Bergstolz Issue No. 101
28 M O N T E N E G R O Bergstolz Ski & Bike Magazin • 11 | 2021 Ein paar Monate zuvor, anderer Gletscher, andere Company. Ende Januar bin ich mit Fabi Lentsch am Pitztaler Gletscher. Der ganze Winter steht mehr oder weniger unter dem Motto „Skifahren zuhause“, in Tirol haben wir das Glück, überhaupt Skifahren gehen zu können.Der Schnee ist nicht unbedingt das Gelbe vom Ei, aber irgendwie sollten wir noch was filmen für den neuen Legs of Steel Streifen.Mitten in unsere Ratlosigkeit platzen unverhofft die besten Nachrichten seit Langem: Freunde vom Balkan be- richten uns vom „bestenWinter ever“, von „unglaublichen Neuschneemen- gen“, vom „phänomenalsten Skifahren ihres Lebens“. Und sie bombardieren uns regelrecht mit ihren Apellen: „Ihr müsst UNBEDINGT runterkommen!!! Wir haben hier einen Jahrhundertwinter!!!“ Abenteuer Montenegro – wir kommen! Dass wir uns lange und ausführlich beraten hätten,wäre leicht übertrieben.Noch am selben Abend fassten wir den Beschluss und begannen mit der Planung. Mitten im Covid-Winter einen Roadtrip nach Montenegro, wo wir noch nie gewesen waren, unter- nehmen – wir waren aufgeregt. Fabi und ich sollten gleich am nächsten Tag aufbrechen und eine Woche lang Lines scouten, und wenn das Ge- lände und der Schnee wirklich so gut wären, wie uns gesagt wurde, würde das Filmteammit Raphael Pöham,Markus „Moggä“ Ascher,ValentinWal- ther und Florian Breitenberger nachkommen.Tobi Reindl organisierte alle Unterlagen, die wir für die unterschiedlichen Grenzübertritte brauchen würden – wir sprechen ja immer noch vom Corona-Winter - wir packten die ganze Ausrüstung ins Auto und machten uns auf den Weg. Da der Snowmads-Truck immer noch im Iran steht, blieb uns nichts anderes übrig, als mit demAuto zu fahren und in Hütten oder kleinen Pensionen zu über- nachten.Wie auch immer – auf diese Weise sollten wir jedoch zumindest noch mehr mit den Locals in Kontakt kommen, dachten wir uns: Etwas weniger Flexibilität, dafür mehr Authentizität.Die Arbeitsbestätigung war dann überraschenderweise nicht an allen Grenzen wirklich hilfreich.Besser gefahren sind wir letztendlich damit, mit den Grenzern ein Gespräch zu beginnen, um ihnen zu erklären, was wir machten. Da waren die meisten dann zwar etwas erstaunt, der Grenzübertritt selbst war aber wenig pro- blematisch. Viele Autostunden und zahlreiche Grenzen später schienen wir endlich an unserem Ziel angekommen: Zabljak, der höchstgelegenen Stadt Monte- negros auf 1.456 Metern Seehöhe und inmitten des Durmitor-National- parks gelegen. So richtig konnten wir unsere Zielankunft allerdings noch nicht feiern, denn die tiefverschneite Straße war nicht geräumt und wir durften noch eine Nacht im Auto schlafen. Am nächsten Tag dann endlich konnten wir von Zabljak weg unsere erste Skitour unternehmen.Wir haben zwar online ein bisschen Kartenmaterial durchforstet, sind dann aber einfach los in denWald und aufgestiegen. Als wir aus demWald rausgekommen sind auf eine erste freie, erhöhte Fläche, haben wir zum ersten Mal einen kleinen Überblick über das Gelände be- kommen: „Da hinten könnte es ganz gut zum Filmen sein.“ „Da drüben, das sieht auch ganz vielversprechend aus.“ Man muss dazusagen, dass es in Montenegro nur sehr wenige Locals gibt, die Skitouren unternehmen und die man nachTipps fragen könnte.Dazu existieren keine Freeride-Infos, keinerlei Lawinenwarndienst oder eine Bergrettung, wie wir es aus den Alpen kennen.Wir hatten inWirklichkeit wenig Plan, waren noch nie dagewesen und mussten uns zu 100% auf uns
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