Seite 17 - Bergstolz Issue No. 36

VAL FORMAZZA
BERGSTOLZ Ski Magazin Oktober 2012 | Seite 17
powderhornworld.com
Wir sind auf demWeg ins Val Formazza im Piemont. Dort wollen die Heli Guides einen neuen Heli-Spot erschlie-
ßen und haben uns gefragt, ob wir dabei sein wollen. Was ‘ne Frage! Für Heli Skifahren machen wir fast alles!
Da nehmen wir sogar die abenteuerliche Anreise in Kauf – Treffpunkt war Kaufbeuren, dann ging es nach
Bregenz, durch die Schweiz zum Comer See über die besagte kleine Straße nach Domodossola und von dort
wieder 2 Stunden Nordwärts bis wir am Ende der Welt in Riale ankommen. Der Parkplatz ist wirklich das Ende
der Straße. In dem riesigen Talkessel gibt es nur eine Handvoll Häuser, 2 Hotels, eine Kirche und eine
Langlaufloipe. Ringsum nur Berge. Als wir auf dem Parkplatz unsere breiten Ski in den Anhänger von Mauros
Snowmobil laden, schauen die italienischen Skitourengänger schon etwas skeptisch. Und weil sie ja nicht wis-
sen, was wir in den nächsten Tagen vorhaben, kann ich Ihr Kopfschütteln über unsere Freeridelatten hier im
Langlauf- und Tourengebiet von Riale gut verstehen.
Als wir am nächsten Morgen Richtung Landeplatz des Heli marschieren, ernten wir dieselben Blicke wie am
Abend davor. Die italienischen Langläufer und Tourengänger wissen nicht wirklich was wir hier in dem verschla-
fen Tal wollen und beäugen uns skeptisch, als wir unsere Ski zu Bündeln packen und gebannt Richtung Himmel
schauen. Kurze Zeit später erlöst uns das noch kaum hörbare knattern unseres Transportmittels. Und die
Italiener wissen auch endlich Bescheid und wechseln die Blicke vom Fragenden zum Verächtlichen. Uns egal,
denn so ein Hubschrauber, mit dem man(n) gleich fliegen darf, macht aus jedem gestanden Mannsbild einen
kleinen Jungen. Fabio, unser Pilot für die nächsten Tage, landet den Eurocopter etwas abseits vom
Hauptparkplatz um – imWahrsten Sinne des Wortes – nicht zu viel Staub aufzuwirbeln. Unsere Gruppe ist groß,
so dass Fabio immer dreimal fliegen muß, um uns alle auf den Berg zu befördern. Kurze Einweisung, einstei-
gen, Motor an und los geht’s. Das Tal liegt noch im Schatten und viel haben wir außer den Bergen, die es eng
einschließen, auch noch nicht gesehen. Doch schon 30 Sekunden später haben wir den ersten Bergkamm
erreicht und es eröffnet sich ein unglaubliches Panorama: Das Heli Skigebiet wird von den Gipfeln Ofenhorn
(3250
m), Blinnenhorn (3373m) und dem Basodino (3270m) begrenzt. Ich sehe zig Gipfel, hunderte Hänge und
tausende Varianten. In den Tälern liegen Stauseen mit gewaltigen Mauern, die zur Stromgewinnung für die
Städte im Norden Italiens genutzt werden. Herrliche Berge und eine völlig neue Perspektive.
Unser erster Landepunkt ist der Punta d‘Arbola auf 3235m. Tür auf, rausspringen, hinkauern, Kopf einziehen
und das Gesicht vor dem Downwash schützen. Sekunden später ist Fabio nicht mehr in Sicht und Hörweite.
Absolute Ruhe, strahlender Sonnenschein, kein Mensch, kein Lift, nichts was auf Menschen hindeutet weit und
breit – Hammer! Es herrscht andächtige Ruhe – jeder schaut sich um, genießt, staunt. Es dauert natürlich etwas
bis die ganze Gruppe einschließlich der drei Bergführer auf dem Berg ist, was aber keinem was ausmacht - die
Aussicht und die Freude auf die bevorstehende Abfahrt sind zu genial.
Mauro, der einheimische Bergführer, erklärt den Weg und macht uns auf die Gefahrenpunkte aufmerksam. Er
ist sehr vorsichtig und bei der Linienwahl eher konservativ. Zum Glück ist auch noch Carlo mit dabei – der Chef
des Heli Unternehmens und Ausbilder der Italienischen Bergführer. Er ist deutlich entspannter und hat ein sehr
gutes Auge, wo der beste Schnee für die richtig fetten Turns liegt.