Seite 37 - Bergstolz Issue No. 37

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BERGSTOLZ Ski Magazin November 2012 | Seite 37
LÖTSCHENTAL
Mit Ski durch unberührten Schnee zu ziehen, ist Lutz’ große Leidenschaft. Seit über elf Jahren ist der
40-Jährige als Bergführer und Skilehrer Sommer wie Winter in den Bergen unterwegs. Seit 2009 ist Lutz
Mitglied im Lehrteam „Variante“ des Deutschen Skilehrerverbandes. Seine Passion ist das Freeriden – die
Befahrung der Matterhorn-Ostwand, der Lenzspitze oder der Monterosa Ostwand gehören zu den extremen
Varianten des Freeridens. Er beherrscht sie. Beim Heliski in Sibirien oder in Kanada ist Lutz anzutreffen sowie
beim Klettern in Spanien, Italien, Frankreich, Thailand und vielen weiteren Orten. Er kennt nicht nur die
extremen Routen auf den Kontinenten, er verfügt auch über beste Kontakte und ein großes Know How im
Berg- und Skisport.
Mit Begeisterung ist Lutz in seiner walisischen Wahlheimat unterwegs, wo er sich sehr gut auskennt und
immer weiß, wo der beste Schnee zu finden ist. Wenn man ihm zuhört, glaubt man, er rede von einem klei-
nen Paradies. Und wenn man dem Lötschental dann selbst einen Besuch abstattet, weiß man, dass Lutz
nicht übertrieben hat.
Lutz ist Mitglied des Marmot PRO Riders Team, und als solches hat er seine Teamkollegen – unter anderem
die Freeride Pros Roman Rohrmoser, Alex Hoffmann, Dani Regensburger, Michi Trojer und Lisa Horst, den mehr-
fachen deutschen Meister im Skibergsteigen, Toni Steurer, sowie die jüngste deutsche Bergführerin, Nina
Schlesener – zu einem spätwinterlichen Besuch ins Lötschental eingeladen. Wir zögern nicht lange und sagen
gespannt zu – es ist für alle das erste Mal, dass wir diesen malerischen Winkel im Wallis erkunden dürfen.
Die Straße endet in Kandersteg, vor und neben uns nur unpassierbare, schroffe Berge, doch laut Navi geht
es immer noch weiter gerade aus. Auf einmal steht man auf dem Autoverlad, kurz darauf geht es durch
einen finsteren Tunnel, rund 15 Minuten später wird man in Goppenstein wieder ausgespuckt. Ein zweiter
Zugang führt von Süden durch das Rhône-Tal, ansonsten ist das zwischen den Berner und Walliser Alpen
eingebettete Lötschental nicht mit dem Auto zugänglich.
Vielleicht ist es diese Abgeschiedenheit, die das Lötschental so einzigartig macht. Keine Hotelburgen, keine
Autoschlangen, keine Hektik. Stattdessen: Ruhe und walisische Ursprünglichkeit. Die Jahrhunderte alten
Holzhütten, charakteristisch für das gesamte Tal, strahlen mit ihren groben, dunklen Balken eine
Gelassenheit aus, die sofort ansteckend ist. Die steil in den Himmel ragenden Berge ringsum, allen voran
das Bietschhorn (3.934 Meter), leuchten in der Abendsonne und heißen uns willkommen. Das Lötschental
ist ein Ort der Begegnung – zwischen seinen Bewohnern und seinen Besuchern ebenso wie zwischen
Menschen und Natur.
Es ist Ende März, bei der Anfahrt zeigt das Thermometer im Tal über 20 Grad an, trotzdem sind dank seiner
hohen Lage sowohl die Nord- als auch die Südhänge des Lötschentals noch schneebedeckt und verheißen
unserer Reisegruppe vier ausgezeichnete Frühjahrsskitage.
Früh am nächsten Morgen geht’s los, dank der Lauchernalp Bergbahn können wir am Hockenhorngrat direkt
auf 3.111 Metern loslegen, ein absolutes Plus in dieser Jahreszeit. Dies ist der Ausgangspunkt für unzähli-
ge Touren in allen Schwierigkeitsgraden und Längen ebenso wie für spektakuläre Freeride-Abfahrten.
Wir starten an der Milibachpiste und steigen auf in Richtung Osten zum Tennbachgletscher, mit schöner
Sicht auf das Bietschhorn, die Lonzahörner, das Lötschentaler Breithorn, das Sattelhorn (ein sehr markanter
Berg über der Lötschenlücke) und das Aletschhorn. Von dort geht es in ca. 2 Stunden zum Elwertätsch. Die