Bergstolz Issue No. 104

wieder bergab und rein in die nächste Werkstatt. Da fühlen wir uns ja schon so richtig wohl, in diesen Radwerkstätten. Aber diesmal lassen wir die Profis ans Werk und genießen den Zuschauerblick mit einem kühlen Bier in der Hand. Am zweiten Tag treffen wir uns mit Markus von Flatsucks. Steffi und Leia sind mittlerweile auch zu uns gestoßen und so shutteln wir nun gemeinsam hoch hinaus. Markus will mit uns auf den Rauhenkopf und garantiert schon bei der Auffahrt ein herrliches Alpenpanorama auf die Zillertaler und Tuxer Alpen. Okay, er hat nicht zu viel versprochen. Eine Naturlandschaft der Extraklasse erwartet uns auf knapp über 2.250 Meter Seehöhe. Hier müssen wir einfach die Drohne für unsere YouTube-Episode starten lassen, denn dieses Panorama wollen wir euch auf keinen Fall vorenthalten. Was für ein phänomenaler Gipfelgrad-Trail, uns bleibt die Spucke weg. Aber was tun wir eigentlich, wenn’s uns mal so richtig schlimm vom Bike schmeißt? Noch dazu in so ausgesetztem Gelände? Tja, das haben wir Markus von Flatsucks gefragt und zum Kern-Thema unserer zweiten Episode gemacht. Natürlich wollen wir dieses Thema gleich direkt am Trail behandeln und so spielen wir mit Markus ein Unfall-Szenario durch: Steffi ist vom Trail abgekommen und purzelt den Abhang hinunter, im Dickicht vieler Äste und Sträucher hat sich ein Baumstumpf durch ihren Oberschenkel gebohrt. Was tun? Notruf absetzen, die wichtige „10-Sekunden-für-die-nächsten10-Minuten-Taktik“, benötigtes Erste-Hilfe-Equipment und was es mit dem A-B-C-D-E-Schema auf sich hat, erlernen wir unter Markus professioneller Führung. Ob wir uns richtig verhalten, was die Ameisen in Steffis Popo suchen und was es mit ihren Bauchmuskeln auf sich hat, könnt ihr in Episode 2 auf YouTube nachsehen. Tipp: Ein Erste-Hilfe-Kurs, abgestimmt aufs Mountainbiken, ist empfehlenswert, wenn ihr mal für längere Zeit unterwegs sein wollt. Vor allem wenn es mal ins Ausland oder auf eine Mehrtagestour geht, sollte man wissen, was man im Notfall als Ersthelfer tut. Da bieten sich Notfall-Management-Kurse wie von Flatsucks perfekt als präventive Vorbereitung an. Episode 3 | Mountainbike-Paradies Obertauern Wir geben zu, Obertauern ist eher als Wintersportort bekannt, aber wir suchen ja das Unbekannte. Der Plan steht fest: Von Obertauern geht es entlang des Stoneman Taurista bis zur Oberhütte am See. Mit Nina, die sich Obertauern als neue Heimat ausgesucht hat, haben wir quasi einen Local-Guide dabei. Mit ihrem Insider-Wissen bestreiten wir neben flowigen und technischen Trails auch so manches kulinarisches Schmankerl. Bevor wir uns über die Seekarscharte in Richtung Oberhütte bewegen, müssen wir dem Johanneswasserfall einen Besuch abstatten. Denn das Wasser der Taurach, das über 60 Meter den Hang hinunterstürzt, führt geradewegs zur Gnadenalm. Und genau dort beginnt unsere kulinarische Bike-Reise mit saftigem Kuchen im Mund und dem Duft von Almkaffee in der Nase. Nach diesem g‘schmackigen Start in unser drittes Mountainbike-Wochenende heißt es dann aber kurbeln, treten, Bikes schultern und schieben. Der Trail zieht sich durch die alpine Landschaft vorbei an kleinen Bergseen. Nach der letzten Tragepassage fädeln wir uns durch technische Stellen, die zwischendurch wieder mit flowigen Abschnitten gespickt sind. „Jawoi, so taugts ma“, meint Eve nach den ersten Metern talwärts. Genau zur richtigen Zeit, als unsere Mägen fast gleichzeitig zu knurren beginnen, erblicken wir die Oberhütte, unser heutiges Tagesziel. Der erste Schluck Kaffee am Morgen. Die klare Bergluft duftet nach feuchtem Moos und schlägt Purzelbäume in unseren Lungen. Und dabei merken wir, wie sich die Einfachheit inmitten des Tauernmassivs in wahres Biker-Glück verwandelt. Wir starten berührt von dem alpinen Morgenpanorama in den Tag. Die Nacht auf der Oberhütte war ein Highlight und noch ahnen wir nicht, dass das nächste nur ein Tal weit entfernt liegt. Dort sammelt Mia gerade Almkräuter für unser 5-gängiges Abendessen. Als wir mit unseren Bikes die letzten Trail-Meter zu ihrer Hütte sausen, hält uns die diplomierte Kräuterpädagogin auf und holt uns von unseren Bikes. „Wisst ihr eigentlich, was hier alles am TrailRand wächst?