere Tourentage folgen bei stabilen Hochdruckwetter und soliden Schneebedingungen. Der Forecast sagt aber nichts Gutes voraus. Ein riesiges Tiefdruckgebiet macht es sich über Alaska gemütlich und wir machen uns auf den Weg nach Haines. 1112 km liegen vor uns. Aber was wir jetzt schon sagen können, Valdez war eine Reise wert. Haines: 59° 14' N – 135° 27' W Der nächste Stopp dieser Reise war in jeder Hinsicht eine Achterbahn der Gefühle. Wir kämpfen uns mit dem Camper stundenlang durch den kanadischen Yukon und British Colombia bevor wir wieder die Grenze nach Alaska passieren. Welcome to Haines – ein kleines beschauliches Dorf am Ende des Alaska Highways, an dem Powder Träume wahr werden. Jeder der die Freeride Szene verfolgt, wird früher oder später über diesen Ort stolpern. Die unfassbare Berglandschaft aus Spines und bizarren Schnee Features zeichnet diesen Ort besonders aus. Bei der Ankunft haltet sich unsere Euphorie aber in Grenzen. Die Wolken hängen tief, beim Wetter aber auch bei unserer Stimmung. Es regnet, strenger Südwind bläst uns ins Gesicht. Wir checken jede Wetter App, aber positive News sind leider Fehlanzeige. Die Prognose für die nächsten fünf Tage ist sehr bescheiden. Keine guten Nachrichten für eine Crew, die unter anderem fürs Heliskiing nach AK geflogen ist. Wer in AK unterwegs ist, lernt früher oder später auch das Thema „Down Days“ (Schlechtwetter Tage) kennen. Im Camper chillen, Kaffee & Bier trinken, lesen, Yoga, 20-mal alle Wetter Apps prüfen und viele anderen „nutzlosen“ Dinge, nur damit der Tag irgendwie vergeht. Wir fahren zum nahegelegenen Chilkoot Lake, wo die Grizzlys um diese Jahreszeit aus dem Winterschlaf aufwachen. Aber leider ist kein Bär weit und breit zu sehen - leider oder Gott sei Dank - wir wissen es selbst nicht. Die zwei kleinen Skitouren am Haines Pass über der Grenze in British Columbia waren höchstens Bewegungstherapie, die Sicht und der Schnee hatten eines gemeinsam, eine absolute Katastrophe. Die Stimmung ist am Tiefpunkt. Wir sitzen mittlerweile am Lagerfeuer bei den Jungs von Alaska Heliskiing und versuchen den Wettergott positiv zu stimmen. Die ersten drei Heliskiing Tage waren ein kleiner Vorgeschmack auf das, was noch kommen könnte. Das Wetter war wechselhaft, der Schnee akzeptabel aber mehr als „Windowshopping“ (das Ausnützen von kleinen Wetterfenstern) war leider nicht möglich. Jeden Tag drei bis vier nette Lines war ein guter Anfang aber nicht wirklich das, warum wir gekommen sind. Seandog Brownell, der Chef von Alaska Heliskiing blickt in unsere ungeduldigen Gesichter und meint mit einem breiten Grinsen „I have a good feeling for tomorrow“. Wir hoffen er hat Recht, denn er hat das Heliskiing vor über 30 Jahren nach Haines und somit nach Alaska gebracht. Ein Pionier der ersten Stunde und nur wenige kennen das Wetter und die Gegend besser als er. 15. April 2025 – Unreal Alaska Der erste Blick aus dem Camper lässt unsere Herzen höherschlagen, die Nervosität steigt, Excitement Level - 1000. Die Zutaten könnten besser nicht sein: blauer Himmel, Sonnenschein, leichte Minusgrade, 40 cm feinster AK Powder, ein Heli vor der (Camper)Tür und das beste Freeride Gebiet der Welt liegt uns zu Füßen. Seandog hatte Recht und auch der Wettergott hat seinen Joker ausgespielt. Unser Guide Zack hat beim Frühstück nur einen Satz für uns parat: „Boys get ready, it´s ON, this day is gonna be sick”. 30 Minuten später zappeln alle am Heli Sammelplatz herum, jeder ein Grinsen im Gesicht, leicht schwitzige Hände aber Ready to Rock´n´Roll. Abflug 09:00 Uhr. Was folgt übertrifft alles bisher Dagewesene in unserem Skifahrerleben. In den nächsten 10 Stunden fliegen wir durch eine Powder Traumwelt und steuern Gipfel nach Gipfel an. Das Wort „mindblowing“ bekommt für mich definitiv eine neue Bedeutung. 9000 Tiefenmeter, Spines, Cliffs, Couloirs, Soul-Turns, untracked Alaska at its Best. 19:00 Uhr, die Sonne geht bereits wieder unter – wir stehen alle das letzte Mal an diesem Tag auf einem Gipfel. Jeder bekommt seine letzte „Spine of the day“. Der Heli wartet schon und wir machen uns auf den Weg zurück zur Lodge. 20 Minuten später sitzen wir alle in der Chillout Area von Alaska Heliskiing und stoßen mit einem müden aber glücklichen Lächeln im Gesicht auf diesen besonderen Ski Tag an.
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