Bergstolz Issue No. 108

Vertriebsleiter Deutschland & Produktmanager bei Holmenkol. „Außerdem erwischt man im Gelände gerne mal einen Stein, wodurch der Ski zu rupfen anfängt.“ Der „richtige“ Kantenwinkel hängt zuallererst vom Ski selbst ab: „Die Hersteller denken sich etwas dabei, deshalb orientiert man sich am besten erstmal am originalen Kantenwinkel“, führt Florian aus. „Prinzipiell gilt: Je breiter der Ski, desto größer darf der sein. Für Freeridelatten sind das normalerweise 88° bis 89°. Mit einem Kantenschleifer, bei dem der Winkel mittels Drehrad eingestellt werden kann, ist der alltägliche Kantenservice dann eigentlich keine Raketenwissenschaft mehr.“ Erster Schritt: Entgraten. „Dazu spannt man einen Aluoxid-Stein in den Kantenschleifer und nimmt den Grat weg bzw. Verhärtungen von der Kante.“ Danach kommt das Schärfen. „Dazu verwendet man die Feile, stellt den gewünschten Kantenwinkel ein und geht nach Anleitung des Geräts vor“, führt Florian weiter aus. Im letzten Arbeitsschritt poliert man die Kante noch mit einem Diamanten, der ebenfalls in den Kantenschleifer eingespannt wird. PROFISERVICE Ein viel gefahrener Ski darf aber durchaus auch mal die Profiwerkstatt von innen sehen. Markus „Bambam“ Steinke, Inhaber des BAM Skiservice, empfiehlt Vielfahrern, den Ski zwei bis drei Mal pro Saison zum Service zu geben. „Wer zuhause noch ein bisschen Zeit ins Wachsen und die Kante investiert, kommt so gut durch den Winter.“ Den Unterschied zwischen Heim- und Profiservice erklärt er so: „Der Belag stellt sozusagen die Haare auf, wenn er abgenutzt wird. Beim Heißwachsen bügelt man diese Härchen dann wieder glatt. Der Profi nimmt diese komplett weg und bringt wieder Struktur in den Belag.“ Die ist notwendig, damit der Wasserfilm, auf dem der Ski gleitet, abgeleitet wird. „So erklärt sich auch, warum eine Struktur für den Hochwinter fein geschnitten wird, fürs Frühjahr aber deutlich tiefer – im feuchten Schnee muss einfach mehr Wasser abfließen“, führt er weiter aus. Ohne Wenn und Aber gehört der Ski zum Service, wenn der Belag ausgebessert werden muss. „Die Sticks für den Heimgebrauch sind ok, wenn man im Urlaub ist oder im Notfall. Beim Profi wird der Belag aber mit 280° ausgebessert, damit das Material eine Verbindung mit dem Belag eingeht. Das bekommt man zuhause nie hin.“ Er ergänzt: „Kratzer im Belag sind unbedeutend, solange sie nicht an die Kante gehen. Dann sollte man besser den Fachmann ranlassen, ansonsten reißt man sich schon mal die Kante raus und der Ski ist nicht mehr zu retten.“ Ob Heimservice oder Profi-Tuning – in einem sind sich alle Experten einig: Ein gut hergerichteter Ski läuft besser und macht so auch mehr Spaß. Also nix wie ran an die Bügeleisen – oder eben am besten gleich auf den Weg zum Skiservice Deines Vertrauens machen! SERVICE // DIY Skiservice SERVICE ANDI BREITEL TecRep bei Toko seit 20 Jahren „Vor dem Skiurlaub zuhause noch einen guten Basis-Service machen, und Einspannvorrichtung, das Flüssigwachs und den Diamanten mitnehmen – da steht man dann jeden Tag mit einem schnellen Ski am Berg.“ www.toko.ch FLORIAN WEINMAYER Wachsexperte bei HWK Skiwax „Kanten nach dem Skifahren abtrocknen! Rost geht nach innen und das kann dann nur mehr schwer ausgebessert werden, indem man viel vom Kantenmaterial wegnimmt. Minimaler Aufwand – maximaler Erfolg!“ www.skiwax.tirol FLORIAN PUPP Vertriebsleiter Deutschland & Produktmanager bei Holmenkol „Wenn man die Ski einsommert, empfehlen wir, das Wachs auf dem Belag zu lassen, aber die Kante abzuziehen. So wird verhindert, dass zwischen Stahl und Wachs Feuchtigkeit eingeschlossen wird, durch die die Kante zu rosten beginnt.“ www.holmenkol.com MARKUS „BAMBAM“STEINKE Inhaber BAM Skiservice Oberhaching „Gerade ein Offpiste-Ski sollte gut laufen! Wenn man mal aus einem langen Tal rausschieben muss, ist man um jedes Unzerl froh, um das der Ski besser läuft. Außerdem nach jedem Skitag mit dem Entgrater-Stein über die Kante gehen – das bedeutet minimalen Aufwand, aber einen brutal besser funktionierenden Ski.“ www.bam-skiservice.de UNSERE EXPERT EN & I HRE GEHE I MT I PPS Foto: Andreas Vigl Bergstolz Ski & Bike Magazin • 06 | 2022 37

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