Bergstolz Issue No. 84

UGANDA 17 der Bike-Reise entgegen. Für den ersten Tag hieß es 1.800 Höhenmeter bis zur Hütte auf 3.500 m zu bewerk- stelligen. Unterstützt von Trägern für den Proviant und begleitet von einem Ranger begannen wir den Aufstieg. Solange wir uns noch zwischen Kulturlandschaften be- wegten, mussten wir unsere Bikes meist schieben oder tragen. Erst nach dem Erreichen des Urwalds wurde der Weg flacher und ermöglichte es uns oft im Sattel zu blei- ben. Denn der Mount Elgon ist ein erloschener Vulkan mit einer riesigen Caldera und weitgehend flach abfal- lenden Hängen, weshalb ein Höhengewinn sich in die Länge zieht, aber auch mit geringeren Anstrengungen verbunden ist. Fasziniert durchquerten wir bei stetigem Anstieg den Bergregenwald, begleitet von Vogelgesang undAffenrufen. Kurz vor der Hütte, wo wir die Nacht ver- bringen sollten, änderte sich die Vegetation allmählich. Die üppige Flora des Urwalds wich einer weitläufigen Gras- und Moorlandschaft mit prallen Grasbüscheln, Blu- men, Farnen und ungewöhnlichen Planzen wie den Schopfbäumen. Erschöpft, aber zufrieden rollten wir der Hütte entgegen. Am nächsten Tag standen wir schon früh auf. Mit Stirn- lampen versehen machten Julia,Andreas,Will, unser Ran- ger Roger und ich uns in der kühlen Morgenluft auf den langenWeg. Es fehlten zwar nur mehr 800 Höhenmeter bis zum höchsten Gipfel, der Weg zog sich aber wegen der mäßigen Steigung und zudem war hier oben die Luft nun auch schon recht dünn. Es wurde heller. Wir mar- schierten, unsere Bikes schiebend, durch diese überwäl- tigende Landschaft. Wolken zogen immer wieder durch und die Nebelschwaden erzeugten eine geheimnisvolle Stimmung. Wir arbeiteten uns am Kraterrand entlang hoch, als kurz vor dem Gipfel die Vegetation spärlicher und es mehr und mehr steinig und felsig wurde. Schließ- lich erreichten wir denWagagai, den mit 4.321 m höchs- ten Gipfel des Vulkans, wahrlich der Höhepunkt unserer Reise. Und das Beste musste erst noch kommen: die über 3.000 Tiefenmeter lange Abfahrt! Schon beim Weg nach oben stieg in mir die Vorfreude durch diesen verzauberten Kosmos wieder abfahren zu können. Bis auf wenige wirklich technische Stücke, war der Trail zwar nicht anspruchslos, er konnte aber mit viel Flow gefahren werden.Wir düsten denWeg hinab, wie- selten und pumpten uns durch die Kurven und stoppten wegen der Höhe immer wieder mal zum Luftholen. Mit Schwung ging es dann erneut durch den Regenwald.Als wir im Tal ankamen, wo uns dutzende vergnügte Kinder hinterherliefen, war der Nachmittag mittlerweile schon einige Stunden alt und wir um ein prächtiges Erlebnis reicher.War das eben eine der besten Abfahrten, die wir je gemacht hatten? Bestimmt! Es war Zeit die Region um den Elgon zu verlassen und in den Norden Ugandas zu fahren, nach Karamoja, wo das halbnomadische Hirtenvolk der Karamojong zuhause ist. Lange anhaltende Dürren machen es den Menschen hier schwer und auch die noch bis vor 15 Jahren andauern- den Stammesfehden haben die Region geschwächt. Die Karamajong sind mit den Massai verwandt und, ähnlich wie diese, leben auch sie noch sehr traditionsnah. In Be- gleitung vonAsoka, einem sympathischen, hochgewach- senen Local, machten wir uns auf eine traditionelle Siedlung zu besuchen, um einen Einblick in die authen- tische