Schon seit einigen Jahren ist es ein Traum von mir, mit meinem Bike und Surfbrett Großbritannien unsicher zu machen. Letzten Sommer war es ab Ende Juli endlich so weit. Mein Wohnmobil von Carado stand für mich bereit, die Fähre von Dunkirk nach Dover und die ersten zwei Nächte auf einem Campingplatz im Süden Englands waren gebucht, Surfbrett und Bike und alles von Bikini bis Daunenmantel im Camper verstaut und los ging’s… 25 Stunden war ich bis zu meinem ersten Ziel, Lizard in Cornwall, insgesamt unterwegs: Vier Stunden dauerte die erste Fahrt von Altenmarkt im Pongau bis nach Leutkirch zu McRent, wo ich mein Zuhause für die folgenden fünf Wochen holte, den Carado V339 pro. Nachdem alles Gepäck eingeräumt war, ging es elf Stunden lang weiter nach Dunkirk zur Fähre nach England. Zwei Stunden fährt man mit der Fähre von Dunkirk nach Dover. Danach waren es weitere sieben Stunden Autofahrt bis Lizard. Dort verbrachte ich die ersten zwei Tage, genoss die wunderschöne Landschaft, Tee und Scones (traditionelles englisches Gebäck) in den reizenden Kaffeehäusern von Lizard und plante meine ersten Bike- und Surftage in Newquay, Croyde und Fowey. Woody’s Bike Park / Wer es während der langen Anreise nach England nicht mehr erwarten kann bald aufs Bike zu steigen, plant den ersten Bike Stopp der Reise am besten in Fowey in Woody’s Bike Park. An der Südküste Englands, auf einer Anhöhe gelegen, bietet der Park einen wunderschönen Ausblick aufs Meer. Perfekt geshapte Strecken von blauen Flowtrails bis hin zu schwarzen Jump Lines, bieten Abwechslung und Angebot für alle. Wer möchte kann Uplift Tickets für die Shuttles buchen. Allerdings legt man auf den Trails gerade mal ca. 150Hm zurück. Wer lieber selber hoch tritt, ist nicht viel langsamer als die Shuttles. Newquay und Croyde / Beide Orte sind Paradiese zum Surfen. Den Camper habe ich einige Nächte in Newquay geparkt. Dort gibt es mehrere Parkplätze für eine Tagesgebühr von ca. sechs Pfund, für die man allerdings auch über Nacht stehen darf. Besonders im Sommer ist in Newquay viel los. Viele Touristen, hauptsächlich aus nördlicheren Gebieten in England, schätzen die traditionelle englische Stadt direkt am Meer. Trotzdem ist Newquay auf jeden Fall einen Zwischenstopp wert. Die Strände boten perfekte Wellen für mein Longboard und ich fand besonders den Mix aus Surfkultur und Old English Town sehr spannend. Man kann direkt vom Strand zu den Pubs im Ort spazieren um sich nach einer guten Surf Session eine Portion Pub Food zu gönnen. Croyde liegt ca. 2,5 Stunden nördlich von Newquay. Die Straße nach Croyde, bzw. fast alle „Straßen“ in Cornwall erwiesen sich als Abenteuer - eng, einspurig mit Erd- oder Steinwänden links und rechts sind dort ganz normal. Dazu kommt noch der Gegenverkehr. Es gibt viele Buchten um dem Gegenverkehr auszuweichen, mit dem Wohnmobil sind aber selbst diese Buchten oft nur wenig Hilfe, da sie meistens kaum genug Platz für einen PKW bieten. Man sollte sich auf jeden Fall darauf einstellen, dass man auf den englischen Straßen allein fürs Ausweichen viele Nerven braucht. Auch in Croyde erwarteten mich wunderschöne Sandstrände und perfekte Wellen, mit denen ich in England nie gerechnet hätte. Unglaublich wie tropisch die Strände aussehen - türkises Wasser und feinster Sand erinnern an Fiji oder Hawaii, die Temperaturen hingegen machen einem dann aber doch immer wieder recht schnell bewusst, dass man in England ist. Die Wassertemperatur betrug zwischen 16 und 18 Grad. Nach einigen Panikattacken auf den Straßen von Cornwall und einem weiteren tollen Tag auf dem Surfbrett ging es weiter Richtung Bath. Nach mehreren Tagen hintereinander auf dem Rad und dem Surfbrett war es an der Zeit für eine Sportpause! Bath / In Bath besuchte ich meine ehemalige Arbeitskollegin und gute Freundin Naina. Sie lebt in Bath und bot mir eine Stadtführung an. Naina empfahl mir, das Wohnmobil auf einem Park and Ride Parkplatz zu parken und mit dem Bus in die Stadt zu fahren. Diese Option erwies sich als perfekte Lösung für Städtetrips. Park and Ride Parkplätze sind oft gratis oder kosten nur ein oder zwei Pfund für 24 Stunden und man hat immer perfekte Verbindungen mit Bus oder Zug in die Stadt. So konnte ich einen tollen Tag mit Naina in Bath verbringen, die mir einiges über die alten römischen Bäder erzählte, denen die Stadt ihren Namen verdankt und mir noch viele weitere Besonderheiten der Stadt zeigte, wie die Abtei Kirche und den