Bergstolz Issue No. 109

„Safety first“ bei allen von Sandras Filmprojekten, Camps oder Workshops oberstes Gebot ist, unternahm sie eine Art „Sichtungstraining“ mit Vicky in eine der steilsten Rinnen im Gasteiner Nassfeld. Zugegeben, konditionsbedingte Schwächen waren von vorneherein eher auszuschließen, ebenso abfahrerische. Es galt eher herauszufinden, ob Vicky in der kurzen Zeit seit ihrer Ski-Pensionierung auch bergauf technisch versiert genug geworden war, um eine solche Herausforderung sicher meistern zu können. Es stellte sich heraus, dass sie konnte, und so war aus dem Duo ein Trio geworden. Die Route Die Route sollte die drei Skifahrerinnen vom Gasteiner Nassfeld Richtung Westen auf den Silberpfennig mit seinen 2.600 Metern und weiter ins Raurisertal nach Kolm Saigurn führen. Von dort aus wollten sie den Hohen Sonnblick (3.106 Meter) besteigen, einen echten Skitourenklassiker. Auf der dritten Etappe sollte es von Heiligenblut Richtung Oberwalderhütte gehen, die Strecke wäre das Highlight der Tour mit der anspruchsvollen Passage über den Hufeisenbruch und die Pasterze des Großglockners. Übers Stubachtal führt die Tour dann hinaus ins Salzachtal und als Finale in die Kitzbüheler Alpen auf den 2.247 Meter hohen Manlitzkogel, von dem aus man den Zielort Hinterglemm bereits sehen kann. Essenziell auf jeder einzelnen Etappe der Tour: Aufbruch früh am Morgen. Aufgrund der tageszeitlichen Erwärmung treffen die drei südseitig immer wieder auf Nassschneelawinen, die gequert werden müssen – die Stirnlampen kommen also auf jeden Fall in die Rucksäcke. Was sie sonst noch alles mitgetragen haben? Die gesamte Sicherheitsausrüstung natürlich, Wechselkleidung, Notfallrationen, ein Seil, Karabiner, Steigeisen, Harscheisen – und Hüttenpatschen. „Wenn ich den ganzen Tag Skischuhe anhabe, dann freut mich das nicht, wenn ich sie auch noch amAbend tragen muss“, lacht Viktoria im Film. Zusätzliche Ausrüstung können die drei in Heiligenblut aufnehmen, Überflüssiges ablegen: Nichts sollte weiter mitgetragen werden als unbedingt notwendig. Spoiler: Ein paar Gegenstände „überwinterten“ bis zur Öffnung der Großglocknerstraße in der Nähe der Kaiser-Franz-Josefs-Höhe – doch dazu später. Etappe 1: Sportgastein – Silberpfennig - Kolm Saigurn Nach einer gefühlt ewigen Planungszeit geht es endlich los. Die erste Tagesetappe führt von Sportgastein über den Silberpfennig hinunter ans hinterste Ende des Rauristals nach Kolm Saigurn. Ein Heimspiel für Sandra, deshalb entscheidet sie sich auch für eine Variante abseits der klassischen Route, über einen ausgesetzten Felsgrat. Mehr als 1.800 Höhenmeter und 17 Kilometer Strecke liegen vor der Crew. Sandra hatte sich diesen Grat schon x-mal angeschaut, sie sieht ihn direkt vom Wohnzimmerfenster in Bad Hofgastein aus. Ihr war klar, dass sie den Sabine und Vicky zeigen wollte. Wie viele Leute da schon vor ihnen runtergefahren sein mögen? Zahlreich waren die Befahrer sicher nicht. „Und tatsächlich bin ich dieses Face mit den beiden gemeinsam bei der Tour dann auch zum allerersten Mal abgefahren“, erzählt Sandra. Sie lacht: „Aber sicher nicht das letzte Mal!“ TRANS SALZBURGERLAND Bergstolz Ski & Bike Magazin • 07 | 2022

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