Lebensart dieses stolzen Volkes zu gewinnen.Wir sahen uns die typische Bauweise der Hütten an, waren beim Bierbrauen dabei, das wenig mit dem deutschen Reinheitsgebot gemein hatte, erlebten die bunten Tänze der Jüngeren und saßen am nächtlichen Lagerfeuer mit den Männern des Dorfes zusammen, die uns Karama- jong-Namen gaben und auch dann noch weitersangen, als wir unter dem gewaltigen Sternenhimmel schon in unseren Zelten lagen. Mir war als sei ich direkt in einer der vielen Dokus gelandet, die mich schon seit meiner Kindheit begleiten. Der Morgen bot uns einen wunderschönen Sonnen- aufgang in der Savanne. Auf dem Programm standen heute die Hometrails von Moroto, dem Hauptort des Distrikts. Dort gibt es eine kleine Mountainbikeszene, die durch das Biken die bescheidene, lokaleWirtschaft etwas vitalisieren will. Spätnachmittags zeigte uns Asoka die Trails an den Ausläufern des Mount Moroto. Schweißgebadet und stäubend segelten wir schließlich der Savanne mit ihrer immensen, rötlich leuchtenden Abendsonne entgegen. Am nächsten Tag packten wir unsere Bikes in ihre Tra- vel Bags, denn als Abschluss der Reise wollten wir uns noch die vielfältige Tierwelt Ugandas ansehen. Im Na- tionalpark von Marchison Falls konnten wir mit den Bikes ohnehin nicht viel anstellen. Elefanten, Giraffen, Zebras, Hippos, Löwen. Alles was man sich so unter dem afrikanischen Tierreich vorstellen konnte, beka- men wir zu sehen. Zuletzt standen wir an der Gischt des mächtigsten Wasserfalls der Welt, den Marchison Falls. Der ganze Nil drückt sich hier tosend und schäu- mend durch eine nur sieben Meter breite Felsschlucht. Das perfekte Schlussbild für den energiegeladenen, be- eindruckenden Trip, den wir hinter uns hatten. INFOBOX: Im ostafrikanischen Uganda leben etwa 35 Millionen Menschen auf einer Fläche von ca. 241.000km² (Das entspricht in etwa 2/3 Deutschlands). Von 1894 bis 1962 stand Uganda unter „Britischem Protektorat“. Nach Erreichen der Unabhängigkeit folgte unter Premierminister Obote ein Einparteiensystem, das er auch blutig durchsetzte. Dies ebnete denWeg für Idi Amin, der per Militärputsch 1971 die Macht übernahm und bis 1979 ein äußerst gewalttätiges Regime leitete. Der anschließende Bürgerkrieg dauerte mehr als 20 Jahre an und erst seit 2008 hat sich die Lage etwas beruhigt. 2018 hat die Inhaftierung von Oppositionspolitikern allerdings wieder zu politi- schen Spannungen und gewalttätigen Demons- trationen, geführt. Aus diesem Grund rät das Auswärtige Amt auch generell zu Vorsicht und Wachsamkeit auf Reisen in Uganda. Bei der Einreise ist ein gültiges Visum vorzuweisen. Uganda ist von Seen, demWeißen Nil, Urwäldern und Savannen geprägt und liegt im Norden des Victoriasees. Der Margherita Peak oder Mount Stanley (5.110m) im Ruwenzori-Gebirge ist der höchste Punkt Ugandas. Sipi und seine beeindru- ckenden Wasserfälle liegen am Fuß des Mount Elgon, eines erloschenen Vulkans mit fünf Haupt- gipfeln, in Ostuganda. visituganda.de [Anreise] Flüge von München nach Kampala oder Entebbe kosten ab ca. 600 Euro (Flugdauer ca. 15 Stunden). [Hauptstadt] Kampala, vorher Entebbe [Währung] Uganda-Schilling – 10 Euro entsprechen etwa 42.000 UGX [Amtssprache] Swahili und Englisch www.abenteuerreisen.ch www.rideonmtb.it

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