Seite 21 - Bergstolz Issue No. 36

SKIING 2012
D I G I T A L
C A T A L O G
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BlackDiamondEquipment.com
VAL FORMAZZA
Am zweiten Tag hat leider der Wind etwas aufgefrischt. Die Mine von Fabio wirkt nicht mehr ganz so cool
wie am ersten Tag und Carlo muß ihm als Copilot die Windrichtungen und Windgeschwindigkeiten bei den
Landungen ansagen. Die Landepunkte werden etwas nach unten verlegt, was dem Spaß aber keinen
Abbruch tut. Wir fliegen die Punta Clogstafel, den Pizzi della Satta und die Alpe Balma Rossa an. Die Crew
achtet tunlichst darauf, dass wir sehr verschiedenes Gelände fahren und keinesfalls einen Hang zweimal –
wäre ja auch noch schöner!
Gott sei Dank legt sich der Wind am dritten Tag wieder und wir können die Gipfel wieder direkt anfliegen.
Ich hab am Vorabend mit Carlo gesprochen und Ihm erklärt, dass ich noch ein paar gute Bilder brauche. Ob
er meine Absicht, heute etwas höher zu gehen, durchschaut hat weiß ich nicht. Carlo ist einer dieser netten,
freundlichen, in sich ruhenden Menschen. Am Vortag hat er mir von seinem Herzinfarkt vor zwei Jahren
erzählt und es mit den Worten „You know, now I only do what I want to do“ kommentiert. So ein Spruch
von einem Mann, der in Gressoney wohnt ist eine Sache, aber von einem Mann, der in Gressoney wohnt und
ein Heli Unternehmen und zwei Hotels besitzt – das ist ganz was anderes. Als wir im ersten Heli sitzen, merke
ich, dass er mich verstanden und durchschaut hat. Wir fliegen auf den höchsten ausgesetztesten Gipfel zu.
Leider kann Fabio nicht direkt oben landen und lässt und deswegen etwas unterhalb des Gipfelhanges, der
wunderbar aussieht, raus. Carlo merkt sofort was mir durch den Kopf geht. „Do you want to hike? It’s worth
it! And we have time till everybody is here.” Also Felle raus, Bindung auf und Abmarsch. Dass wir schon auf
3280
Metern sind, merken wir sofort – scheiß dünne Luft hier in Italien. Also Tempo raus und mit Bedacht
die 100hm gemacht. Die Aussicht am Blinnenhorn ist einfach nur gigantisch: Monte Rosa, die nahen
Schweizer Gipfel und unter uns der Heli, der den Rest der Gruppe auf den Berg transportiert. Wir sind sicher
die ersten, die seit Wochen hier oben stehen. Für die Abfahrt haben sich die Guides noch ein paar richtige
Schmankerl rausgesucht. Steile Rinnen, Drops, weite Hänge, Coulaures, eine High Speed Passage über einen
zugefrorenen Alm See, bei der meine GPS-GoBandit später 103 km/h anzeigen wird und das alles in einer
unglaublich schönen Bergwelt. Die letzte Abfahrt vom Corno Bruni direkt zum Hotel Walserstube krönt die
ganzen Tage zum Schluss noch mit Bildern vom halbzugefrorenen Lago di Marasco und brennt sich so
unlöschbar in unsere Gehirne. Was für Tage, was für Berge, was für Eindrücke.
Fotos: Michael Neumann, Herbert Horet, Jockl Metzger Text: Ralf Jirgens
Danke an die Heli Guides, das Air Service Center und Haglöfs