Bergstolz Issue No. 113

wäre der nächste Schritt, an Deiner Beinstellung zu arbeiten: Der kurvenäußere Fuß sollte abgesenkt werden, der kurveninnere kommt hoch. So hast Du etwas mehr Bodenfreiheit und Dein Körperschwerpunkt sinkt weiter ab. Zusätzlich kannst Du den inneren Fuß schneller vom Pedal heben, falls Du Dich doch mal abstützen musst. Für die ersten Übungen empfiehlt sich ein großer Parkplatz und eine wirklich lang gezogene Kurve. So hast Du mehr Zeit, die richtige Position auf dem Rad zu finden. Danach kann man mit Slalomfahren den Wechsel zwischen Links- und Rechtskurven üben. Gerade bei der Neigetechnik empfiehlt sich eine Videokontrolle, um sein eigenes Selbstbild mit der Realität abgleichen zu können. Ein letzter kleiner Tipp: „Vorne Business, hinten Party“. Bedeutet, dass wir immer vermeiden wollen, dass das Vorderrad rutscht, denn das endet sehr schnell im Sturz. Ein rutschendes Hinterrad ist zwar für den Trail nicht ideal, aber es gefährdet zumindest nicht unsere Gesundheit. ANLEGERKURVEN: Je höher eine Anlegerkurve, umso weniger müssen wir das Rad nach innen neigen, abhängig davon wie steil der Anlieger ist bzw. wie gut er angelegt wurde. Bei steilen Anliegern, die mit viel Tempo gefahren werden, können wir die Pedale in der waagrechten Position lassen. So können wir die entstehenden Kräfte besser auffangen und bei der Kurvenausfahrt zusätzlich Druck geben, um mehr Tempo aus der Kurve mitzunehmen. In der Praxis liegt die Wahrheit oft in der Mitte, bedeutet: Je steiler ein Anlieger, umso waagrechter bleiben meine Füße; und je flacher eine Kurve, umso mehr neige ich das Rad nach innen, und umso mehr wandert mein kurvenäußerer Fuß nach unten. SPITZKEHREN & ENGE KURVEN: Generell bin ich der Meinung, dass man Umsetzen in Kehren lernt, die man auch locker rollen kann. Und das sollte auch der erste Ansatz sein: Enge Kurven langsam fahren. Grundlage dafür ist die Balance, die gibt uns die nötige Sicherheit und bildet dann in der weiteren Folge ebenfalls die Basis für den Hinterradversetzer. Zuerst zur Linienwahl. Eine spitze Kehre wollen wir „weiter machen als sie ist“, sprich: Wir fahren sie außen an, lenken mit dem Vorderrad so ein, dass das Hinterrad über den Scheitelpunkt läuft, und rollen auf der äußeren Seite des Trails wieder aus der Kurve raus. Abhängig von Hindernissen in der Kurve muss ich meine Linie aber natürlich auch situationselastisch anpassen. Die Neigetechnik macht bei engen, langsamen Kehren ebenfalls durchaus Sinn. Je mehr man das Rad nach innen neigt, umso kleiner der Radius, den wir fahren. Im Unterschied zu weiteren, schnelleren Kurven müssen wir das Rad aber richtig in die Innenneigung zwingen. Auch enge Kurven können am Parkplatz gut geübt werden. Markiert Euch einfach eine enge Kehre und versucht möglichst langsam mit leichten Pedalkicks durchzurollen. Das schult wiederum das Gleichgewicht und Ihr bekommt mehr Sicherheit fürs Gelände. Und jetzt viel Spaß beim Üben! TOM ÖHLER Egal ob urbaner Spielplatz, hochalpine, technische Abfahrt, flowiger Singletrail oder ruppige Downhillstrecke – Tom Öhler liebt alle Facetten des Bikesports und ist immer auf der Suche nach neuen Herausforderungen. In seinen exklusiven Fahrtechnik-Workshops gibt er an andere weiter, wie man mit einfachen Trialtechniken die eigene Performance auf dem Trail verbessern kann. Angeeignet hat er sich diese Vielseitigkeit schon als Kind: Von einem Rallye- und Motorrad-fahrenden Vater großgezogen worden zu sein, bedeutete für den Profi vor allem eines: „Ich fuhr, bevor ich laufen konnte! Zuerst auf einem Dreirad und einem Tret-Traktor, dann auf einer Mini-Cross und einem Trial- Moped – bis ich schließlich mit 12 Jahren Trial-Bikes entdeckte.“ Von da an ging alles schnell: Mit 15 machte er bei seinen ersten Bewerben auf sich aufmerksam, mit 17 war er das erste Mal österreichischer Meister. Er war über sechs Jahre lang unter den Top-3 der UCIWeltrangliste, wurde Junioren-Vizeweltmeister sowie Indoor-Europameister und krönte seine Karriere schließlich 2008 mit dem BIU Bike Trial Weltmeistertitel. Nach diesem Erfolg zog er sich aus dem Wettkampfsport zurück, und widmete sich zunehmend dem „Street-Trial”, und der Durchführung professioneller Trial-Shows sowie auf die Umsetzung von Film- und Fotoprojekten. Beinahe nebenbei stellte er 2009 und 2013 auch noch zwei Guinness Weltrekorde mit dem Trial-Bike auf. Kurz gesagt: Wenn es einen Experten gibt, der Tipps zu besserer Fahrtechnik und Bikebeherrschung geben kann, dann ist das Tom Öhler. Wer noch mehr von Tom sehen will, schaut am besten auf seinem Instagram Kanal vorbei: @tom_oehler Toms Workshop-Termine findet Ihr auf seiner Website. www.smooth.at/workshops FAHRTECHNIK // KURVEN 33 Bergstolz Ski & Bike Magazin • 03 |2023

RkJQdWJsaXNoZXIy Mzk0ODY=