Royal Crescent. Der gemütliche Spaziergang durch die Stadt, ein schöner Nachmittag mit Naina und ein hervorragendes Abendessen in einem nepalesischen Restaurant waren das ideale Programm für meinen Rasttag. Am Ende des Tages nahm ich den Bus zurück zum Park and Ride, wo ich die Nacht in meinem tollen Zuhause auf Rädern verbrachte. Am nächsten Morgen, nach einem ausgiebigen Frühstück, zubereitet in meinem Wohnmobil, ging es weiter nach Wales. Auf Wales war ich besonders gespannt, da ich keine Vorstellung hatte, was mich erwarten würde. Von England und Schottland hatte ich bestimmte Vorstellungen von Fernsehen, Social Media oder Erzählungen. Über Wales hatte ich vor der Reise ein wenig recherchiert, war aber trotzdem nicht sicher, was mich schlussendlich erwarten würde. Mein erstes Ziel war der Flughafen von Cardiff, wo ich meinen guten Freund Scott abholen wollte. Scott kenne ich vom Skifahren zuhause in Österreich, er ist so wie ich Lehrer und sollte mich eine Woche auf meiner Reise begleiten. Während meiner Fahrt zum Flughafen glaubte ich, mich verfahren zu haben. Allerdings war Google Maps überzeugt davon, dass ich auf dem richtigen Weg war. Weil ich es selber nicht besser wusste, vertraute ich, genauso wie man es eigentlich nicht machen sollte, der App und folgte den Anweisungen. Es stellte sich heraus, dass Maps richtig lag. Der Grund meiner Zweifel war, dass selbst die Straße zum Flughafen in Cardiff oft einspurig mit Gegenverkehr war, mit kaum Platz zum Ausweichen. Am Ende dieser Straße kam ich also doch am Flughafen an und konnte Scott abholen. Unser erstes gemeinsames Ziel: Dirt Farm in Abergavenny. Dirt Farm / Wie der Name verrät, ist Dirt Farm ein Bauernhof auf dem Gwenda, die Besitzerin, ihre Schafe hütet. Vor über 10 Jahren beschlossen sie und ihr Mann, beide begeisterte Sportler, auf ihrem Grund einen Bike Park zu bauen, um zusätzlich ein paar Pfund zu verdienen und zugleich etwas für die Jugend der Gegend zu bieten. Wir hätten keinen besseren Platz für unseren ersten Stopp in Wales wählen können. Die Locals empfingen uns wie alte Freunde. Zwischen den Abfahrten waren die Uplifts mit einem Traktor immer nette Pausen, gefüllt mit angeregten Gesprächen mit den anderen Bikern. Unglaublich wie freundlich alle waren und wie gemütlich die Atmosphäre im gesamten Park war. Zusätzlich gab es ein großartiges Angebot an Trails - von Flow Trails, die extrem Spaß machten, bis hin zur Full Moto Line, einer Pro Jump Line. Auch für Snacks zwischendurch war gesorgt. Jeden Tag kam Farmer Mark mit seinem Food Truck und verkaufte Burger und co. Als ich ihn nach dem Fleisch fragte, das er für seine Burger verarbeitet, zeigte er einfach auf das Feld gegenüber vom Bike Park Parkplatz, wo seine Kuhherde graste. Drei Tage lang genossen wir das Angebot an spannenden Trails, Traktor-Shuttles und frischen, lokalen Speisen direkt im Bike Park. Für klassische UK Vibes sorgte am Abend das Skirrid Inn. Nur fünf Minuten von Dirt Farm entfernt befindet sich das älteste Inn von Wales. Egal ob man zum Abendessen einkehrt, auf ein Pint oder beides, man fühlt sich sofort wohl und wie ein waschechter Waliser. Gut gestärkt Dank Farmer Mark und einigen Pints im Skirrid Inn machten wir uns auf den Weg zum LLangennith Beach. Um mich nicht ständig zu wiederholen, werde ich die Fahrt nach Llangenntih nicht beschreiben. Erwähnt sollte allerdings werden, dass nicht nur die Breite der Straßen abenteuerlich war, sondern auch die oft vierspurigen Kreisverkehre mit Ampelregelung, mit bis zu sechs Ausfahrten. Und übrigens, links fahren nicht vergessen! Noch etwas, die Geschwindigkeitsangaben in Großbritannien sind in Miles per Hour. Also nicht wundern, wenn bei Geschwindigkeitsbegrenzung 40 alle fahren wie Verrückte - es sind mph, nicht kmh. Auf die Gefahr hin, dass ich mich jetzt doch wiederhole: Fürs Autofahren ganz viele Nerven einpacken für einen UK Trip. Die Briten sind aber extrem geduldig, zuvorkommend und stressen nicht! LLangennith Beach und Manorbier / Am Ziel angekommen, war ich von den Stränden im Süden von Wales fast noch mehr überrascht wie von Englands Stränden. Kurz vor unserer Ankunft hatte es in Llangennith noch geregnet. Wir hatten den 22 ENGLAND Bergstolz Ski & Bike Magazin • 03 |2024 UK Road Trip mit dem Wohnmobil durch England, Schottland & Wales // Text: Birgit Ertl / Fotos: Nina Kraxner, Scott McLoughlin, Birgit Ertl, Gordo Hodge
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