Bergstolz Issue No. 78

22 SKITEST Bergstolz Ski & Bike Magazin • 10 | 2018 Als wir uns am 13. März 2018 die letzten Kurven der Kaunertaler Gletscherstraße hochschlängeln ist uns schon etwas mulmig: meterhohe Schneewände links und rechts, totaler White Out und Schneegestöber.Wieder mal beste Schneebedingungen bei grenzwertiger Sicht und geschlossener Schneedecke auf der Straße – hoffentlich haben alle an kontrastverstärkende Gläser für die Goggles und Schneeketten für die Autos gedacht! Denn am nächsten Tag soll es losgehen: Der größte Freeride Skitest der Alpen! 36 Skifirmen haben sich angemeldet um beim Freeride Skitest 2018 im Kaunertal dabei zu sein. Wie jedes Jahr haben wir die über 130 Freeride-Ski, in vier Kategorien eingeteilt: EierlegendeWollmilchsau (All in one ski), Going BIG, Powdergirl und Freetour.Wobei wir den Firmen nur Richtwerte für die Einteilung ihrer Ski vorgeben. Bei der hier besprochen Kategorie war es: All-in- one ski suitable for every skiday, 95 - 110mm, max. length. Ganz bewusst wollen wir die Vorgaben niedrig halten, denn nur so können wir auf die Eigenheiten der Skihersteller eingehen. Für die einen ist die „Eierlegende Woll- milchsau“ ein Twin Tip, für die anderen ein breiter Allmountainski. Und auch die Geschmäcker der Skifahrer sind unterschiedlich – für die einen sind 108 mm unter der Bindung extrem fett und nur was für die fetten Powderdays, für andere „ganz normal“ und ein Ski auch für den einen oder anderen Pistentag. Und da sind wir schon beim Kern des Freeride Skitest:Wir fahren die Ski drei Tage lang. Das Testteam besteht aus Mitarbeitern der Skiindustrie, Meinungsbildnern, unserenVerlagsmitarbeitern und Lesern. Jeder Ski wird also von total unterschiedlichen Skifahrern gefahren und bewertet. Genau dieses breite Testfeld und deren Meinungen ermöglicht es uns die Ski individuell zu beschreiben. Ist ein Ski straff abgestimmt, freuen sich die „Racer“, aber leichte Skifahrer, oder „Cruiser“ haben keinen Spaß. Und genau das wollen wir herausarbeiten – jeder Ski soll „seinen“ Rider finden.Wir hoffen, dass wir Euch mit dem Skitest eine Orientierung bieten können, um den Ski zu finden, der zu Euch passt und Euch perfekt durch den Winter bringt. Wenn Ihr nach der Lektüre immer noch unschlüssig seid, geht zum Ski-Dealer eures Vertrauens – gute Händler bieten Testski - oder Ihr schaut bei den Openings vorbei, dort gibt es auch meistens Testmöglichkeiten. Und im Feb- ruar und März findet wieder das FreerideTestival statt – dort könnt Ihr testen bis die Oberschenkel glühen. „Die Eierlegende Wollmilchsau“ ARMADA Tracer 98 Gefahrene Länge: 188 cm | ø R= 18,5 m Taillierung: 133 | 98 | 124 mm Gewicht: 3720 g Preis: 579,95 Euro Unser Eindruck: Design, Shape und niedriges Gewicht gefallen den Testern, einmal angeschnallt zeigt der Armada, dass er voll und ganz der Allrounder-Kategorie entspricht: Laufruhig und stabil setzt der harmonisch abge- stimmte Ski Steuerbefehle direkt um und gibt seinem Fahrer sehr viel Feedback und ein souveränes Gefühl. Das übrigens vollkommen unabhängig, ob Piste oder Gelände. Als einziges Manko wurde etwas verbesse- rungswürdiger Auftrieb im Powder angesprochen. Der relativ harte Ski glänzt bei jedem Tempo mit seiner Vielseitigkeit: „Ein sehr cooler Allrounder, der ordent- lich Pfeffer hat!“ Die werden vor allem gute Fahrer zu schätzen wissen. DPS AlchemistCassiar 94 Gefahrene Länge: 185 cm | ø R= 19,5 m Taillierung: 133 | 94 | 111 mm Gewicht: 3620 g Preis: 1.299,00 Euro Unser Eindruck: Der Cassiar erinnert mit seiner schlankenTaille beinahe an einen Pistenski. Dort fühlt er sich auch wohl: Sowohl bei langen als auch bei kurzen Turns fährt er sich spielerisch und macht richtig Spaß. Saubere Schwünge auf der Kante funktionieren besser, je schneller man fährt. Im Zerfahrenen blüht der DPS dann auf: Die Dämpfung funktioniert, er lässt sich bei einfacher Schwungauslösung hervorragend steuern. Mit zunehmendemTempo steigt allerdings die Gefahr zu verschneiden. Im Deep Pow gibt es breitere DPS, die mehr Auftrieb und Spaß bringen – was aber zu erwarten ist.Alles in allem ein vielseitiger Allmountain- Ski für gute Skifahrer. DYNAFIT Beast 98 Gefahrene Länge: 177 cm | ø R= 19,0 m Taillierung: 125 | 97 | 116 mm Gewicht: 3060 g Preis: 650,00 Euro Unser Eindruck: Dynafit setzt beim Beast mit 98mm auf eine vernünf- tige Allround-Breite für alle Einsatzbereiche, und so verhält sich dieser Ski auch:Wer einen unaufgeregten und unkompliziert zu fahrenden Ski sucht, der bei allen Bedingungen ohne Zicken funktioniert und mit dem sich auch Skitouren gut bewältigen lassen, der ist hier richtig. Auch im zerfahrenen Gelände reagiert der Beast 98 gutmütig und fehlerverzeihend, so vermittelt er seinem Fahrer viel Vertrauen. Richtig spritzig und sportlich wirkt der Ski zwar nicht, dafür bekommen auch weniger versierte Freerider einen gutmütigen Allrounder, der auch bei schwierigen Verhältnissen Sicherheit gibt. DYNASTAR Legend 106 Gefahrene Länge: 188 cm | ø R= 17,0 m Taillierung: 136 | 107 | 123 mm Gewicht: 3960 g Preis: 649,99 Euro Unser Eindruck: Die auffällig große Schaufel limitiert das Fahrver- gnügen mit dem Legend 106 auf der Piste: Sobald es schneller wird, flattert es ziemlich. Dabei hält die Kante aber gut und der Ski wirkt recht harmonisch. Im ver- spurten Gelände bestätigt sich das, gutmütig und drehfreudig steuert man den Legend 106 mit wenig Kraftaufwand bergab. Die große Schaufel bringt im Powder Pluspunkte, zusätzlich glänzt der Dynastar vor allem bei hohem Tempo mit Laufruhe und Stabilität. Mit dem Legend 106 haben die Franzosen einen „Allrounder mit klarer Freeride-Tendenz“ im Sorti- ment. Er glänzt besonders bei großen Turns im mittle- ren Speedbereich.

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