“, fragt sie euphorisch. Puhhh, wir müssen leicht beschämt gestehen, dass wir darüber noch nie nachgedacht haben. Nun ist Teamwork gefragt, Mia durchstreift mit uns die Almfelder und lässt uns Ausschau halten nach frischen Wacholderbeeren für die Forelle, die wir später räuchern. Danach wird geschnippelt was das Zeug hält. Kräuter, knackiges Gemüse, frischer Fisch und Steaks vom ortsansässigen Fleischhacker, werden von uns zu einem Deluxe-Alm-Menü kredenzt. Biken und Kulinarik, das kann schon was. Zur Nachspeise gibt es von Mia noch ein eigens komponiertes Gstanzl mit Gitarrenbegleitung. Uns drückt es gerührte Freudentränen aus den Augen. Mit vollem Magen und glücklichem Herz rollen wir die letzten Höhenmeter zurück Richtung Obertauern. Tipp: Lokale Spezialitäten lassen sich auch auf Bike-Reisen wunderbar integrieren. Zwar benötigt es zuvor ein wenig Planung und Recherche, aber allen Genussmenschen wird dabei ein Herz aufgehen. Am besten ihr informiert euch beim lokalen Tourismusverband, ob es vor Ort Angebote, wie den alpinen Kochkurs oder die Kräuterwanderung von Tauernhex Mia, gibt. Guides wie Mia freuen sich, wenn sie euch, auf eure Biker-Bedürfnisse zugeschnitten, einen neuen Mix aus Kochkurs und Kräuterkunde zusammenstellen dürfen. Episode 4 | Showdown im Villgratental Unsere letzte Reise führt uns ins Villgratental. In der Grenzregion kann man nämlich ausgezeichnet Mountainbiken. Und wer in dieser Region die besten Trails befahrt, ist vermutlich mit Christof Schett von yellowTRAVEL unterwegs. Also haben wir den Innervillgratner kontaktiert und ihm unser Vorhaben geschildert: vier junge Mountainbikerinnen würden gerne 16 SHREDTIME . STOR IES Bergstolz Ski & Bike Magazin • 02 | 2022 Bike volle Kanüle über die Schneefelder des Rossalmhüttentrail zu heizen. Bevor wir uns zu Bier und Pizza ins frühlingshafte Tal den Bachweg-Trail hinunter schlängeln, kehren wir ins Bergrestaurant Kaiserburg ein, um uns am offenen Feuer zu wärmen. Wir sind gefühlt die ersten Gäste nach Anfang der Pandemie. Vier junge Frauen mit ihren Mountainbikes, mitten im Schnee. Der Schnaps, und die Gespräche am Berg sind uns sicher. „Sternentrail“ haben sie gesagt, die einheimischen Biker, „do miast’s hin!“. Gesagt, getan. Also kurbeln wir schon wieder hoch zum nächsten Einstieg, begleitet von einem weitreichenden Ausblick über den Millstättersee. Und schon „rumpelts und bumbelts“ den technisch anspruchsvolleren Trail hinunter. Der erste Platten lässt nicht lange auf sich warten. Ach ja, vielleicht sollten wir auch mal einen Schrauberworkshop machen, überlegen wir beim gemeinsamen Schlauchwechsel von Susis Hinterrad. Und eigentlich könnten wir das, in Hinblick auf die prognostizierte Schlechtwetterfront, gleich morgen Vormittag im Salzburger Lungau umsetzen. Nina zückt ihr Mobiltelefon und ruft bei der Werkstatt ihres Vertrauens an. Schon ist das Schlechtwetterprogramm organisiert. Bei Jürgen in der Radwerkstatt seines Tamsweger Bikeladens „Radfux“ verbringen wir den nächsten Vormittag und lernen die wichtigsten Tipps über essentielle Radpflege, Sollbruchstellen und unerlässliche Tricks für unterwegs kennen. Am Nachmittag starten wir auf die ersten Trails im Salzburger Lungau. Mit frisch servicierten Bikes versteht sich. Die letzte Nacht verbringen wir mit unserem Campervan auf der Postalm. Das Wetter hat sich ein wenig beruhigt und wir starten zu einer herrlichen Sonnenaufgangs-Tour. Besser kann unser erstes Abenteuer mit Blick auf den Wolfgangsee kaum enden. Tipp: Bringt auf euren Bike-Trips immer die Bike-Läden in der Umgebung in Erfahrung, falls ihr mal Ersatzteile oder einen schnellen Service braucht. Und für Schlechtwettertage könnt ihr euch auch immer nach einem spontanen Schrauber-Workshop erkundigen. In den meisten Fällen freuen sich die Bike-Mechaniker und gegen einen kleinen Obolus lässt sich dann meist unkompliziert ein Workshop organisieren. So ist das schlechte Wetter gut genutzt, ihr seid um wichtiges Mechaniker-Wissen reicher und die Radwerkstatt vor Ort erhöht seine Wertschöpfung. Episode 2 | Mountainbike-Trails im Zillertal Mitte Juni zieht es uns nach Tirol, genauer gesagt ins Bikeparadies Zillertal. Leider sind wir diesmal nicht vollständig, aber dafür hat Steffi ihre Hündin Leia als Traildog-Unterstützung und Susi wieder ihren Stoff-Fisch alias „krassen Karpfen“, von uns kurz „KK“ genannt, mitgebracht. Flankiert von zahlreichen Dreitausendern bietet uns das Zillertal unglaublich reizvolle Mountainbike-Touren mit Liftunterstützung. Genau unser Ding und trotzdem noch weit entfernt vom klassischen Bikepark-Hustle. Das gefällt uns. Eve und Susi begeben sich zum Aufwärmen auf das Penkenjoch, um sich die Zeit bis zu Steffis und Leias Ankunft zu versüßen. Und bevor sie es so richtig krachen lassen können, muss wieder ein Plan B her: Eves Bremse ist durch, und schon geht’s mit der Bergbahn Bergstolz Ski & Bike Magazin • 02 | 2022 SHREDTIME . STOR IES 17

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