Bergstolz Issue No. 49 - page 14

Seite 14 | BERGSTOLZ Ski Magazin November 2014
NEWS
Ich glaube nicht an das Schicksal.
Auch ist mir die Idee jedweglicher
Vorsehung völlig fremd. Vielleicht,
so frage ich mich manchmal, reicht
mein Horizont, meine Vorstellungs-
kraft oder Inspiration schlichtweg
nicht aus, um mich für die Idee zu
erwärmen, dass eine höhere Macht,
sei es ein grauer, alter Mann mit
Bart oder eine alles durchdringende
Energie oder was auch immer, die
Geschicke von uns Menschen hier
auf Erden leitet. Gewiss, es würde
mir das Leben erheblich erleichtern.
Ich könnte meine Sorgen, meine
Ängste und Unzulänglichkeiten auf
die andere Seite schieben. Ich
könnte all das Unbegreifliche dieser
Welt in dieser Idee suchen, finden
und erklären und müsste mich nicht
mit einem tieferen Verständnis
plagen. Ein Beispiel: Als Freerider
habe ich eine grundsätzliche
Motivation mich ausführlich mit der
Materie Schnee auseinander zu
setzen. Ich muss verstehen unter
welchen Vorraussetzungen sich der
vom Himmel herabfallende Neu-
schnee zu einer Schneedecke aus-
bildet,
die
von
Schichten
gekennzeichnet ist, welche in sich
mehr oder weniger fest verbunden
sind. Das Ein-Mal-Eins der Lawinen-
kunde. Handwerkzeugs. Gehe ich
aber davon aus, das meine Zeit auf
diesem wunderbaren Planeten von
vornherein festgelegt ist, dass ich
also gehen muss wenn meine Zeit
gekommen ist, ich mich meinem
Schicksal ergebe, ja dann könnte ich
mir den ganzen Quatsch sparen,
weil es Bestimmung ist und nicht
Handeln. Handlungen tätigen
bedeutet Konsequenzen in Kauf
nehmen.
Im frühen Herbst diesen Jahres ver-
breitete sich die Kunde von Lawi-
nenunfällen im Himalaya und
Patagonien rasend schnell und an
der nüchternen Gewissheit zer-
schellte die Vorfreude auf den
Winter wie eine Christbaumkugel,
die zu Boden fällt. Die Konsequen-
zen sind der Preis, der zu bezahlen
ist, wenn man sich in den Bergen
dieser Welt unter Beweis stellen will
– und die Preisspanne reicht von
ganz unten bis in die Unendlichkeit.
Jene, denen eine Rückkehr von den
Bergen in diesem Herbst nicht mehr
gelungen ist, wussten nur zu gut
darüber bescheid. Sie hatten sich
keinesfalls ihrem Schicksal ergeben,
sie nahmen es viel mehr in die
eigene Hand und die eigene Hand
ist die ausführende Macht und in
letzter Instanz zuständig für das ei-
gene Handeln.
Die Annahme eines Schicksals ist
unverträglich mit einer Vorstellung
von freienWillen, denn erst der freie
Wille ist es, der einem vor die Wahl
stellt, der einem diese Wahl erst er-
möglicht. Mit Sorgfalt wägen wir
Vorteile und Risiken ab, versuchen
eine Entscheidung zu treffen.
Manchmal dreht man sich einfach
um und geht weg. Aber auch das ist
eine Wahl, eine Entscheidung, die
getroffen wurde, eine Handlung.
6
SECHS
ANgspurt
Mit der hochkarätig besetzten 3. SNOW & SAFETY CONFERENCE, die vom
5. bis 7. Dezember 2014 stattfindet, unterstreicht Lech Zürs am
Arlberg erneut seine Kompetenz als Vorreiter für verantwortungsvollen
Wintersport. In zahlreichen Fachvorträgen,Workshops und Podiumsdiskus-
sionen haben Interessierte die Möglichkeit, sich umfassend über das Thema
“Lawinenschutz und Sicherheit im Schnee” zu informieren.
Die diesjährige Konferenz widmet sich den Inhalten “Entscheidungsfindung
& Konsequenzen”.Theoretische Grundlagen-Schulungen sowie praktische
Trainingskurse im Gelände stehen während der zweitägigen Veranstaltung
auf dem Programm. Namhafte Referenten aus den Kompetenz-Feldern
Alpinismus, Rechtswissenschaft, Skischule und Bergrettung konnte Lech
Zürs amArlberg dafür gewinnen, ihr Know-how anWintersport-Begeisterte
weiterzugeben.
Ein Höhepunkt der 3. SNOW & SAFETY CONFERENCE ist natürlich wieder
der beliebte “Freeride-Day”, der dieses Jahr am 6. Dezember stattfindet.
Bekannte Profis der Freeride-Szene, wieWeltmeisterin NadineWallner und
dieVize-Weltmeisterin in der FreerideWorld Tour Lorraine Huber und Stefan
Häusl zeigen in Theorie und Praxis, wie man beispielsweise Lines am Berg
auswählt, plant und sicher fährt.
Auch 2014 findet die SNOW & SAFETY CONFERENCE wieder im
Robinson Club Alpenrose in Zürs statt. Die Teilnahme an den Vorträgen ist
kostenfrei, die des “Safety-Days” oder des “Freeride-Days” kostet
jeweils 55 Euro pro Person exkl. Skipass.
Anmeldung unter
3. Snow & Safety Conference
in Lech Zürs am Arlberg
vom 5. bis 7. Dezember 2014
Foto:TVB Lech Zürs
1...,4,5,6,7,8,9,10,11,12,13 15,16,17,18,19,20,21,22,23,24,...64
Powered by FlippingBook