Bergstolz Issue No. 79

(künstlich gestressten) Durchschnittsmitteleuropäer aus. „Pension“, das muss in Japan ein Fremdwort sein. Denn die meisten rüstigen Damen und Herren stehen noch voll im Arbeitsalltag und das mit Überzeugung und Freude an der Arbeit. Einfach beneidenswert! Nach dem obligatorischen Onsenbesuch und einem Blick in den Forecast wich doch die Euphorie etwas der Ernüchterung: anstelle des täglichen Niederschlags war Sonne und gutes Wetter für den nächsten Tag an- gekündigt... strange – aber auch die Chance, einen Trip der besonderen Art zu unternehmen. Yotei – der riesige Pyramidenförmige Berg der immer in Sichtweite von uns war, aber immer im dicken Nebel steckte und so nie seine wahre Größe zeigte. Bereits bei unserem letz- ten Besuch konnten wir nur erahnen, wie er wohl in voller Pracht aussehen würde. Damals wurde Japan seinem Ruf gerecht und es schneite unentwegt. Somit war klar, der Mount Yotei stand als morgiges Ziel fest. Ein inaktiver Vulkan im Südwesten der Insel, der mit einer Höhe von 1898m alles bis zum Horizont umWei- ten überragt. Mit gerade mal hundert Befahrungen pro Winter und einer zwanzig prozentigen Chance den Gipfel zu errei- chen, ein seltenes und exklusives Unterfangen. Mit etwas Wetterglück und richtigem Timing sollte das Un- terfangen doch möglich sein, dachten wir. Zeitgleich mit den ersten Sonnenstrahlen standen wir bereits in Niseko und staunten nicht schlecht über den unwirk- lich anmutenden Riesen inmitten der flachen Land- schaft. Die Pyramide mit schneebedecktem Flachdach zeigte sich bei bestem Wetter, jedoch waren die Schneefahnen am Gipfel gut zu erkennen, womit klar war, dass es kein Zuckerschlecken werden sollte. Die Felle wurden aufgezogen, Reissnacks und der Flach- mann eingepackt, nächster Stopp - Gipfel. Am „half moon lake“ vorbei ging es durch ein kleines Wäldchen leicht bergauf - easy! Das kupierte Gelände wurde immer steiler und bald darauf ließen wir denWald hin- ter uns. Keine fresh Tracks mehr, sondern ein windge- presster Schneedeckel ging uns so richtig auf die Nüsse und verlangte unseren Skitouren skills alles ab. Unser Splitboarder fackelte nicht lange und wechselte vom Brett auf Bootpacken. Gut die Hälfte hatten wir hinter JAPAN 51

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